Am 17ten Julius. Wie vor
einigen Monaten ein Gährungsprozeß
zwischen den Jägern unter
sich und den Jägern und Obern Statt fand
so beginnt jetzt und
findet eine Gährung und Ausscheidung unter /
[43]
den
Officieren statt. O! wie ganz anders zeigen sich jetzt so manche
Menschen wie fremd ihnen das Interesse deutscher Söhne, sie
scheinen
ihnen in ihrer Gesammtheit eine Leiter zum Emporsteigen
zu seyn.
Die Gesammtheit, aus der sie hervorgingen scheint ihnen
nur darum
da zu seyn, daß sie ihrer Eitelkeit frohnen, ihr
frohnen, ihren Ehr-
geiz nähren können. So hat sich unser sonst
lieber Süvern ver-
ändert, der doch rein aus uns hervorging durch
uns ihm vertrauend
über uns gesetzt. Anfangs war er klug, bald
wurde er kalter
und trennte sich von der Gesammtheit, jetzt hat
er sich an welche im
Stabe angeschlossen die uns als nichts
anders als bloße Werkzeuge
zu
ihren
persönlichen Zwecken halten als solche aber nicht einmal
bisher achten
weil sich nicht
alles unbedingt in ihren Willen
fügt, und nun tritt er auf die
Gesammtheit die er achtend
pflegen sollte, unter dem Schein
ihr den militärischen Geist
in
ihr zu wecken. Befehlshaberey Herrschsucht und unter dem
Schilde
der militärischen Subordination Willkühr tritt an
die Stelle
früherer freundschaftlicher Verhältnisse. Ich schreibe
Ihnen
dieß weder aus Unzufriedenheit noch
aus weniger aus
Klage, sondern nur um
Ihnen zu schreiben wie es jetzt bey
uns in einer Hinsicht ist,
weil Sie mir erlaubt haben Ihnen
darüber schreiben zu dürfen.
Als ein Verein deutscher Söhne
betrachtet stehen wir jetzt
verwaist.
Helmenstreit der
Besitzer
unserer Compagnie, scheint uns nicht besonders zu lieben.
Ein
gewisses väterliches Verhältniß, wie uns doch die Geschichte
sagt daß es schon zu Zeiten Friedr. des Gr.
unter von den Befehls-
habern zu
ihren Kriegern herrschte, findet bey uns nicht statt
wir sehen
unsere ersten Chefs höchst selten und
Helmenstrei-
ten immer finster. Ich bin
über
dieses Stehen einiger unserer Chefs
so wie über das
Bewußtseyn, daß es
wohl lange nicht
besser wird, sehr ruhig; denn ich bin überzeugt
daß <wir sehr>
große Läuterung noch bestehen müssen ehe
wir werden
was wir seyn wollen und sollen würdige Krieger für
die Rechte der Menschheit. Wir werden gemißbraucht d. h. nicht
recht gebraucht,
das mag wohl keinen
Zweifel leiden, doch glaube
ich und muß mich wenn ich das Ganze
überschaue und überdenke
fast überzeugen daß es uns gut ist,
damit ein höherer Sinn
in uns endlich des Schlechten, Falschen,
Gemeinen, Kleinlichen
müde
und
in uns erwache und mit diesem höhere Kraft
und Stärke zur
Ausführung des Großen. - Was den
kleinen Dienst und das
Exerciren betrifft, so zeichnen
sie sich vor allen andern
Compagnien sehr zu ihrem Vortheil aus /
[43R]
welches
auch von unsern Chefs
An erkannt
wird. wir führen
wie uns unsere Oberen sagen unsere Manöver mit
Präzision
und Schnelle aus, namentlich haben wir es in dem
Schwärmen
einem Hauptmanöver der Jäger, zu einer großen
Vollkommenheit gebracht, unsere Companie ist daher
auch
wirklich Normalcompagnie für die andern
Büchsen-
jäger[-]Compagnien. Mit dem Schießen, der zweiten
wesent-
lichen Eigenschaft des Jägers, geht es auch schon
ziemlich. Alles
was wir in militärischer Hinsicht Gutes sind
verdanken
wir dem großen Eifer unseres Commandirenden
Lieuten:
Müller, welcher
früher unter dem Gardejägerbataillon
stand und mit diesem Dienst
sehr vertraut ist. Dieser
Mann ist sonst ein sehr guter
einfacher Mann, von dem
ich wohl alles gesagt habe wenn ich
hinzufüge, dessen
ganze Welt das Exercitium ist. Er meint
es mit mir und meinen Freunden gut und besucht uns
deßhalb
oft, er hat mir noch nie etwas Unangenehmes
gesagt eben so wenig
als Süvern oder irgend ein ande-
rer meiner Oberen. So viel in
militärischer Hin-
sicht von meinem Verhältniß.
Von
Jahns Veränderung haben [sc..
werden] Sie gewiß in B.
viel gehört haben, wie man hier sagt
lebt er in seiner
Cantonirung wie ein kleiner Satrap oder
asiatischer
Despot, er fährt immer mit 4 Pferden einen Uhlanen
vor
u einen hinter, 2 neben dem Wagen rc. Er soll sogar
Wache von Büchsenjägern vor seiner Wohnung haben
was doch
so nicht einmal
Petersdorf annimmt; doch
wer mag ihn
beurtheilen sein Handeln gründet sich
vielleicht auf ein
tieferes Kennen der Menschen wie sie
jetzt sind und was ihnen
Noth thut. Niemand kann
ihm doch wohl kaum absprechen, daß
er etwas
istWenn er dieses was er ist nun nur in
seiner ganzen Kraft
zur Bekämpfung der Unterdrücker der
Deutschheit
gebraucht. - Es ist wahr man erzählt sich viel, was
gegen ihn spricht und was wohl Ähnlichkeit mit mancher
Erscheinung der Geschichte zeigt, so soll er z. B. viele
die ihm früher nahe standen von sich entfernen; zwischen /
[44]
denen und ihm wo sonst das Du herrschte soll jetzt
das Sie
eingetreten seyn. Seine Heftigkeit schildert man sehr
groß
der Dienst unter ihm soll sehr beschwerlich und angreifend
seyn und dennoch soviel man auch sagt so könnte es dennoch
wohl möglich seyn, daß, wenn sich unsere Compagnie durch
Ver-
setzung und Abgebung von Oberjägern an die
Füssiliercom-
pagnien zertheilte, daß ich dann dennoch um
Versetzung
zu
Jahn bäte,
hierzu würde mich ganz beson er ist
immer
ein Mann weiß fühlt und zeigt es daß er ein Mann
ist
und wird gewiß etwas leisten, was der Zeit Noth thut
wenn ihm zu
handeln erlaubt ist. Zu dieser Versetzung
zu Jahn könnte mich
ganz besonders noch bestimmen
daß
Keil
kommandirender Lieuten: seiner Büchsenjäger-
Compagnie ist,
welcher als ein ganz vortrefflicher Mann
gerühmt wird. Wird mich
die Zertheilung unserer Compag-
nie, d. h. der Abgang der Bessern
und Besten an andere Com-
pagnien zu dieser Versetzung bestimmen,
so werde ich Sie
bitten meiner in einigen Zeilen an HE Lieuten:
Keil freund-
schaftlich zu denken.