Wie Sie hochverehrter Herr und Freund aus den beyliegenden
Bruch-
stücken angefangener Briefe ersehen, hat das v. L-sche
Freykorps
alle <
wahre>
Eigenschaften verlohren die den Krieger fürs Vater-
land
<-> bestimmen könnten sich ferner an dasselbe anzuschließen.
Schon
da <ich vor> wir bey Lübthene standen sahe ich dieß
und forderte dort
nebst mehreren andern der besten unserer
Kompagnie meinen
Abschied allein ich erhielt ihn so wenig als
jene - Was seit jener
Zeit bey und mit unserm Korps geschahe
konnte nichts weniger
als die Anhänglichkeit an dasselbe
befördern ich strebte daher
ununterbrochen zu der großen Armee
abgehen zu können, doch zeigte
sich mir kein Weg meinen
Entschluß auszuführen. Jetzt erschien vor
einigen Tagen eine
Kabinetts Ordre des
Königs
welche allen jungen
Preußen erlaubt aus dem Frey[-]Corps aus und
zur Großen Armee
gehen zu können, wenn sie bestimmt nachweisen
in welches Corps sie
gehen wollen, und wenn sie auf dem direkten
Weg dahin un-
gesäumt abgehen. - In Rücksicht auf mein Verhältniß
zum
pr: Staate betrachtete ich mich als Innländer und suchte
deß-
halb abermals um meinen Abschied und Versetzung zur
Ber-
liner Landwehr nach, doch Petersdorf schlug mir denselben
aber-
mals ab indem er sagte, daß er mich als Ausländer betrachte
und daß er mich nun einmal nicht gehen lasse u. s. w.
Dieß bestimmt mich in Hoffnung auf meine gerechte und besonders
gute Sache
an das Militär-Gouvernement
bittend zu wenden,
wie Sie gütigst aus dem beyliegenden Schreiben
ersehen werden,
mir näml[ich] ein Zeugniß zu geben daß ich
in
Rücksicht auf diese Versetzung als
Innländer zu betrachten sey /
[54R]
und gleiche Rechte
mit denselben habe. Ich bitte Sie theilnehmender
HE u Freund auf
das Dringendste mein Gesuch wo möglich mit Ihrem
gütigen
<-> Fürwort auf das beste zu unterstützen. Meine
Lage als
Krieger und Streiter - nicht in Rücksicht auf Strapazen
denn die
haben wir zwar in der letzten Zeit wieder wohl eben soviel
als
bey der gr: Armee gehabt, doch diese achte u rechne ich nicht
wenn meine Kraft nur für die allgemeine gute Sache benutzt
wird. - Nicht in Hinsicht auf Strapazen rc. will ich meine Lage
schlecht u traurig nennen, aber sie ist es als Krieger u
Streiter
fürs Ganze fürs Vaterland, Unthätigkeit ist an die
Stelle
des Wirkens der That getreten; Privatinteresse ist an die
Stelle
des Interesses fürs Ganze getreten; doch genug Sie wissen
vielleicht
mehr von dem schlechten Zustand unseres Korps als ich
Ihnen
jetzt, da wir unerwartet wieder zu einem unwürdigen
nutz- und zwecklosen aber die Menschen unnöthig der Gefahr
um nichts und wieder nichts in Gefangenschaft zu kommenden
Posten abgehen müssen - schreiben kann. Bitten Sie
Güte-
voll alle die persönlich einiges Interesse an mir und
meinem
Schicksale <-> nehmen meine Bitte auf das
wirksamste zu
unterstützen; die HE
Proff. Marh[eineke] u
Zeuner u dem HE
Rektor Savigny und
vielleicht andere Edle. Es kann dem
Men-
schenfreund <
schlech>
doch gewiß keinesweges gleichgültig seyn
ob besonders der Mann
dem das Herz hoch aufschlug bey
dem Streben nach edlen Thaten
fürs Ganze fürs Vaterland
der sich mit Freudigkeit fürs Ganze,
für Vaterland und
König dem Tode weihete, daß ein solcher für
privat[e] Zwecke
und unwürdig gebraucht wird. - Vergleichen Sie
hochverehrter /
[55]
HErr das was wir leisten wollten u
sollten, das was
man von uns erwartete und wozu wir uns selbst
ver-
pflichteten mit dem was wir leisteten u thaten und Sie
wer-
den gewiß tief fühlen wie niedergedrückt ich mich bey meinem
Thun oder vielmehr nichts thun fühlen muß. - Ich bitte Sie
über befördern Sie baldigst und
auf dem wirksamsten Wege mein Ge-
such zu
L'Estock und erfreuen Sie mich
recht bald mit der Er-
laubniß zur gr: Armee u zwar zur Berliner
Landwehr ab-
gehen zu dürfen. Sollte auch jene Erlaubniß mir den
sichern
Tod auf der Wahlstatt herbey führen so will ich Ihnen
denn-
noch scheidend dafür danken; ein thatenloses Leben als
Krieger
ein unwürdiges nicht ehrendes Leben nach der Rückkehr
aus dem
Kampfe - und kein wahrer Krieger wird uns nach
errunge-
nem Frieden achten - ein solches Schicksal kann der Mann
schlechterdings nicht ertragen. Nochmals bitte ich Sie daher
unter-
stützen Sie auf das kräftigste meine Bitte; ich weiß das
[sc.: daß] große
Strapazen meiner dort erwarten allein ich will
alles mit Freuden
ertragen wenn ich nur Gelegenheit erhalte
kraftvoller und
wirksamer zu wirken, im Gegentheil sollte mir
meine
jetzige Lage auch das bequemste Leben beym herannahenden
Winter verschaffen, so sehe ich dennoch ein, daß ich sie nur
mit der strengsten Resignation ertragen, und auf alles
wahrlich auf alles soll der Mann nicht resigniren; die
Gelegenheit ehrenvoll, kraftvoll zu wirken soll er mit dem
Leben herbey führen. - Ich erwarte sicher vom
Gouverneur die Erlaubniß
vom Korps ab und zur Landwehr übergehen
zu dürfen, deßhalb bitte
ich Sie noch, mich bey Überschickung /
[55R]
derselben
mit einigen empfehlenden freundschaftl[ichen] Zeilen
an den HE
pp
Reimer zu erfreuen; ich
wünsche sehr zu
wissen als was er bey der Landwehr stehe indem
ich wünsche
unter sein Commando zu kommen. Auch die andern
theilnehmen-
den
Freu beyden
Freunde bitte ich herzlichst mir einige empfeh-
lende Zeilen an
ihre Freunde bey der Berliner Landwehr
zu durch Ihre Güte zu zu schicken, denn
der Mann kann
doch nur durch Männer wirken. -