Dein Brief hat mir Freude
gemacht, ich danke Dir
herzlich für denselben. Was ich Dir von
mir mit-
theilen könnte habe ich im Einzelnen an
Middendorf[f] geschrieben,
damit ich es hier nicht zu wiederholen
bedarf so bitte selbigen
daß er es Dir aus meinem
Brief mittheile. Seit meinem vorigen
Brief an
Dich hat sich nämlich mein Wirkungskreis etwas
vergrößert indem mein
Bruder in Osterode mir seine
2 Knaben zur
Pflege u Erziehung anvertraut und
sie mir sogleich hieher mit
gegeben hat. Ich wohne
hier nun schon ganz selbstständig und
habe auf einem
ähnlichen Fuß wie in Berlin mein eigenes kleines
Hauswesen unabhängig von irgend äußeren
Verhältnissen.
Erfreulich war es mir bey diesem
meinem jetzigen ganz
selbständigen Verhältnisse
und Wirken in Deinem Briefe einen
Gedanken
wegen der Zukunft Deines jüngsten Bruders
zu
lesen. Es ist wahr es ist ein Theil des tief-
sten Gedankens
meiner Seele Kinder derer
die mir lieb und theuer, und die also
auch selbst
mir wieder lieb und theuer seyn müssen zur
Erziehung um mich zu versammeln. Bis jetzt bin
ich noch
nicht in E.- [sc.: Erfurt] und also auch noch nicht
bey Deinem
lieben Vater gewesen. Glaubst
Du nun, daß seine Gesinnungen und
der
Plan den er mit Deinem Bruder hat mit Dir /
[1R]
mit dem Deinigen übereinstimmt, so sey so gut
und sprich
Dich deßhalb gegen Deinen Vater aus[.]
Die Kinder welche jetzt
das brüder- und schwester-
liche Vertrauen und Liebe um mich
versammelt hat
sind 4 Knaben von 6 bis 9½ Jahren. Da diese
be-
ständig beschäftigt und unter Obhut seyn wollen
so würde
ich ohne eine bestimmte gleichgeltende
Veranlassung schwerlich
in den nächsten Monaten
nach E.- kommen. Sey nun so gut und
schrei-
be mir deßhalb bald Deine bestimmte Gesinnung.
Daß
der Kostenaufwand weder Dich noch Deinen
l. Vater von der
Ausführung des
g von Dir
ge-
äußerten Gedankens abhalten soll und kann
dieß sollst Du
dann auch bald von mir hören.