Keilhau am 4en Juny 1828
(Mittwochs)
Lieber Barop.
Obgleich
Dein jüngster Brief nicht an mich besonders war so hat er mir wie
uns allen doch so viel Freude gemacht daß ich es mir nicht
versagen kann
Dir einen Antworts- oder Gegenbrief zu schreiben.
Gelingt es mir Dir etwas
zu sagen oder mitzutheilen was Dir lieb
ist, so wirst Du mir hoffentlich ja
wegen meiner baldigen
Wieder-Einkehr verzeihen. Zuerst nun flugs die Neu[-]
igkeiten
ausgepackt deren ich nicht wenige habe und [sc.: um] dann noch etwas
Zeit und
Raum auch für mich behalten. Fördersamst sey Dir
gemeldet daß
Middendorff im
untern Hause Statthalter oder wenn Du lieber willst Vicekönig
geworden
ist, leider neigt sich aber auch schon seine
Regentschaft mit starken Schritten zu
Ende; die Sache selbst ist
diese: der Bruder ist am Freytag voriger Woche mit
seiner Frau
und den beyden Jgfr Töchtern nach Döllstädt gereist, wird aber
auch diesen Abend schon
erwartet
wieder zurück erwartet.- Während der
Abwesenheit dieser,
vorgestern, am Mondtag Mittag hat uns
Herr Herzog verlassen. Es schien ihm die
Trennung oder wenigstens der Abschied doch weher
zu thun als ich
vermuthet hatte; aber auch der Fr: Herzog was ich noch weniger
vermuthet hatte soll der Abschied noch mehr wehe gethan haben;
ich selbst
habe sie zwar nicht gesprochen, weil ich als sie
<
> meiner Frau
Lebwohl sagte
eben nicht gegenwärtig war, und es mir nicht
angemessen schien zu ihr auf
ihr Zimmer zu gehen zumal da Herzog
mir sagte daß seine Frau sehr angegriffen
sey. Herzog war wie
immer gemüthlich gut. Er sagte mir in Gegenwart
Lan-
gethals: er würde in
Zukunft immer in meinem Geiste, oder in diesem Geiste
wie er
sich ausdrückte fort wirken, nur könne er in mehreren Einzelnem im
[sc.: in]
Art und Form nicht mit mir übereinstimmen. Es hört
sich jenes nun zwar
recht gut [an], nur möchte ich wohl wissen
was Herzog unter meinem oder
diesem oder dem hiesigen Geiste
versteht, da ich mit Bestimmtheit sagen möchte
Herzog kennt von
meinem Geiste, wenn er ihn nicht in eine Form oder eine
Formel
z.B. vom Nahen zum Fernen, von Bekannten z. Unbekannten zu gehen,
oder in irgend ein anderes Einzelnes und Äußeres setzt, gar
nichts. Auch /
[1R]
zu
Middendorff hat er ausgesprochen: Er wäre mit unserm
Streben im Ganzen einver-
standen nur in Einzelnen in sich
abweichend und namentlich in der Form unseres Zusammen-
seyns.
(Middendorff sagte er wisse nicht recht worauf dieß habe deuten
sollen vielleicht auf
eine Art republikanische Verfassung die
wie Du weißt immer vermißt wurde. Nun
ist dieß das alte Lied was
ich nicht verstehe denn erstlich möchte ich wissen wie und wo
in
und unter irgend einer republikanischen Verfassung die Geeinten sich
freyer ausspre-
chen konnten als hier; dann was aber die
Hauptsache ist möchte ich wissen was besser
wäre wenn das Wohl
des Ganzen aus dem Guten der Einzelnen compilatorisch
zusammengetragen wird, oder wenn jeder Einzelne und jedes
Einzelne das Gute
und das was er zum Wohl des Ganzen wünscht
in der Einheit des Ganzen wie
in einem
Spiegel wieder findet; dieß ist nun freylich nach meiner persönlichen
Überzeugung
das Beste wozu mir nun leider die Menschen täglich
gegen sich selbst den Beweis in die Hände
geben, was sie nun
aber nicht sehen wollen, wofür nun wieder ich nichts kann.)
Noch
sagte H. zu M: er werde uns einen Beweis geben wie er gegen die
Anstalt
gesinnt sey. Um nun so etwas von Jemanden den ich nicht
in den Geist in das Wesen
des Ganzen eingedrungen fühle ist mir
auf der nun errungenen Stufe der Einsicht
wahrhaft ganz
gleichgültig, denn mir sagt es weiter nichts als -: sie würden
und möchten gern wenn auch nicht gerad zu schlecht doch halb
über mich mein Wirken
oder meinen Geist sprechen, wenn sie nur
dann sich selbst achten könnten; die
Selbstachtung die doch
jeder Mensch für sich haben muß zwingt sie zu solchem Gukguk
rufen d.h. zum Ruf ich bin auch ein strebender Mensch, ich bin
auch ein nach dem höchsten
Strebender; so ruft denn immer Gukguk
oder Rabrab mir soll es gleichgültig
seyn was will ich mehr als
das offenherzige Geständniß: der Eck- und Grund-
stein unseres
künftigen Wirkens ist das von Dir Erkannte - Erstrebte. Im
Moment der Trennung sagte
Herzog noch zu mir: Es fehle mir, was Menschen
meiner Art (ich weiß nicht mehr mit welchen Prädikat er mich
bezeichnete)
so sellten eigen sey, an wahrer Menschenkenntniß.
Herzog hat Recht und hat
Unrecht aber ich mach [sc.: mag] meine
Menschenkenntniß nicht gegen seine Menschen[-]
kenntniß
vertauschen; er hat Recht wenn er meine Unkenntnis auf gewisse
einzelne und
Ä äußere
Eigenschaften des Menschen bezieht, d.h. auf den Men-
schen in
einzelnen Lebenserscheinungen und Verhältnissen, aber er hat
Unrecht /
[2]
wenn er meine Menschenunkenntniß auf den
ganzen Menschen beziehet, da
glaube ich nun, daß ich den
Menschen, das was er thun und leisten kann und da-
rum soll
besser [kenne] als er oft selbst kennt, darum macht er mir denn auch
zum
Vorwurf daß ich wie die Menschen so auch die äußeren
Zeitforderungen nicht kenne
und mich ihnen nicht füge; darum muß
ich nach meiner innersten Überzeugung
nun freylich gleiches wie
vorhin antworten; daß ich meine Zeitunkenntniß
nicht gegen seine
Zeitkenntniß vertausche, und daß ich ihn um die Früchte
seiner
Zeit- wie seiner Menschenkenntniß nicht beneide, ein nach mehreren
Jahrzehenden vielleicht lang nach meinem Tode gezogener
Rechnungsabschluß
entscheide. Doch vielleicht ist [es] nicht so
lang nöthig bis der strittige Punkt ent-
schieden ist: denn er
und
Schönbein, und, wie
Theodor Fr: in Döllstädt mit
völliger
Bestimmtheit kürzlich aussprach, -
Julius und Karl Fröbel wollen ja
in Wei-
mar eine polytechnische Schule, oder Anstalt errichten;
da wird sich ja
ihre Menschenkenntniß untereinander und
gegenseitig gar bald kund
thun und ob Menschen wie J.Fr. und
KFr. die einem Handeln und einem Wirken
wie das meine, den
Rücken kehren konnten ob die zu einem wahren und
hingebenden
Lebensverband (denn dieß fordert jedes ächte und wahre
ge-
meinsame Wirken) geschickt sind. Es drängt sich mir hier
vieles auf doch brauche
ich es Dir ja nicht heraus zu heben, Du
kennst ja die handelnden Personen siehst
sie vielleicht auch
p bald persönlich in Berlin wohin
Herzog wie er mir aussprach
bald zu einigem Aufenthalte zu reisen gedenkt, auch von Jul. Fr.
verlautet
so etwas nun dann wie ja manche ihrer Handlungen
redend genug seyn. Nur et-
was mußt Du mir zu erwähnen erlauben:
Es ist nun freylich schade daß sich
der Geist nicht von ihnen
meistern lassen wollte und will, dieß ist nun
aber eben so das
Wesen des Geistes, daß er sich selbst vom Meister nicht
meistern
lassen will, sondern die Meisterschaft des Meisters besteht nun
ganz eigenthümlich eben darinn, daß er den Geist still hört und
kindlich
treu seinem Wort und Fordern nachlebt, dieß ist ihnen
nun aber zu wun[-]
derlich und zu hoch: darum können sie den
Geist nicht begreifen, denn der Geist
ergriff sie nie, darum
kann er aber auch nie, sie weder zu Herren und noch
bey weitem
weniger zu Dienern gebrauchen. Bey ihren großen Bauplänen, /
[2R]
fällt mir unwillkührlich
Schillers: wenn Könige bauen pp ein. Nun ich will
sie gern
mit Keilhauer Bauschutt bauen und sie Andern glauben
machen lassen, es sey
dieß ächtes ja eben das ausgewählteste
Baumaterial, habe doch ich noch das
einzig ächte Baumaterial in
meiner Hand, in meinem Leben, meinem Geiste und
- in meinem
Gemüthe: das Gebäude aus Gold und Diamant wird noch bestehen
und
das Sonnenlicht in tausende Gestalten wieder zur Erde unter die
Menschen
und gen Himmel strahlen wenn das Gebäude aus Schutt
längst zerfallen seyn wird.
Und worauf stützen sie denn und
können sie ihren Lebensverband stützen?- zum Ein[-]
verständniß
zur Einigung zwischen Mann und Mann und unter Männern gehört
religiöse- oder wissenschaftliche oder Lebens[-], Handelns[-]
Übereinstimmung, ja in den
beyden letzteren Fällen sogar ist kein
Verband und keine Einigung zu <verbergen/verborgen>
wenn
die erstere sich nicht als Mark- und Lebensröhre durch das Ganze
hindurch
zieht, nun dünkt mich immer wer nicht das Religiöse
auch in der Form des Kreises
in welchen er sich mit
Selbstbestimmung gesetzt hat achtet und ehrt, der achtet und
ehrt das wahrhaft Religiöse an sich nicht u.s.w. Eines nur deute
ich noch an:
der Mensch will, was er in einer Beziehung selbst
ist:- nur der wahrhaft religiöse
Mensch will religiöse Menschen,
nur der wahrhaft wissende und einsichtige will
wissende und
einsichtige Menschen und darum will auch nur der wahrhaft freye
Mensch - freye Menschen (:er kann aber auch nur frey machen:)
und nur der wahr-
haft selbstständige Mensch will selbstständige,
aber der in irgend einer Beziehung
Abhängige, will in irgend
einer Beziehung und zwar in derselben Beziehung Abhängige
von
sich, nun aber ist derselbe noch nicht frey welchem Äußerlichkeiten
die Augen
blenden und binden daß er nicht das Innere sehe und
der ist noch nicht selbstständig
der einen Gedanken welchen er
einmal als Lebensgedanken aussprach- aufgiebt.
Die Anwendung von
allem dieß auf die vorliegenden Erscheinungen meines Lebens
macht sich
t leicht selbst.
Fortsetzung Sonnabend am 21
sten Juny Vierzehn Tage und mehr mußten wieder
verfließen ehe ich diesen
Brief fortsetzen konnte, scheinbar
eine so geringe Zeit und doch wie so lang, wie so wichtig wie
so
sehr vieles entwickelte und gestaltete sich, wenn auch dem
gewöhnlichen Auge unsicht-
unbemerkbar, welche innere, welche
äußere Fortentwicklung; nicht möglich ist es den
durchlaufenen
Raum, das errungene Ziel zu bestimmen zu bezeichnen, es liegt vom
Stand- /
[3]
punkt auch des höchsten und besten doch
immer äußeren Lebens auf welchem wir bey[-]
derseits in diesen
brieflichen Mittheilungen stehen können in viel zu großer Ferne
oder was gleich ist in viel zu großer Nähe als daß er von diesem
Standpunkt aus
erschaut werden könnte, und das Stellen auf einen
andern Standpunkt ist brieflich
jetzt nicht möglich - und noch
weniger ist es darum möglich nur einen geringen
Theil von der
durchlaufenen Mannigfaltigkeit selbst mitzutheilen. Wenn ich so
be-
achte wie das innere Leben Blüthe auf Blüthe, Blumen zu
Blumen und Früchte auf
Früchte treibt da erfüllt es mich denn
immer mit Schmerz und Wehmuth wie die
schönen duftenden Blüthen
so unbeachtet dahin welken und die frischen Früchte so
unbenutzt
dahin sinken denn ich muß täglich erkennen es ist über alles schwer
zu schauen und zu wissen, zu sehen und zu empfinden was wahres,
wahrhaftes Leben
ist und ein wahres,
w ächtes Leben achtend, erkennend und
pflegend in sich
auf zu nehmen, ich weiß wohl den Grund und
fühle ihn schmerzlich aber die
Menschen wollen sich nun einmal
darüber nicht belehren lassen, und so muß man
sie denn auch
ihrer Wege ziehen lassen:- entweder ist der Mensch zu bald und
früh ehe er sich noch selbst erfassen konnte, ehe er sich in
seinem Innern, und ehe
er sein Inneres erfassen konnte aus sich
heraus getrieben worden und so hat
er äußere Klugheit ohne ein
inneres prüfendes und leitendes Fundament;
oder der Mensch sein
Inneres ist zwar in und auf sich ruhend, ist noch nicht aus sich
herausgetrieben
nicht aus sich herausgerissen worden; aber man
hat auch von frühe an das innere
Leben wie eine gemeine
Knollenfrucht herauf wachsen lassen, ohne es die
seegens[-]
reichen Einwirkungen der wahrhaften Geistes- und
Gemüthssonne des höheren, edle-
ren entwickelteren Menschen
empfinden zu lassen, darum gleicht das Leben
so unter den
Menschen oft auch wahrhaft dem Leben des Tantalus; der klare
Quell und die einladenden Früchte weichen in dem einem wie in
dem andern Fall
zurück und man greift in Luft wenn man sie
ergreifen will man müßte
darum wohl im Leben oft hungernd und
durstend verschmachten, wenn nicht
der innere Lebensborn ewig
klar und ewig frisch quölle, dann will sich aber
auch der Mensch
gar nicht zu einer wahrhaften und inneren Lebensbeobachtung
hinführen lassen, dazu kommt noch sein thörichter Wahn, daß wenn
er etwas
innerhalb der Grenzen seiner Oberhaut wahrnimmt daß er
dieß auch sogleich /
[3R]
als mit einer inneren
Wahrnehmung angefahren kommt, meinend, was er innerhalb
seiner
Oberhaut seines Leibes und seines Lebens (denn das Leben jedes
Menschens hat auch seinen
eigenthümlichen Körper und Leib) von
seinem Leben wahrnehme müsse er doch besser
verstehen und mehr
wahr seyn als was ein räumlich von ihm Getrennter ihm davon
und
darüber ausspräche. Genug wenn die Verbreitung und
Prüfun Anerkenntniß der
Wahrheit
von der freywilligen Prüfung der Menschen abhinge so wäre mir fast
bange
aber es waltet ein höheres Welt- und Naturgesetz, doch der
Mensch will es nicht erkennen
und ihm nicht mit Freyheit und im
Nu nachleben, sondern lieber als Naturgegenstand
der Bearbeitung
und Einwirkung der Welt- und Naturkräfte lebenslang unterliegen.
Und doch möchte die Natur wie eine treue liebende Mutter uns
selbst von der nothwendigkeit
von der strenge und härte ihrer
nothwendigen und unerläßlichen Gesetze dadurch befreyen daß
wir
ihnen mit Einsicht, Freyheit und Selbstbestimmung nachleben, doch wir
verstehen die Natur
in ihrem Handeln nicht, wir vernehmen den
Geist ihres Thuns nicht so klar sie auch spricht.
Und so sehe
ich denn auch mein Leben für
Bilde
vorliegenden Fall im Bilde der Natur:
Das Blühen und Fruchten
des Geistes und das nutzlose Welken der Blüthen und Fallen der
Früchte
gleicht mir dem Blühen und Fruchten der noch jungen
Natur noch jungen Erde, dem kräftigen Blühen und
Fruchten der
Gauen und Urwälder, wo ist jetzt die Kraft und Fülle jener Vegetation
unbeachtet zertreten und niedergehauen ist sie und jetzt -
pflegt der Mensch kümmerlich im Topf
und Beet eine Natur daß sie
in kränklichen Einzelerscheinungen ihm zeige was dort ein
frohes
frisches Leben in hundert kräftigen Erscheinungen ihm kund that; aber
so ist der Mensch
was er hat achtet er nicht und wenn es ihm
genommen ist kehrt er mühsam das Un-
bedeutendste zusammen, wird
es denn ewig so bleiben das der Mensch nicht eher das
Gute und
Wahre achtet als bis es ihm genommen ist?- (doch leider haben hier
mehrfache
Unterbrechungen lang gemacht was nur kurz werden
sollte) Was mich besonders in
den jüngsten 14 Tagen beschäftigte
war ein Brief an den Dir bekannten
Dr Krause in Göttingen, gelegentlich werde
ich Dir diesen Brief in Abschrift mittheilen.
Wahrend der
Pfingstferien war
Herr Carl
14 Tage zu Hause, er hatte eine Pfingstmu-
sik geschrieben wozu
unser Dichter Ferdinand den Text geliefert hat. Die Musik
konnte
er aber leider da es ihm an Musikern fehlte zu Hause nicht aufführen.
Vor
einigen Tagen wurde das Ganze in der Singstunde gesungen.
Einiges war von
Herrn Carl wirklich schön aufgefaßt und
ausgeführt; daß mich diese Musik /
[4]
dieser Gesang
besonders erfreute kannst Du wohl glauben, denn da war ja
was
ich so sehr wünsche alles ein Erzeugniß eigner Kraft: Text, Musik und
Ausführung. So wünschte ich daß es in vielen, in jedem Möglichen
werden möchte.
Du fragst nach dem Kolm. Was die Gartenfrucht
betrifft steht es gut. Dein
Gärtchen trauert etwas ob sonst auch
die Knabenbeetchen manche recht frisch
stehen namentlich von
Titus und August, und Leopold. Den Platz an der Frauen-
buche oder wie Du den großen Platz
nennen willst, hatten wir uns Mühe ge-
geben durch Gewächse
schöner zu machen, doch die Allerhöchsten Günstlinge
das sind
die Rehe und Hirsche haben zu schmausen beliebt was wir gepflegt
hatten: die Nelken, die Nachtviolen pp pp auch haben sie die
Blumen die
wir längs der linken Seite des langen Weges gepflanzt
hatten: Schwerd-
lilien, Sturmhut pp abgegraset. Du siehst daraus
es ist überall eins
man hat überall mit der Unvernunft und den
rohen Trieben zu kämpfen
Was sonst den Kolm betrifft so wird
er von den wilden Gewächsen ziem-
lich grün und ich hoffe Du
wirst Deine Freude haben ihn wieder zu sehen; er
wird auch viel
von uns allen besucht, haben auch schon 2mal Morgenge-
sang auf
ihm gehalten. Ferdinand hat sowohl die forderen als die hinderen
Zickzackwege hergestellt.
Ernst Luther kam vor wenigen (vor 8 Tagen) ganz
unerwartet zu uns
vielleicht ist er nun schon in Berlin
eingetroffen denn dahin stand sein
Sinn, er ist, wie Du schon
wissen wirst frey; ich hoffe von ihm er wird wacker
werden und
Keilhau in keiner Hinsicht Schande machen. Siehe doch ob so
unter der Hand ob bey ihm dahin zu wirken ist, daß er, der seine
Erziehung und Bildung der Verwirklichung einer Idee verdankt,
daß
er auch sich erhebe und strebe innerhalb seines schönen
bauenden und
gestaltenden Berufes und durch und mit
demselben irgend Menschen
würdige Menschenfordernde Ideen zu
verwirklichen, zu wünschen
wäre es an und von ihm einem Luther
und aus der hiesigen Schule
noch scheint aber sein Sinn für so
etwas ganz ungeweckt. Ein solcher
Mensch das hoffte ich sollte
einst - wie er aus solchem Streben höher und
geistig
wiedergeboren ist - an die Verwirklichung Menschen beglückender /
[4R]
Menschen erhebender Gedanken sein Alles sein Leib u
Leben setzen. Aber auch bey
Ge-
org vermisse ich so weit sein Leben mir
bekannt einen höheren, nach Verwirklichung
Darstellung und
Darlebung des Höchsten strebenden Sinn. Theile mir doch
ge-
legentlich einmal mit wie es Dir erscheint[.] Ist denn Amt,
Brot,
Menschen Welt[-]
achtung pp
auch nur wie fast Alles sein goldenes Fließ?- Ist er kalt, oder
warm oder keins von beyden?- fast fürchte ich das letztere und
dazu noch etwas
wortweise und weltklug. Ich werde
glückl freudig seyn wenn Du mir aus
f tief
begründeter Überzeugung
das Gegentheil schreiben und sagen kannst.
Nun nach Keilhau
zurück um von da wieder nach Berlin zu kommen. Seit einiger Zeit
ist unser Wechselverkehr zwischen unserm Herrrn Pfarrer und uns
etwas zurück ge-
treten es mag mancherley Ursachen haben, aber
eigen ist es immer daß wie sich
eine regere Verknüpfung mit
Herzogs bildete, nach unserer Seite hin ein Zurück[-]
treten
einstellte. Bey dieser Veranlassung muß ich doch wenn auch wirklich
um
des Raumes willen, ungern erwähnen. Otto Kruse ist kurz vor
Herzogs Abgang von hier
eigentlich gegen die Forderung der Anstalt nur nach 4 wöchentlicher
Voranzeige also sehr schnell ausgetreten um wie er sagte in ein
polytechnischesInstitut (nach München)
zu gehen und jetzt - ist er - in Jena Zögling von - Herrn
Herzog. Wie gefällt Dir alles das?- Nicht wahr, wenn noch nicht
genug
erfahren gewesen wäre, so sind die wenigen Monate Deiner
Abwesenheit
Erfahrungs reich. Wie nun unseres Herrn Pfarrers
Berührung etwas zurück tritt - denn
ich könnte gar nicht sagen
wann er bey uns gewesen wäre - so hat sich uns jetzt
eine andere
sehr freundliche Freundschaftsknospe wie jede echte Rose roth
grün und Gold einschließend, auch das Himmelsblau in Roth
bergend getrieben.
In den letzteren Wochen haben wir zum
öff öftern des Herrn Pfarrer in
Dahlen[-]
dorf Kirchen und Predigten besucht und in ihm ein[en]
wirklich ausgezeichneten
Prediger gefunden, einen Prediger der
nicht allein {das verbindende Glied / den
von einenden Geist[}]
der Natur und
Offenbarung gefunden hat, sondern
auch von demselben
durchdrungen ist und sich von ihm leiten läßt. Ich kann
Dir gar
nicht aussprechen wie ich von den Vorträgen dieses Mannes überrascht
war, soweit als es bey dem verschiedenen Bildungsgang und
Lebensberufe
nur immer möglich ist übereinstimmend, daß es oft
scheint als hätten wir /
[5]
einer von dem anderen
gelernt, wenigstens auf den anderen eingewirkt. Ich konnte
mich
denn auch darum gar nicht enthalten ihm meine sämtlichen Drucksachen
zu überschicken, dieß hat mir ehegestern seinen persönlichen
Besuch gebracht
und unsere Mittheilungen von Aug zu Auge und
Mund zu Mund waren sogleich
so als hätten wir schon Jahre lang
mit einander verkehrt. Mein Beruf
brach die Mittheilungen ab,
aber ich wünsche sehr deren Fortsetzung. Morgen
werde ich wieder
seine Predigt besuchen. Es freute mich ungemein daß
er mir recht
gab als ich ihm sagte daß sein Lehrer nothwendig sein Inneres
gewesen seyn und daß er in einer großen Lebensbeachtung gelebt
haben
müsse; er sagte: "sie können Recht habe
einige und harte Lebensverhältnisse
(oder Schicksale) haben mich
früh auf mich zurückgeführt." Es ist noch ein
junger Mann
ich dachte in Middendorffs oder L-s Alter. Denke Dir
8 Jahr ist
er schon so nahe bey uns, schon so mannichmal haben wir von
der
auch ihm so lieben Dahlendorfer Spitze nach dem ruhigen Dörfchen
ge-
sehen und jetzt erst finden wir uns. Auch ich bin ihm
unbekannt. Aber
so mußte es seyn, jetzt gerad eben da mein
Lebensei sich gebildet hat
kann unser Sich finden nur
gegenseitig entwickelnd seyn.- Denke Dir
vor 4 Wochen erst hat
[er]
Greilings Jesu[s] von N. bekommen, er
war ganz
davon durchdrungen daraus kannst Du nun wohl schon
etwas auf sein Inneres
schließen, genug ich finde ihn aufs
höchste strebend; es war uns gegenseitig höchst er[-]
freulich
ein solches verbindendes Glied als Greilings Jesus zu finden. Er
dagegen
machte mich auf einige Predigten des Domprobstes
Strauß (des Ver-
fassers der
Glockentöne) aufmerksam und sagte mir daß er überzeugt
wäre daß
mir diese Predigten sehr zu sagen würde; er hat zwar nur einige
doch wird er mir sie mittheilen.- Nun erfahre ich durch einen am
vorigen Posttage von
Georg
L. erhaltenen Brief daß dieser den
Domprobst Strauß
persönlich kennt, solltest Du vielleicht durch Georg
oder sonst
Gelegenheit - (vielleicht aus Landsmannschaft er war ja in
Elberfeld) - bekommen ihn zu sprechen ja gegenseitig bekannt zu
werden
so versäume es doch ja nicht. Barop es muß wieder eine
Zeit kommen
wo die Geister persönlich sich nahe kommen, sich
kennen, erkennen aner-
kennen und gegenseitig still das
gegenseitige Schaffen und Wirken fürs Ewige pflegen. /
[5R]
Noch habe ich in diesen Tagen (am verflossenen
Sonntage) eine so unerwartete als eigene Bekanntschaft
gemacht,
es war der Dir gewiß längst bekannte D
r oder
Professor Grannichfeld, welcher
in dem Landhäuschen unser Mutter
in Schönhausen wohnt. Er war seit 6 Wochen am Hofe
in Rudolstadt
gewesen, hat - wie er sagte immer zu uns heraus gewollt ist aber
durch Ge-
schäfte davon abgehalten worden. Um Dich in unser
muthmaßliches jetziges Stehen zu
einander einzuführen will ich
Dir einiges aus unseren Gesprächen mittheilen. Nach-
dem wir die
ersten Mittheilungen geschlossen hatten fragte er mich ob ich ihn
nicht
etwas näher mit dem Ganzen bekannt machen wollte. Ich
führte ihn durch die Lehrstuben,
in der großen Lehrstube stand
er auf der einen Seite des großen Tisches und ich ihm
gerad
gegenüber auf der andern Seite, als er sich fest und ruhig zu mir
wandte und
sagte: Darf ich eine Frage an sie thun und wollen sie
mir solche treu und wahr als Mann
beantworten; ich sagte ihm daß
wo der Mann mir gegen überstände ich besonders nicht
anders
handeln würde als ich immer handle. Gut sagte er: sind Sie rationaler
oder
gläubiger Christ? - ich bin gläubiger Christ! sagte ich
eben so ruhig und fest. Wir spra[-]
chen dann weiter, später
sagte er: "Die Stunden der Andacht sind auch ein christliches
Buch aber mir genügen sie nicht."- Da ich nicht Ursache zu
antworten hatte so
schwieg ich aber darinne haben die so
Urtheilenden nun wohl recht, daß, so viel und
weit ich mich
erinnere, (denn es sind nun wohl 4 bis 5 Jahre her seit ich nicht in
den
Stunden der Andacht gelesen habe) in denselben der höhere
und höchste religiöse
Geist welcher unmittelbar aus dem
Innersten kommt von Gotteskraft durch-
drungen und belebt zum
Innersten in und mit unmittelbarer Göttlicher Wirkung
spricht,
daß dieser höchste Geist wohl nicht in ihnen sprechen mag, sondern
der
vermittelte, darum aber eben als
vermittelt der Menge verständlicher
und faßbarer. Später sagte er in Beyseyn meiner Frau und L-s
oben auf
der Spitze des Kolms irre ich nicht zum zweytenmale zu
mir: Ist ihr Werk
nicht aus Gott so wird es untergehn ob es auch
20 oder 30 Jahre bestände, ist es aber
in Gott begründet so wird
es ewig bestehen ob es gleich kaum bis morgen zu stehen
scheint;
er sagte dieß in einem sehr eigenthümlichen schwer zu bezeichnenden
Tone einer
innern und festen Überzeugung. Als er mir schon kurz
vorher noch in der kleinen
Lehrstube das Bestehen meiner Anstalt
und der angeführten nothwendig in sich selbst
begründeten
Bedingung aussprach antwortete ich ihm: es sey zwar sein Wort und
seine Theilnahme sehr freundlich, doch hinge mein Wirken und
Bestehen auch nicht einmal /
[6]
von solchem Worte ab.
Als er fortging sagte er mir es könnte vielleicht möglich
seyn
daß er mir Zöglinge zuwieß; ich antwortete ihm, ich wollte ihm
hierauf
erwiedern was ich schriftlich den Eltern ausgesprochen
habe: - "nicht sie seyen
es die mir ihre Kinder
geben nicht aus ihrer Hand empfing ich sie,
sondern aus
der Hand des Höchsten["].
Später kamen wir auch auf meine Lage zu sprechen
so wie darauf
daß man in R-dt glaube ich werde mich nicht halten können.
Hierauf erwiderte ich ihm daß meine Antwort und Meinung <
> die des
Aus[-]
spruchs Jesu im Evangeleo sey: weder er noch sein Vater
hat gesündigt, sondern
es ist darum daß die Herrlichkeit Gottes
kund werde. Du siehst daß wir gegen[-]
seitig eine sehr klare und
feste Sprache redeten. Es ist wahr der Mann hatte eine
sehr
große Ruhe, Besonnenheit und tief in ihm gegründete Überzeugung, und
es schien mir auch sein Glaube nicht wie wohl bey gar manchen
und Vielen dieser
Art ein Wortgeklingel sondern wirklich ins
Leben eingedrungene Überzeugung
zu seyn ich hätte wohl gewünscht
ihn noch länger und mehr zu sprechen, ich
könnte fast die
Überzeugung haben daß wir uns verständigt, vielleicht
sogar
verstanden hätten, doch glaube ich auch daß es Männer seiner Art
d.h. bey großen Lebenserfahrungen zugleich viele Geistesbildung
habend,
nach dieser Seite hin wenige Menschen giebt. Wir
sprachen von
den Gliedern und Mitarbeitern da nannte ich auch
Deinen Namen sagend
daß zu [sc.: Du] jetzt in B. seyest. Da nun
Georg L. wöchentlich bey diesem
Mann
welchen er durch einen gewissen (irre ich nicht) D
r Rein old [sc.: Reinhold ?] bekannt geworden
ist, den Tisch hat, so könnte es nun wohl auch möglich seyn daß
Du mit
ihm irgend einmal
be
zusammen träfest. Zeigt sich Dir nun dazu Gele-
genheit so weise
sie nicht zurück; wer kennt die Wege und Wirkung der
geistigen
Verknüpftheit: Ich gestehe es der Mann hat mich sehr angezogen
denn er trug so schien es mir wirklich ein wahres Leben in sich.
Das schnelle
und wiederkehrende Vortragen des Höchsten auf dem
Präsentiertellerthat freylich weh,
doch meinte dieser wenigstens es treu und ernst
und die Ruhe und
Festigkeit, die Klarheit und Gewißheit seiner Sprache machte
ihn
mir achtbar. Wirst Du nun mit diesem Mann zusammengeführt, findest
Du ihn wie er mir erscheint, von wirklich echtem Leben
ergriffen, so trage
ruhig seine Einseitigkeiten und lasse Deine
Worte den Ausdruck der Achtung begleiten /
[6R]
welche
der Gegenstand ihres Strebens fordert. Es ist nicht zu leugnen das
Gemüthe und
Leben immer von Leerheit und Tod umgeben wünscht und
ersehnt irgend wo Leben zu finden
aber wie zahllos sind auch die
Masken der Täuschung; am besten ist es da immer statt
Worten die
Thatsachen hinzustellen, z.B. hätten wir hätte ich vernichtet werden
sollen
so wären die Umstände längst stark genug gewesen uns
10 für einmal zu ver[-]
nichten pp pp. Überhaupt scheint es mir
jetzt von sehr großer Bedeutung und Wich[-]
tigkeit daß Du gerad
jetzt nach
Berlin gekommen bist. Wer kann und mag sich
dar[-]
über nur einer Ahnung geschweige einer Deutung erlauben.
Ich habe mich längst nach
einem Jerusalem oder Rom umgesehen.
Wenn Du die Abschrift
des meines
Brie-
fes an Krause bekommst wirst Du mich gewiß verstehen.
Bemühe Dich überall
im Lichte, in der Wahrheit und im Leben zu
wandeln; bemühe Dich über all das Ewige
und das Göttliche zu
schauen und im Leben darzuleben. Mancherley Eigenthümliches
trifft zusammen, manche Keilhauer kommen jetzt in Berlin
zusammen, stehen und
kommen in nicht ganz unbedeutender
Verbindung und bringen so das Keilhauer Leben
und Streben aufs
neue in Anregung; Gehe diesen Erscheinungen, ihren Darreichungen und
Forderungen ruhig nach. Eigen ist es mir auch wie leicht ich
mich bestimmt fühle Dir
Briefe zu schreiben; der Grund dessen
ich mich deßhalb bewußt bin ist ganz ein-
fach: ich schreibe Dir
keineswegs um Dich
von meiner Seite aus für
meine Überzeug[-]
ung zu bestimmen, nicht um Dich
von meiner Seite für und in derselben zu
befestigen
sondern weil ich
Berlin mindestens als
die Stadt Europens erkenne welche die
größten kritischen Denker
in sich eint, und ich Dich also in der Lage glaube daß Du
viel,
ich möchte sagen allseitig das von mir Ausgesprochene in Beziehung
auf
seine ewige Grundfeste auch außer Dir und um Dich prüfen
kannst, deßhalb wer[-]
de ich Dir auch meinen schon erwähnten
Brief an Krause in G. mittheilen. Treten
irgend einmal Keilhauer
gegen Keilhauer auf so züchtige die Undankbaren wie sie
es
verdienen, denn Keilhau wird in seinem Streben keines Deiner Worte
zur Lüge
machen.
Nun habe ich, obgleich das Papier zu
Ende ist doch noch eines Kranken zu erwähnen
es ist dieß unser
Bauer in Berlin; Du
weißt er hat einen Brief an
Middendorff geschrieben worin er seine innere
und äußere Lage auf das ergreifendste traurig
schildert; hat er
sich nun darüber zu dir eben so als in seinem Brief ausgesprochen so
kannst Du wohl glauben daß er uns in seinem Zustande sehr leid
thut, aber wie ist ihm
zu helfen? - ich glaube aufs höchste
schwer - ich glaube leicht, beydes ist wahr /
[es folgen auf verschiedene Seitenränder verteilte
Teile des Briefschlusses, mit Großbuchstaben A-H
angeschlossen:]
und Du wirst mich verstehen wenn ich
Dir sage: - mache ihn an Keilhau, an
mich, an unser und mein
Wirken, Streben und Ziel glauben, kein anderes Mittel
kenne ich
für ihn nicht, muß aber auch die feste Uberzeugung haben, daß ich
nicht
glaube[n] noch einsehen kann, daß es für ihn noch irgend
ein anderes Mittel giebt. Ich hatte mir vor-
gesetzt Dir darüber
ausführlich zu schreiben, doch dießmal mangelt mir dazu Zeit, Raum
und Kraft. /
[6]
Wirst Du nun aber in
Bauern diesen Glauben wecken können, so wird Dir ein
gewiß
sonst sehr unglücklicher Mensch seinen bleibenden
Lebensfrieden verdanken. Fändest
Du in meinen schriftlichen
Mittheilungen dazu ein Mittel so soll es mich hoch erfreuen, ich
gebe sie Dir dazu zu freyem Gebrauch; aber ich erschrecke auch
wenn ich nur daran denke
denn jede Handbiethung von meiner Seite
macht ihn nur noch mißtrauischer <in / an> mich. Sonst
würde ich Dich ersuchen ihn zu veranlassen, den Brief welchen er
an mich begonnen hat, zu beendigen und abzusend[en.] /
[5R]
Doch ohne Glauben an mich und mein Wirken kann auch
dieß zu gar nichts helfen.
Im Hause unserer theuren
Mutter und lieben
Tante sage von uns ihren treuen
Kindern innig hochachtende Grüße. Du weißt vielleicht schon daß
ich unter der Garantie unserer lieben Mutter von
Blumbergs Freundschaft
Rth. 2000 als Darlehen erhalten
werde, vielleicht ist es wenn Du
diesen Brief empfängst schon abgesandt. Bey dieser Gelegenheit könnte
ich Dir nun wieder
einen großen Beweis geben wie wahr und tief
begründet die Grundsätze sind auf denen mein ganzes Wirken /
[5]
ruhet. Etwas davon anzudeuten mußt Du mir schon erlauben: Du
weißt daß mein
ganzes Wirken auf Familienverständiß und
Familieneinigung beruht, und daß
ich diese wieder zu erringen
und darzustellen strebe, sagend: wo
diese
statt findet
da ist jedes Mißgeschick leicht zu überwinden pp.
pp. Nun weißt Du weiter daß ich schon seit länger als 1 Jahr
im
höchsten Druck lebe; nun wußte ich auch wohl immer den rechten Weg
zur Hülfe und wußte daß er nothwendig
durch unsere gute treue
Mutter hindurch gehen müßte; nur schmerzt es mein liebes Weib immer
gar /
[4R]
zu sehr ihre liebe Mutter dadurch zu betrüben
und ich hatte kein Recht sie dazu
zu bestimmen. Ich selbst
wandte mich nun nach eben so festen Grundsätzen nach einer
Seite
hin von woher sonst eben kein guter Wind für mich zu wehen schien,
aber es beruhte
alles auf innerem geistigen Fundament und siehe
ohne meine Ahnung kam es zur Mutter und ging
durch die Mutter
hindurch und uns, den Kindern kam Hilfe. Dieß mag als Andeutung
genügen Ausführung und
Commentar wird dir leicht werden. Kannst
Du der lieben Mutter ein lieber Sohn seyn so thue es an meiner /
[4]
Statt, besonders beruhige und erfreue die Mutter
durch ein sich stets aus-
sprechendes freudiges und felsenfestes
Zutrauen zum Ganzen, zum Bestehen
und zur Fortentwicklung pp des
Ganzen. Auch Herrn
Blumberg grüße freund[-]
schaftl[ich]
wenn Du beyliegende Zeilen ihm übergiebst.- Vom untern Hause wie von
hier grüßt Dich
alles herzinnig. Allwina hat auch an diesem
Blatt geschrieben daß Du hier empfängst sie war so
eben
bey mit ihren Eltern bey mir und hat
den Brief freudig geschwungen.- Kurz melde ich Dir nur daß
Deine
Rose ihre treue Pflege treu vergilt und schon wieder 3 Knospen hat.
Vom Johann wollte ich Dir noch schreiben daß er einmal Karls
treuer Gefährte /
[3R]
geworden ist, dann daß er [sich
als] sehr aufnehmend, eingehend und treu erweißt
mit kindlich
brüderlichem Sinn wie bisher noch keiner; wie sich seine Zukunft
ent-
wickelt liegt noch im Dunkel.- Grüße
Georg L: und
Bauern. Eins hätte ich
bald vergessen; alle in Keilhau denken ich habe Deine Sachen
schon abgeschickt Du denkst es ohne
Zweifel auch aber Du irrst
wie sie, doch soll es allernächstens geschehen. Nun muß ich doch
schließen,
sonst bekommst Du von den schönen Rändern die ich
gelassen habe, gar nichts zu sehen. Mit Liebe und Treue
Dein FrFr /
[1]
Ich frage
eben da alles auch aus dem untern Hause im
Garten versammelt ist ob ich auch unaufge[-]
tragene Grüße schreiben soll
(:ich sage aber nicht an Wen) Karl sagt warum ich noch frage und
jemand sagt freudig: Ja!