1.[Bogen]
Wartensee am
17en Decbr
1831.
An die Keilhauer
Gemeinsamheit
Meine
Lieben.
Da die Zeit zum Abgang der Post sich
nahet und ich so durch die Eile der Zeit et-
was getrieben werde,
daß ich nicht den Brief an Euch als ein Ganzes in mir
tragen und
fest halten kann, so lasset mich wie früher schon einmal die
ein-
zelnen Gedanken wie Stein abgerissen und getrennt an
einander reihen die durch
nichts äußeren Zusammenhang haben als
den der fortlaufenden Zahl. Also
1.Der Eifer mit den Ihr
insgesammt die Rechtfertigung des Ganzen, oder
wie Ihr es sonst
für Euch selbst bezeichnen wollet oder wohl schon
bezeichnet
habt, hat mich um Eurer selbst willen gefreut ob Ihr
Euch gleich sehr bald
überzeugen werdet, daß wie ich schon früher
aussprach, wie weder Ihr noch
Keilhau so auch weder ich, weder
für mich noch für mein hiesiges Unternehmen
der kleinsten dieser
Schritte bedürfte, denn ich kann Euch mein Verhältniß
in welchem
ich hier zu der Umgegend und im ganzen Canton - natürlich nur
in
so weit als es mir bekannt wird – stehe nicht anders und nicht
ein-
facher bezeichnen, als daß mir Achtung und Zutrauen so wohl
als Per-
son als in Rücksicht auf meinen Beruf mir überall
entgegen kommt.
Ihr wißt wie, wenn man Metall schmilzt und es
dann auf einer Fläche
ausgießet wie dann alle Schlakken absinken
und ein so reines glänzen-
des Ganze erscheint; Ein solches
Metallschmelzen scheint den Menschen
der Aufsatz in der App: Ztg
zu seyn. Wie sich nun der Metall schmel-
zende Knabe über den
klaren hellen Kern freut, so ist es als freuten
sich nun die
Menschen hier erst recht über mein Erscheinen u. s. w weil
sie
dadurch nur den eigentlich wahren gediegenen klaren Kern zu sehen
[bekamen.] /
[1R]
Ihr werdet aus den gesammt[en]
Anlagen den jetzigen Stand der sog: Wartenseeer Schule
sehen, ich
will mich hüten etwas zweymal zu schreiben; und ob also
gleich
hiernach auf jeden Unterrichtstag welchen wir seit den
drey Wochen
wirklich gehalten haben ein
eingetretener Schüler
und oder
Schülerin kommt, so
würde die Schule doch noch mehrere zählen
besonders auch von jüngerem
Alter, allein jetzt war ich halt
wieder aus Gründen, die ich gar nicht erwäh-
nen mag, weil sie
mir an’s Herz greifen, genöthigt die Entwicklung zu
verlangsamen.
Ich kenne wohl das Wirken des Geistes und die Gesetze
seines
Wirkens allein die Menschen wollen beydes nun einmal
nicht
verstehen. Nun es mag seyn, ich habe nichts dagegen, ich
weiß schon dass
die Steine erst zerfallen müssen ehe sie Pflanzen
werden können und
so auch die Steinnaturen der Menschen erst
zermalmt werden müssen
ehe [sie] den Geist fassen; allein ich
würde mich doch freuen wenn, so ge-
wissen Zeugniß ausstellenden
[Personen] (keinesweges meine ich etwa d. HE.
G. J. R.
Martin dieser steht
auf einer ganz andern Stufe) gelegentlich fühlbar
wenigstens
hörbar gemacht würde, daß Wartensee ihres Zeugnisses
nicht
bedurfte um von seinem Stifter gestiftet zu werden, deßhalb
hat
es mich ich leugne das gar nicht, ja ich bin stolz darauf aufs
höchste
gefreuet daß ich ohne Vorbringen und Darlegen eines
papieren[en]
Zeugnisses, d.h. ohne irgend ein anderes Zeugniß als
meiner Leistung
in Luzern diesen Sommer aufgetreten bin. Ein
ächter und wahrer Men-
schenerzieher muß schon Zeugniß von sich
selbst ablegen können und zwar
in der Mitte und umgeben von
lauter Entgegnungen, wie ich den[n] hier
nur von lauter
Entgegnungen umgeben bin, und noch über dieß ganz
allein stehend,
wie ich denn gerad in den Tagen des heftigsten
Kampfes hier so
ganz allein war, daß nicht einmal Hern Schnyders
Schwägerin hier
sondern in Luzern auf Besuch war.
Ob ich nun gleich um
Zutrauen zu erwecken – oder um
Schnyders /
[2]
wörtlich an mich ausgesprochenen Forderung:
zu genügen “gewinnen
Sie
nur die Herzen der Menschen” zu genügen keines
papieren[en] oder äußern
Zeugnisses bedarf, so würde es mich doch
um deren willen, welche mir
hier nun schon Zutrauen geschenkt
haben, freuen wenn die von Euch mir
angekündigten Zeugnisse nicht
halb, sondern ganz sind, da mit diesen
Leuten die Freude werde
ihr – durch die Forderung ihres Gemüthes und des
Lebens - frey
geschenktes Zutrauen auch von andern Seiten her noch
ge-
rechtfertigt zu sehen, ob sie es gleich auch nicht bedürfen,
denn die Thatsache
spricht auch bey ihnen hinlänglich genug.
Also um alles dieses willen ist es mir sehr lieb, daß die
Entwick-
lung Wartensees schon steht wie sie steht ehe noch die
von Euch an-
gekündigten Zeugnisse hier eingetroffen sind, ja daß
diese Darlegung
des jetzigen Entwicklungsstandes von Wartensee,
von hier schon
früher an Euch abgefertigt worden und zur Post
gegeben sind ehe wir
Eure Sendung und somit die Zeugnisse
empfangen haben.
2. Recht sehr wünsche ich Euch um Eurer
selbst willen zu richtiger
Auffassung des Entwicklungsganges des
Ganzen, daß Ihr frey das reine
geistige Wirken ins Auge faßt ganz
unabhängig von den von der Will-
kür der Menschen abhangenden
Eingreifens und Mitwirkens; denn so
recht es mir z. B. ist daß
Ferdinand jetzt hier ist, so war
schon mein
Plan in mir gemacht und alles geordnet, eben so wie es
jetzt in <Gewinn>
mit Ferdinand geschieht, das Ganze
ganz allein aus-
und durchzu-
führen; und ich mache jetzt täglich mehr die
Erfahrung; wie es durch die
Vertheilung des Unterrichtes mir
möglich geworden wäre, wirklich
mein Vorhaben ganz allein
durchzuführen, wenn auch Ferdinand durch
irgend etwas abgehalten
worden wäre nicht zu kommen. Nun es mag
wohl gut seyn, daß er da
ist, weil er da ist. Aber ich freue mich innig
der klaren Sach-
und Thatansicht, daß mein Lebenszweck u Lebensziel /
[2R]
unabhängig von äußerlichen, addizionellen Hinzukommen
durchzuführen
und zu erreichen ist, und die reinsten menschlichen
Gesinnungen, die der Mensch
doch so selten zu würdigen versteht
und darum entweder Gutmüthi[g]keit
oder Schwäche oder wer mag
noch wissen wie alles noch nennen mag, diese
Gesinnungen sollen
mich nicht mehr verleiten, jenem Bewußtseyn durch
leise
Abweichung zu nahe zu treten. Es ist wahr, und dieses Wahre
wiegt
so schwer als ein ganzes Menschenleben - ich konnte früher
den Gedanken
Mensch, und
Mensch-seyn gar nicht denken und
ertragen ohne in inniger
Einigung und Gemeinsamheit mit dem
Umkreisgedanken, daß alle
Menschen seyn mögten;
doch Menschseyn (: Essen und Trinken und keine Lebens Sorgen
zu
haben und bürgerlichen Werth ja Achtung zu haben u.s.w. heißt
noch lange
nicht Mensch seyn :) ist für die Menschheit viel zu
wichtig, als daß auch
das: Es nicht "seyn" wollen der andern
länger abhalten sollte, es
wenigstens für mich und durch mich zu
seyn, als daß also dieses:
Nicht-Mensch-seyn-wollen der Andern
mich länger mich länger [2x] her-
nieder ziehen sollte.
Wollt Ihr mich im Vorigen verstehen fas[s]t nur scharf u rein
meine
jetzige Stellung ins Auge: - Ganz allein, ja gerad in dem
höchsten Krieg
in dem alles vernichtendsten Angriffe von Außen -
nur einzig in meinen
vier Mauern, ein Protestant [zu sein], ja
sogar ein Lutheraner in einem rein
katholischen Lande, auftretend
nicht allein als Lehrer mit einer neuen
Schul sondern als
Erzieher ohne die leiseste äußere Stütze (: denn wer würde
mich
halten wollen könnte ich mich nicht selbst halten, denn ich
weiß
die Sprache zu unterscheiden und die Gesinnung die man hegt
u führt gegen
die Sache u den Mann der fest in u auf sich steht u
gegen den von dem man
glaubt er könne sich nicht selbst halten :)
und achtungsvoll und ge-
achtet von dem gesunden
Menschenverstande wie von dem durchbilde-
ten philosophischen
Geiste :(wie gestern ein Pfarrer zu mir sagte: auch /
[3]
2.[Bogen] wir erkennen die Wichtigkeit der tiefsten, u reinen
philosophischen Wahr-
heiten an), - da stehend (: Wie ein Bauer,
von welchem Ferdinand mehr
schreibt, mir sagte ein Herr von der
Regierung in Luzern habe ihm auf die Frage:
-"sagen
Sie mir doch wie ist denn das draußen in Wartensee man hört
so
viel dafür u dawider, was ist denn nur an der Sache ?["] –
geantwortet
es sind wackere brave Männer, wenn ihr Erziehung für
Eure Kinder oder
sonst für Bekannte sucht könnt ihr sie ihnen mit
Zutrauen übergeben,
wie mir denn auch dieser Mann wirklich seinen
Sohn, den Melchior
Bühlmann überbrachte :) Also so geachtet steht
das Wirken in dieser
kurzen Zeit da und ohne alle äußere Stütze u
Verbindung nur durch u in
den Geist in welchem sie gedacht,
unternommen und mit welchem sie
fortgeführt wird. Und ich bitte
und ich suche nicht, ich gehe fast zu Niemand.
Doch was
unternehme ich auf dem kleinen Raum und in der kurzen Zeit
die
dem Schreiben eines Briefes gewidmet seyn kann viel darüber
zu schreiben.
Ein Buch könnte ich darüber schreiben 10mal größer
als alles was schon von
mir gedruckt worden ist. So viel ist
gewiß daß diese meine Stellung
wie dieß mein Unternehmen bis
jetzt einzig in der Geschichte dasteht: -
Ein sogen:
protestantischer Lehrer nur umgeben von katholischen Schülern
mit
ihnen seine Morgengebete sprechend wie mit den Seinen,
(worüber
der oben erwähnte HErr Pfarrer mir gestern sagte:
"allgemeine Erholung
des Herzens u Geistes ist
wohlthätig." :) Ich möchte wohl wissen ob die welche
mich
ewig mit ihrer äußeren Welt- und Lebensansicht u ihrer
Klugheit
hofmeisterten dieß aus- und durchzuführen im Stande
wären; aber
äußere Klugheit thut es nicht sondern die innere
Erfassung des Lebens, des
Geistes des Lebens und die Treue gegen
diesen Geist, diesen GottesGeist.
Aber ich habe nun auch die
freudige Zuversicht, daß endlich einmal
Keilhau auch seine
Stellung und namentlich auch sein Verhältniß
zu dem hiesigen
Unternehmen versteht und diesem Verhältniß getreu /
[3R]
lebt: Keilhau muß Leben geben und That zeigen; Keilhau muß
ein klarer
See, ein klarer ruhig fließender Fluß, ein klarer
Spiegel seyn, was
die umgebende Natur, was jedem der hineinschaut
sich selbst geklärt
und verschönt zurück giebt.
Meinungsäußerung muß Keilhau
fremd
seyn, aber einfaches Aussprechen wissenschaftl[icher] –
mathematischer – sprach-
licher – naturhistorischer – u Lebens
Thatsachen, denn: -
Meinungtrennt, das
Leben einzig
eint.
Newton sagte: gebt mir einen Punkt
außer der Welt
und ich bewege die {Welt / Erde [}]. Bewegung
ist aber überall gut, Bewegung des
Wassers giebt frischen Trunk;
Bewegung der Luft reines Athmen, Bewegung
des Pendels giebt
richtige Zeit und richtigen Ort, also auch
weltgesetzliche
Bewegung des Lebens, oder Lebensgesetzliche
Bewegung des Lebens
giebt frisches, reines, gesundes, richtiges
Leben. Nun haben aber schon
zwey Menschen, wie mir bekannt
geworden ist, gesagt: Keilhau liege
außer der Welt (
Leop: Teske u die Frau pp. Martin)
Keilhau wäre also
hiernach der Punkt um die Welt, d.h. die
Menschen zu bewegen d.i. zu
erheben d.i. zu veredeln u. s. w.
aber nicht das äußere Keilhau, sondern
das innere Keilhau d.h.
die Gesinnungen, das Gemüth der Keilhauer;
daß aber Keilhau denn,
in dem Gemüthe ist –
außer der Welt, daß aber
Keilhau
nur als
aus dem Gemüthe, aus meinem
Gemüthe entsprungen, auch
nur
in
dem Gemüthe, in meinem Gemüthe seinen Grund und sein
Bestehen
habe, auch wenn ich noch 2 und 10mal und 100mal so weit
von Keilhau
entfernt wäre als ich bin, und wenn ich ganz und gar
nicht mehr wäre
daß vor den Keilhauern zum Theil so handgreiflich
es ihnen hätte seyn können
doch so schwer begreiflich und ist wie
ich weiß noch jetzt manchen schwer,
vielleicht gar nicht
einsichtig, aber versucht es und verläugnet den Geist
in welchem
Keilhau gefühlt und empfunden, Keilhau gedacht und gestiftet
und
begründet ist und Ihr kommt
in die Welt ,
das h. Keilhau als Keil-
hau geht unter. Ehe ich weiter gehe will
ich nur sagen, daß ich
durch zu /
[4]
alle diesem durch verschiedene leicht hingeworfene
Äußerungen
Ferdinandsveranlasset werde namentlich durch
eine Stelle in seinem
jetzigen
Briefe
nach Keilhau ich meine die welche unmittelbar vor “dem 14
Dec” steht.
Ich bedarf Keilhau zu
meinem Bestehen ganz und gar nicht, wenn
ich Keil-
hau zu meinem Bestehen brauche, d.h. in Anspruch nehme
oder genommen ha-
be so habe ich es nur um des fröhlichern und
sichern Bestehen Keilhaus
willen
gethan. Ich trage Keilhau in mir und kann es entstehen machen
wo
ich erscheine, das habe ich jetzt in Frankfurt bewiesen und werde
es
hier in Wartensee beweisen, aber Keilhau bedarf meiner, d.h.
der
inneren klareren Erkennung, Erfassung und sicheren reineren
Darlebung
der Gesinnungen in welchen es entstanden ist. Ich weiß
gar nicht worin
das Pochen dieser Menschen auf ihre Erfahrung,
ihre Einsicht, ihr Besserwissen
und alles dieß {seinen / ihren
[}] Grund hat; hat es denn in etwas anderm seinen
Grund als in
einem Leben, welches hervorzurufen ich Gott- u Menschheits-
ja
Welten- oder Naturvertrauen, oder Geschichtsvertrauen
genug
hatte, und nun geiselt man ewig dieses Gemüth welches erst
ein mensch-
liches Leben gebar, daß man über menschliches Leben
als Thatsache
urtheilen kann. Es ist nichts häßlicher ich möchte
sagen entehrender als
den Vater verleugnen der uns erzeugt u der
Mutter spotten die uns
geboren hat, was lästert man den[n] ewig
den Geist welcher Keilhau er-
zeugte und [{] die Mutter die / das
Gemüthe welches} Keilhau geboren hat; ist nicht Leben und
Da-
seyn schon Himmelsgeschenk u Himmelsgabe
genug[?]
Wahrlich ich möchte der ewig meisternden Klugheit der
Keilhauer
mit dem betrunkenen <Ziehrer> zu rufen: Wer hat
Keilhau klug gemacht [?]
Ihr dürft nicht etwa meinen daß ich
dieß in einer übeln Stimmung oder
übeln Laune oder großer
Heftigkeit oder Unfreundlichkeit niederge-
schrieben habe, nein
in der größten Freyheit u Freudigkeit mit dem
Ferdinand der gegen übersitzt lustig über lustige
Sachen redend,
denn solche Überzeugungen wie ich sie hier
aussprach kommen gegen Perso-
nen nie mehr über meine Lippen,
denn während dem ich vorstehendes
niederschrieb habe ich mehrmals
inne gehalten und mich gefragt: sollst /
[4R]
du auch mit
diesem zu schreiben fortfahren, und sagte mir: weil es in
dir
lebt sollst du es auch aussprechen damit sie sehen wie es in
einem
menschlichen und männlichen Gemüthe mit deinen Gesinnungen
Wollen und
Streben aussieht. Von dem was ich sagte ruht nichts
auf der Person
denn ich weiß jetzt was kommen muß wie und wo es
kommen muß; durch
wen es nun kommen muß hat auch seine Gesetze
daß ich deßhalb über
Niemand zürne; ich kann den wahrhaft freyen
selbstständigen Menschen
von dem unterscheiden welcher nach den
Bedingungen der Naturgesetze als
unbewußt unterliegt und was so
vom Menschen ausgeht welcher nach den
Naturgesetzen nur gehorcht
kann mich nicht schmerzen.
Daß ich nicht Ursache habe mit
Personen wie sie heißen mögen unzufrieden
zu seyn will ich Euch
gleich beweisen; denn wenn Ihr nachgehen wollt wer-
det Ihr
finden daß in Beziehung auf die Ausführung meines
Erziehenden
Zweckes ich ewig
bleibend an Naturen durchs Leben geknüpft worden bin
welche in
der größten Opposition mit meinem Innern standen; ich er-
wähnte
schon im vorigen Briefe einmal mein Kommen in die Schweiz und
in
ein ganz katholisches Land; so ist es unzählig oft und jetzt
mit dem
Kommen Ferdinands hierher wieder: ich kenne jetzt unter
allen Personen
welche hierher hätten kommen können fast keine
welche mit meiner tiefsten
Überzeugung, im Handeln und Leben in
einer größern Opposition steht
als Ferdinand; allein wir leben
fröhlich frisch und zufrieden neben ein-
ander denn ich kenne nun
einmal das große Gesetz meines Lebens, darum
wünsche ich keines
weges daß von meinen vorstehenden Äußerungen
auf und zu Ferdinand
eine Rückwirkung komme, er würde sie auch schwer-
lich verstehen
da ich mich, weil es ja nichts besser, aber alles schlimmer
macht
wohl hüte den Kampf des Gemüthes und des innern Lebens als
einen äußern
Lebenskampf erscheinen zu lassen.
3. Meine
Antwort auf
Schnyders Brief vom
6 -10 Nov. , welche
hierbey folgt, wird Euch auch noch zur
Aufklärung des Vorstehenden
dienen, wenn Ihr einer weitern
Aufklärung noch bedürfet. - Ich habe
gar nichts dagegen wenn ihr
diesen Brief
in Abschrift an dHE.
Gen.[SuperIntendent] /
[5]
3.[Bogen]
Zeh in Rudolstadt und den HE.
J. R. Martin in Jena mitgetheilt
wird [sc.: mittheilt]. Doch
überlasse ich es auch Eurem Ermessen
wenn Ihr es auch nur theilweise
thun wollt.
4. Die
Antwort, d.h. die vorläufige Antwort
Schnyders darauf folgt
auch mit und liegt in dem 7en Bogen. Die versprochene ausführliche Ant-
wort habe ich noch nicht
bekommen.
5. Auch folgen noch einige von der v.
Holzhausenschen Familie erhaltenen
Briefe 2 von
Legationsrath Adolph v.H. und
einer von dessen Mutter
C.
v.H. in Abschrift mit weil es vielleicht lieb seyn kann mit
dem Fort-
leben mit dieser Familie stets bekannt zu seyn.
6. Gern hätte ich Euch auch meine Erwiederung auf den App:
Aufsatz
in Abschrift mitgetheilt, doch wie dieses vor Ostern mir
möglich werden
kann, sehe ich jetzt nicht ein da meine Zeit so
gar sehr in Anspruch genommen
ist.
7. Noch bey weitem
lieber hätte ich all meinen lieben Söhnen auf ihre
lieben Söhne
[sc.: Briefe] geantwortet, doch so viel ich mir Mühe gab mit dem
Ab-
schreiben der Briefe fertig zu werden - entworfen sind sie an
alle -
so war es mir doch nicht möglich sie zu beendigen weil
ich erst gewöhnlich
Abend[s] 6 Uhr an das Abschreiben kommen
konnte, und da erweiterte
sich mancher auch noch, so wie
eigentlich alle über meinen Vorsatz und
mein Erwarten und
abbrechen möchte ich doch nichts, sondern ich
ließ gern alles so
stehen wie es in mir hervorgerufen wurde.
8. Zwölf Briefe sind
also sonach nur fertig geworden; die Briefe
an Adolp[h] Schepß,
Felix, Titus, Johannes, Albert, Theodor u die Gebrüder
Bran
sollen mit nächstem folgen. Sie mögten mir es ja nicht
übel
deuten es hätte aber außer meiner Macht gelegen da ich die
Briefe
der andern nicht willkührlich hätte beschneiden mögen.
9. Übrigens meine ich so daß diese Briefe alle, obgleich
jeder
einzelne nur an diese Person geschrieben ist - ein
Gemeingut werden /
[5R]
zumal da ich glaube und wünsche,
daß durch das laute Vorlesen der
Briefe den Kindern ein größeres
Verständniß derselben komme, als
durch das leise für sich
lesen.
10. Sollten die Briefe vorgelesen werden, so würde es
zweckmäßig seyn
sie in der Folge zu lesen wie sie geschrieben
worden sind; diese Folge
geben die beygesetzten Ziffern an.
Der Brief an alle war der erste.
11.
lch habe unmöglich Zeit gehabt einen der mitfolgenden 13 Briefe
(den an alle eingeschlossen) nochmals durchzulesen; demjenigen
welcher
sie daher einmal ruhig durchlesen kann z. B.
Middendorff übertrage ich
die
etwa nöthigen Verbesserungen.
12. Lieb wird mir seyn,
von wem es auch sey [zu erfahren], ob die Briefe den Kindern
lieb
und verständlich waren und welcher am meisten.
13. Die Briefe
bitte ich den Kindern zusammengeschlagen zu übergeben.
14. Die
eine mitfolgende Zeichnung von Wartensee hat
Ferdinand nach
Trakendorf
bestimmt.
15. Leider ist die zweyte Ansicht von Wartensee,
welche ich in einem der
Briefe erwähnte und die ich so gern
mitgeschickt hätte in der Lithogra-
phischen Anstalt in Luzern
noch nicht fertig geworden. Um also den
Mangel zu ersetzen lege
ich das Panorama der Rigi[-]Aussicht bey.
Ihr habt, dieß freut
mich insgesammt dadurch gewonnen, denn so können
alle nun einen
klaren Begriff von der Schweizer Bergwelt bekommen.
In den
Festtagen kann ja auch vielleicht die Erklärung allgemein
vorge-
lesen werden; wenn sie dazu, wie ich eben sehe nicht zu
wenig geeignet
gefunden werden sollte.
16. Die
ersten Schüler der hiesigen Erz. Anst. die
Ihr durch Schrift u Wort ein
Wenig in der Anlage gezeichnet
findet sind in der Ordnung eingetreten wie
die beystehenden
Ziffern andeuten. Bitte, die Blätter in ihr Haus zu legen.
17.
Wie kommt es nur daß Ferdinand seine Wäsche und so auch ich die meine
/
[6]
noch nicht bekommen habe ? bin ich vielleicht
durch eine Äußerung in einem
meiner früheren Briefe selbst daran
schuld ? - Nun gut so bitte ich
mir nun das Erbetene zu
schicken.
18. Von einer Antwort des Appenzellers auf meine
Aufforderung ist mir
noch nichts bekannt worden.
19.
Herzliche Grüße an alle, sonst noch Briefe zu schreiben war mir
nicht
möglich. Gott geleite Euch alle mit seinem Seegen aus dem
alten
in das neue Jahr u lasse Euch im neuen Jahre die Früchte
der Anstrengung
des alten Jahres ärnten.
20. Dich meine
liebe Frau grüße ich vor allem. Ist es möglich so
empfängst Du in
8 bis 14 Tagen Briefe von mir nach Berlin, wenn näm-
lich bis
dahin <ich> mit den noch zu schreibenden Briefen u der
Lithograph mit
der Zeichnung fertig wird. Sage der lieben Mutter
u Tante zunächst von mir alles
was ein liebender Sohn seinen
verehrten Müttern in meiner Stellung nur
immer Erfreuliches sagen
kann. Du hast ja durch diese Mittheilung nun
Stoff genug zu
einem, für sie freudigen Briefe.
21. Auch in Remda, Eichfeld,
Rudolstadt, Königsee gelegentlich von
mir viele Grüße.
22[.] Lebt wohl es ist schon wieder gleich 3 Uhr [nach]
Mitternacht. Bisher
die gewöhnliche Zeit meines Schlafengehens.
Aber jetzt habe ich noch
die Rolle zu packen.
Mit Liebe und Treue Euer aller
FrFr.