[Bogen] a. – d.
Wartensee am 10en August 1832.
Der lieben, treuen Keilhauer Gemeinsamheit
des friedigen
und freudigen einträchtigen Zusammenwirkens
sich ewig steigend
seegensreichen Lebensgruß
zuvor!
*
* *
Bey einem Werke welches so beginnt kann der Mensch
nach jeder Seite hin wohin sein Blick sich immer richtet, sagen:
In Gottes Namen!
Dann ist nicht mehr dabey
die Rede von dunkeln neblichten
Wahrnehmungen von unbestimmten
Lebensregungen, es
ist nur die Rede von Sicherheit des Gefühls,
von Bestimmtheit
des Schauens von Festigkeit des Handeln[s],
genug von einem
Leben wie es der Mensch seinem
Wesen nach leben kann soll
deshalb eigentlich nur leben
mögte, und darum soll.
Daß ich Euern mir durch Middendorffs
Hand geschriebenen aber aus
Euerm Gesammtleben, wovon ja auch
das Leben Middendorffs
ein Theil ist, hervorgegangenen Brief vom
3en August und
den Deinigen theure Frau vom
4en August erhalten habe, spricht
sich aus
diesem nun klar aus.
Wenn ein entscheidender Schlag im Leben
geschehen ist, dann
liegt – ich sprach es Euch schon einmal
anders aus: - das Leben
ich möchte sagen wie durch ein höheres
Licht überleuchtet und
durchlichtet vor einem; nun äußert sich
jede auch die geheimste
Empfindung zu[-] oder abneigend bey[-]
oder gegenstimmend frey, denn
nun meynt sie dazu Freyheit und
Recht zu haben, weil sie in
dem Entschlusse nichts mehr ändern
könne.
So durchleuchtet und überlichtet, so von den feinsten
Nervenfä-
den durchwoben liegt das Leben nach Euern soeben
empfang-
enen Briefe vor mir, und ich finde und empfinde, schaue
und fühle in unserm und dem gesammten Leben wenn
wir uns
nur als Einzelne und als ein Ganzes
selbsttreu sind
gar
nichts was Euerm Entschlusse, Eurer
Entscheidung entgegen sey; /
[1R]
führt nun das Begonnene
mit Gottvertrauen: mit Besonnen-
heit, Festigkeit, Ausdauer - mit
Gottvertrauen zum Anfang
und zum Ende aus. Ich habe Euch
eigentlich im Wesentlichen
gar nichts mehr zu sagen, als etwas
das schon oft Ausgespro-
chene von andern Seiten vorzuführen, zu
ergänzen etwa
oder weiter fort zu entwickeln. Meine Briefe
welche Ihr
nun wieder seit den 3
en August
erhalten habt, müssen Euch
schon Antwort auf diesen Euern Brief,
und Bestätigung des
so eben Ausgesprochenen seyn.
Glaubt
mir, wie ich das Leben eines jeden von Euch wer es auch
sey,
pflegend in mir trage, so liegt auch das Leben eines jeden
bis
in sein Inneres klar in mir. Ich glaube die innersten Wünsche
eines jeden von Euch zu kennen und sie als rein
menschliche
Wünsche menschlich pflegend
ihrer höhern Bedeutung und Ent-
wicklung entgegen zu führen die
Ihr wohl oft ahnen, aber
doch oft auch noch nicht klar erkennen
möget.
Wäre mein Leben, mein innerstes Leben anders wie es
ist, so
könnte ich nicht so dürfte ich nicht handeln, wie ich
handle, dann
wäre das Urtheil der andern über mich als hart pp
pp gegründet;
so aber kennen diese anderen und die
allerwenigsten Menschen
ein so das eigentlich
wahre Leben anderer durchlebendes und
zugleich
aber auch pflegend in sich tragendes Leben wie das
meine, wel-
ches ich mir weder gegeben noch gemacht habe – nun
einmal
ist; darum ist das Urtheil der anderen über mein Handeln
auch so wie es ist, kann nicht andern [sc.: anders] seyn, von
der Stufe ihrer
eigenen Selbsterkenntniß aus und so bin ich
ruhig, froh, heiter.
Ich will nur Klarheit, Festigkeit des
Lebens, deßhalb
rede ich so offen zu Euch und rede frey nach den
Empfindungen
zu Euch welche der Gegenstand, die Sache in mir
erregt
ich will nicht den Krieg und fühle mich gegen keinen von
Euch
kriegerisch. Ich beginne zwar immer mehr Person von
Gegen-
stand und Sache zu unterscheiden und doch auch beyde
wieder
wo sie zusammenhängen in Einigung zu schauen – was die
schwierigste aller Erdenkünste ist, denn der Mensch beginnt –
das zeigen Euch ja alle Kinder um Euch – damit, daß er Sache
und Person als eins Stellt z.B. menschliche Form in der Puppe u menschl.
Leben selbst. /
[2]
Also laßt
mich zu Euch wie zu mir selbst reden wo nur Friede der
Ausgangs[-] Friede der Zielpunkt ist. Seht in meinem Innersten
lebt die tiefste Überzeugung, wenn es zwey
Menschen giebt die
in den tiefsten oder höchsten, in den
innigsten Lebensbeziehungen
einig und eins sind, und so einig
und eins mit der Quelle alles
Lebens, so entwickelt sich das
höchst menschliche Leben auf der Erde was der Mensch
nur je als
Erdner ahnete und ersehnete, und viel-
leicht noch höheres in den
rein menschlichen Leben der klaren Erd-
verhältnisse. Was ich nun
von dem Menschen überhaupt wahr
erkenne, warum sollte ich so
verkürzend, so nachtheilig von mir
denken und dieß nicht auch
von mir und meinem Leben erkennen? –
Ja! so ist es!
Darum habe ich es ja schon oft genug ausgesprochen:
wenn ich nur
noch einen einzigen Menschen auf der Erde finden
könnte der mit
mir, ganz vertrauend, [-] das Leben möchte sich
durch Dunkel und
Ungewitter wenden wie es sich nur immer
wollte – einverstanden
wäre, dann möchte ich dasjenige sehen
was im Fortgang der
Entwicklung als menschliches Ziel
als menschlicher Zweck,
menschliche Bestimmung und Beruf ge-
nug als ein rein und klares
menschliches Erdenleben uner-
reichbar wäre.
Setzt einen
Menschen der in seinem Vertrauen zu der Quelle
und Einheit alles
Seyns und Lebens, zu Gott sich selbst gewiß
ist – und wenn der
Mensch nicht darinn was von allem und
jedem Äußeren und
Vergänglichen unabhängig ist, sich nicht selbst
treu seyn kann
und seyn soll, sagt mir Freunde u Freundinnen
Geliebte! worinn
soll und kann er sonst sich und in sich selbst
gewiß und treu
seyn? –
Nehmt nun an daß ein anderer zweyter Mensch zu jenem
ersteren nicht um seiner persönlichen Erscheinung und
Äußerungen,
sondern einzig um jenes Vertrauens zum Höchsten
Einzigen
wieder Höchstes, und so innig einiges, also einziges
Vertrauen
habe; und wenn der Mensch als Mensch nicht darinne, im
Vertrauen des menschlichen
Geiste[s]
zum menschlichen
Geiste,
was von allem
und jeden Äußeren und Vergänglichen un-
abhängig ist, sich nicht
selbst, dem Menschen als seinem 2
en Selbste /
[2R]
in sich treu seyn kann, wem soll dann der Mensch als
Mensch
und Geiste noch als einem geistigen Wesen treu seyn
können.
Ich bitte Euch doch denkt nur diese Schlußfolgen und ihr
inner-
stes tiefstes Begründetseyn durch, fühlt es wenigstens als
Menschen durch wie es die Magnetische Richtung ist die mich
im Bergbau des Lebens leitete, im Auf- und Erbauen des
Lebens! –
Nun bitte ich Euch doch nehmt, beachtet,
durchfühlt, durchdenkt
durchlebt diesen ewig treuen Dreybund:
das ewige in sich selbst treue Seyn u Leben und die Quelle alles
Segens und alles Lebens, somit ewiger Gott wie ewiger Vater:
das ewig in sich selbst treue Seyn und Leben eines Menschen
her[-]
vorgegangen aus der Quelle alles Seyns u Lebens,
Gottvertrauend:
Den Menschen um seinet selbst willen, treu und
vertrauend
dem gottvertrauenden Menschen als seinem eigenen
Selbst:
Nun sagt mir was das Leben aufzuweisen haben könnte,
daß
im stetigen Fortgang der
Entwicklung und Ausbildung
diesem treuen Dreybund
nicht schon menschlich irdisch, denn wir reden von Menschen
als Erdnern und können nur als solche reden – aus-
zuführen
und zu erreichen möglich seye.
Also schon einer Zweyheit
solcher so in Dreyheit und Treue
verbundenen oder vielmehr in
jetzt nur erkannter aber schon ewig inniger
Einigung wird dieß
möglich zu erreichen, wie
vielmehr – denkt, fühlt, lebt es doch
nur einen Augen-
blick aber ganz unzerstückelt und ungestückt in
Euch durch
- einer solchen Mehrheit von mehr als zwölf Menschen
die wir schon sind. - Was
kann die
Wirkung einer
solchen Erscheinung seyn? –
Und laßt uns endlich - ich bitte Euch! laßt uns endlich
wahr-
haft menschlich fühlend und menschlich schauend werden
laßt die trennende eisige Rinde
von unsern
Herzen, laßt
den dichten
nachtenden Schleyer
von unsern Augen ziehen: -
Ist es denn nur
irgend etwas anders als
eben jener
ewig treue Dreybund in welchem unser
ganzes Leben
von seinem leisesten Keime an, wer kann sagen von
Wann /b.
[3]
besteht
seinen
Grund hat aus dem alle und jede Knospe, Blume
und Frucht
hervorgegangen ist der sich unser Gesammtleben
wer weiß nun wie
schon lange erfreut? – Meynt Ihr
gleichen wir nicht alle dem
Äneas die wir weinend u
klagend auf und in unserm Vaterlande
standen, aber
es nicht erkannten, wie der liebende Jüngling und
die liebende Jungfrau und
jeder der Liebe empfand und Liebe gab,
aber aus den
Gründenaus den
Ursachen (wenn es ächte Liebe ist :) wegen
erkalteter
verlohrener Liebe klagt – welche eben Beweise der
Liebe seyn
sollten. Jedes meiner Worte an Euch war nicht ein
neuer Lappen auf
ein altes Kleid sondern eine Knospe pp pp an
einem frischen Lebensbaume.
Freunde, Freundinnen und Geliebte.
Wenn wir nun schon
so Unaussprechliches durch ein dunkeles und
sehr unvoll-
ständiges Nachgehen nach einem höheren
Lebens<zuge> er-
reichten – dann laßt uns nur wahr seyn:
nichts Einzel-
nes, keine einzelne Erscheinung in und aus unserm
Leben
hat uns die menschliche Anerkennung und so weiter wie
ihr es sonst nennen möget: Achtung - Liebe - Vertrauen
verschaf[f]t als jene in sich einige dreyfache
Lebenstreue.
- Wenn wir dieß nun schon in der Kindheit und
Jugend
unseres Lebens Handelns Wirkens, d.h. in der Zeit der
Dunkel-
heit, der Unklarheit erreichten, was können, was werden
was sollen wir im reifenden Jugendleben, im klaren
Mannes-
leben erreichen. Ich bitte Euch durchfühlt, durchdenkt,
durch-
lebt es! -! -! –
Ich erkenne auf das Höchste
dankend an, was in jedem von Euch lebt,
es ist oft sehr gut und
sehr wahr es ist sehr oft gar nichts an demselben
zu tadeln als
daß es nicht von dem Geiste des Ganzen durchleuchtet belebt
ist,
daß es zu ein einseitig, allein, zu abgerissen, nicht
im innig
einigenden Lebensganzen da steht - Dieses einige vom
Geiste aus durchleuchtende Leben (habe ich es
denn nicht schon auf das
Vielseitigste ausgesprochen? ---) ist
aber unser zu lebendes
Leben, wozu wir berufen sind; ich darf das höchste und beste
nicht
als Dunkel und dem Instinkt nach geschehen lassen, wenn es
das
höhere Licht des durchleuchtenden Geistes das höhere alles
bele-
bende Leben nicht durchlebt, nicht durchlichtet,
durchleuchtet.
Oft hat mir das im Leben selbst wehe gethan,
weil Niemand auf
das
geist
beleuchtend geistige Wort achtete, das höhere geistige Leben das /
[3R]
sich doch überall so sprechend kund that achteten
und beachteten, und
doch ist so unser Leben zu leben
unser Beruf.
Ich bin mir keiner
Lebensforderung bewußt welche nicht in dem
innersten und
eigensten, freylich von nur wenigen Menschen
selbst erst oft
auch hier nur sogar nur erst ahnend erkannten
Menschenwesen begründet gewesen wäre. Dieß wird
sich
einst einmal alles lösen, so wie sich mir jetzt die
leisesten
dortmals kaum beachteten Kindes-, Knaben-,
Jugendge-
fühle und Empfindungen bestätigen und mir so mein Leben
immer
mehr ein stetiges lückenloses und ungestücktes Ganze wird.
Dieß nun wünsche ich, soll ich wünschen weil ich es erkannte
soll dafür handeln weil ich die Seegnung davon dringlich
em-
pfinde - daß es so das Leben eines jeden einzelnen Menschen
als dieser bestimmte Mensch – das Leben jeder Familie
(geistigen Gemeinsamheit) als dieser bestimmten, daß
es das
Leben jedes Menschengeschlechtes als dieses
bestimmtes, und
endlich das Leben der Menschheit
werde. – Bin ich nicht klar? –
Mich dünkt es ich wäre es!
Ich könnte nicht klarer seyn. Der
Mensch soll auch in dem
allgemeinen Allerkleinsten
klar seyn wie und
warum es um
des Allergrößten willen so und nicht
an-
ders ist und seyn kann. Ihr seht aber wenn der Mensch
dieß einsehen will und soll - so kann ihn nichts davon
befreyen das Allergrößte zu erfassen,
zu durchleben
zu durchschauen.
Dieß mußte ich fordern und daß ich
dieß forderte wurde
mir im Leben so oft so übel gedeutet. Dieß
ist nun auch ohn-
gefähr mit alle dem was aus ihm folgt der Punkt
von
welchem ich in meinen Briefen wohl meyne, wir verständen
uns alle als ein Ganzes noch nicht so recht, ja wir
mißver-
ständen uns vielleicht, ist es nicht so desto besser,
dann
nehmt mir um der Wichtigkeit der Sache willen den Eifer
nicht übel. Bedenkt ich will das Große, daß zunächst
wenigstens kein einziges von Eurer aller Leben, gepreßt,
ge-
formt, noch weniger zerbrochen werde – ich will nicht allein
daß jede Eurer rein menschlichen Gefühle gerechtfertiget werde
sondern sie auch zur Entwicklung kommen pp. Nun seid Ihr aber
eine Mehrheit pp. /
[4]
Das sehet Ihr wenigstens doch
gewiß mit mir ein der sorglichsten
prüfenden Beachtung ja
allgemeinen Pflege sind solche For-
derungen immer werth, denn wenn sie
ein Mensch von
50 schicksalsreichen LebensJahren während eines
kampfvollen Lebens
von mehreren Jahrzehenden fast ununterbrochen
macht;
wenn sie ein Mensch macht der nicht das geringste Äußere
hat wodurch er äußerlich seiner Forderung Nachdruck und
Gewicht geben kann, d.h. wenn ein solcher Mensch so viel
noch überdieß angeklagt wie ich Vertrauen fordert und
fordern muß, so muß
dieß doch innere feststehende Grün-
de
haben? –
Nun aber auch des Allgemeinen - (: und doch auch
wieder so Beson-
deren :) – genug.
Nun Reise Bestimmungen
wie sie mir beyfallen.
1.daß die Reise über Frankfurt geht bin
ich zufrieden da es seyn muß warum?
geht besonders aus dem hier
abschriftlich beyliegenden Brief von
Schnyder hervor, den ich Euch
obgleich ich ihn schon seit einiger
Zeit besitze doch nicht
früher mittheilte, weil ich Eure Ent-
scheidung nicht stöhren
wollte.
Schnyders Antrag zu einem Geldbeytrag zur Gemeinsam-
Förderung der
hiesigen Unternehmung kommt jetzt dünkt mich g[an]z
zur rechten
Zeit. Meine Gedanken sind diese:
Schnyders Keilhau als Tocht Mutteranstalt von Warten-
see
tritt mit Schnyder als der Wartenseer
Tochteranstalt
Grund u Boden und Haus gebend in unmittelbare
ökonomische Verbindung wegen Wartensee.
Wartensee
ökonomisch und häuslich zu fördern zu erhalten
wird
gemeinschaftliche Angelegenheit von
Schnyder u Keilhau.
So kommt auch Schnyder als Mitstifter u
Mitvorsteher von
Wartensee in ein lebendiges Verhältniß zu
Keilhau seinen
Arbeitern, Führern.
Schnyders Antrag wird darum angenommen.
Um Kapital, Zins, hingegebene Menschenkraft zu sichern
wird
sich Fröbel nicht lässig finden lassen.
Das von Keilhau bey gesteuerte
Kapital ist wie ich aus
den Briefen ersehe, wenigstens Rth 200-
prC = fl. 350 /
[4R]
Die gleiche Summe von fl. Rhein. =
350 steuert
Schnyder hinzu
und stellt sie wo möglich sogleich zur Verfügung Barops.
Mit dem Ökonomischen von Wartensee habe ich was seine Führung
betrifft nichts zu thun. Die Cassenführung von Wartensee ist
zwischen
Schnyder und Keilhau gemeinschaftlich.
Barop weil er durch sein
Hierseyn Lokalkenntniß bekommt wird
von meiner oder Keilhaus
Seite Cassenführer. Er handelt
nur in Berathung mit der
Keilhauer Gemeinsamheit. – Meine
ökonomischen Bestimmungen und
Forderungen gehen durch
Keilhau hindurch, weil ich mich mit dem
am leichtesten verständigen
kann. Durch Keilhau hindurch
gelangen sie wenn es nöthig
ist an Schnyder.
Ferdinand wird Rechnungsführer,
er giebt vom Einzelnen an Barop
Rechenschaft.
Es ist für
Ferdinand wie für Barop gleich gut sich darin Erfahrung
zu
sammeln.
Barop verständigt sich darüber recht klar mit
Keilhau, damit er
sich klar mit Schnyder verständigen könne.
Ist noch Zeit so meldet Barop seine Ankunft an Schnyder mit
Anzeige der Annahme seines Antrages von Seite Keilhau
mit
Anzeige der Summe die Keilhau jetzt gebe und mit der
Frage
ob er nun
seinem Antrage gemäß die gleiche Summe
jetzt beysteuern
und sie bey der
Durchreise Barops zu dessen Verfügung
stellen wolle.
Die
Bestimmung dieser Summe ist die Erhaltung und
Fortführung
Wartensees bis Ostern 1833, also um den mir ganz
zusagenden Ausdruck Schnyders zu gebrauchen, eine
gewagte
Summe.
Nach den bis
gegen Ostern 1833 vorliegenden Erfahrungen
kann die Entscheidung
über die Fortführung der Anstalt Warten-
see entschieden
seyn.
Alle wirthschaftlichen, Herrn Schnyder zugehörigen
Uten-
silien bleiben wie bisher zur Verfügung des Bedürfnisses
von Wartensee. Es ist vielleicht gut die Abschrift von
Fräul.[ein] Salesiens Brief zu
sich zu stecken und dem HE. Schnyder
mitzutheilen, weil dieß
sogleich für alles einen Anhalt giebt. /c.
[5]
Ist der
Eintritt von Felix für künftige Ostern noch fest bestimmt
so
kann vielleicht (die Umstände müssen
entscheiden) von dieser
sich schon zeigenden Fortentwicklung
Wartensees Gebrauch ge-
macht zu werden; vielleicht um dadurch
die Entscheidung der
Frage herbey zu führen ob es
nicht besser sey jetzt zu Michaelis
oder zu künftige Ostern erst eine weitere Anzeige von der
Er-
ziehungsanstalt in Wartensee zu machen. Fast dünkt mich das
Letztere das Bessere weil immer gefragt wird: - ist schon ein
Zögling da, dann können wir mit
Bestimmtheit sagen, ja!
Zu Michaelis mache ich dann blos eine
Anzeige der Unterrichts-
gegenstände in
welchen wirklich jetzt in Wartensee
unterrichtet
wird, im Luzerner Intelligenzblatte. Wegen ihrer
Menge wirken öffentl. Anzeigen gar nichts.
Könnte sich
Barop gleich mit
Schnyder verständigen was in der
Anzeige
abzukürzen also wegzulassen
sey, so wäre es schön. Es
wäre vielleicht gut in Keilhau
sogleich einen solchen abgekürzten
Entwurf zu machen und dem
Schnyder zur Prüfung vorzulegen.
Durch diese vermittelnde
Wirksamkeit von Keilhau so wohl
in Beziehung auf das ökonomische
als Schnyder komme ich in meine
wahre Stellung zum Ganzen welche
ich zu ungehemmter geistig
schaffenden Thätigkeit bedarf.
So bekommt Wartensee eine ächte Wurzel in Keilhau und
Keilhau
erhält und bekommt in Wartensee eine seegensreiche
Fortentwickelung. Es glaubt es gar Niemand wie gern ich bey
mei-
nem Berufe bleibe und jedem in dem seinen ehre und
anerkenne.
Durch Schnyders Vermittlung wird besonders – da er
in Luzern
von denen die dafür thätig seyn können sehr geliebt
und geachtet ist –
gesucht ein Fortepiano oder ein Flügel in
Luzern oder Aarau
oder sonst leihweise zu erhalten. Musik u
Gesang ist ein Haupt[-]
element was wir bedürfen. Will Euch
Schnyder hierfür Em-
pfehlungen, Adressen nach Luzern geben so
nehmt sie an. Auch
wegen der Musikalien. Nun
Elise wird schon nicht vergessen
was dazu nöthig ist.
Schnyder hat auch selbst in
Frankfurth ein Commissionslager von ächt Wiener
Flügeln,
vielleicht ließe sich es auch so machen, daß ein
Instrument hier
aufgestellt würde. – Für das Lehren findet
sich hier
gewiß leicht ein erträgliches Clavier. /
[5R]
Auch ein paar Bemerkungen wegen Frankfurt besonders an
Dich l. B. [Barop].
Zu Holzhausens auf die Öde wirst Du zunächst
wohl gehen l.B. und wegen
Elisen erst eine Einladung abwarten.
Auch Menschen von einer solchen
Bildung wie in diesem Hause doch
wirklich zu Hause ist sehen das Leben
oft äußerlich an, laßt
Euch dadurch nicht stören. Bringt eine Achtsam-
keit dafür mit
damit man ihnen leise ausweiche, ohne beachtenden
Werth darauf
zu legen. Meine achtenden Grüße an alle namentlich an
den alten
Herrn und den ältesten Sohn, sagt diesen daß ich seinen Kranz
noch treu bewahre; dieser
Carl ist eine so einfache als treue Seele ich liebe
ihn. Durch die Zurückgezogenheit vielleicht Kälte von Fräul[ein]
Caroline laßt Euch
nicht abstoßen sie soll ein höchst reines
Wesen wie auch ihre Schwester und
in sich empfindend seyn.
Ich habe im vorigen Jahre der
Frau
v. Holzh. das Panorama des Rheins
welches in Keilhau der
Anstalt gehört zur einstweiligen Verwahrung
zurück gelassen,
nimm es doch in Empfang und besorge es nach Keilhau.
Die Frau
v. Holzhausen muß auch noch Mittheilungen von mir vom
Jahre 1816
aus Berlin haben; ich habe sie schon früher gegen Dich Barop
erwähnt; sie erhalten den hervorgetretenen ersten Keim
von
Keilhau. Käme das Gespräch darauf und könntest Du sie B.
bekommen so wäre es mir lieb. Ich schrieb Dir schon früher
deßhalb
nach Frankfurt Du wirst Dich erinnern; im vorigen Jahre
kam die Rede
darauf. Das dann aufkeimende neue Leben hat mich
dann später
davon zurückgebracht. Es wird sein: “Skizze meines
Lebens. –
Mein Streben. (: oder des Mannes Streben (metrisch):)
- der Felsblock u der
Eichkern (Lebensgleichniße oder
Lebensbilder) u. a. m. An Sie (oder
an die Natur [“] ich weiß
nicht wie es überschrieben.) Du Barop kannst
ja den Wunsch von
Deiner Seite aussprechen diese Sachen zu sehen, weil ich
gegen
Euch geäußert habe, daß sie den Keim des Keilh: Leben enthielten.
Im Garten von der Öde suche oder laß Dir über dem ehemaligen
Brünnchen
die junge schöne Eiche zeigen, die wir einmal von
einem Spaziergang mit[-]
gebracht haben und dort gepflanzt worden
ist. – Wie viel gäbe ich darum
ständ diese Eiche in Keilhau. -
Ihr sehet daraus immer lebte gleiches Leben
in mir. Jetzt können
höchstens Blätter davon nach Keilhau kommen. -
Der
Frau v. Heyden mein
hochachtenden Gruß. Könnte dieser sich hinopfernden
Frau doch
der Gedanke bey gebracht werden, daß sie durch
Selbsterziehen /
[6]
auf den
abführendsten Holzwege ist, daß sie aber ihr Vermögen u.s.w.
dafür verwenden soll recht viele Mädchen in Keilhau – aber
unter Bedingungen wobey Keilhau auch bestehen kann – erziehen
lasse. Wenn Menschen von solchen Mitteln, solchen Willen,
solcher
Verzichtleistung ihr Leben nicht verstehen, sich und
andere quälen
dieß ist eine schmerzliche Erscheinung. –
Henriettens Überkunft nach K.
scheint doch ein Beweis zu seyn
daß meine Mittheilungen in dieser Be-
ziehung nicht ganz
fruchtlos waren. -
D.
Bagge – [Lücke: <
Kosel>] (Taubstummenlehrer) -
Schwartz -
Ackermann –
Dr Gärth
wirst Du sehen und von mir grüßen. Daß D
r
Gärth ein kräftig
treuer Mann ist wirst Du B. aus den Zeilen
sehen die ich Dir deßhalb
bey lege. – (Bey diesem Briefe u
Besuche kam mir in den Sinn, daß
fast in Wartensee hätte wahr
werden können was Ihr in Keilhau
an Fastnacht gespielt habt;
doch konnte ich was mich recht schmerzte
außer einem Frühstück
auch nicht die kleinste, ihnen angemessene
Unterstützung
reichen. – Ich gab ihm (der jüngste war nur bey mir, der
ältere
krank in Glarus zurück geblieben) Eure Adresse. Diese ausgewanderten
Polen
scheinen fast vogelfrey zu seyn, welches Leben können
sie, welches Leben kann sie festhalten ). - In Frankfurt, wo –
was Du
besser als ich weißt – viele Gährungen seyn sollen, sey
in Deinem Umgange
außer mit Gärth u Schwartz sehr sorglich.
Siehest Du etwa den Baron v. Welling, den Bruder der Fr. Speyer
so grüße ihn freundschaftl[ich] und sage ihm, daß mein Vertrauen
zu War-
tensee sich immer mehr rechtfertige und befestige ich
wollte, seines
rechtfertige u befestige sich auch. Kannsts auch
meintwegen vergessen.
In großen Städten ist man gewöhnt fremde
Menschen besonders
von einiger Wirksamkeit im Leben wie fremde
Thiere, fremde Vögel
zu sehen; geht so wenig als nur immer
möglich auf solche Einladungen ein
sie gelten weder der Sache
noch uns Menschen sondern der Befriedigung
der Neugier. Elise
kann dann nach ihrem eigenen Gefühle und
nach Barops Lebenstakt
einmal Kopfweh oder Migräne be-
kommen.
Wenn Ihr auch zum
großen Theil die Reise zu Fuß machen
wollt so würde ich Euch
doch rathen, Euch ein oder zwey Statio-
nen vor Frankfurt auf den
Eilwagen zu setzen. – /
[6R]
Weißt Du Barop [ist] es
nicht zweckmäßiger, kann
Elise
nicht vielleicht
bey der
Fr. v.
Heyden absteigen oder hat oder bekommt [k]eine
Aufforde-
rung dazu, so könntest Du mit Elisen im Pariser Hofe
absteigen;
müßtet Euch aber die Zimmer nach vorne heraus geben
lassen.
Elise hätte dann wenigstens wenn Deine Geschäfte Dich
ausriefen
die schöne Aussicht der großen, großartigen Zeil
hinab; der
Pariser Hof steht nemlich gleich vom Posthofe heraus,
zwischen
dem Posthofe und der Hauptwache rechts oberhalb der
Zeil,
die Aussicht die ganze Zeil hinab. -
Wenn es
möglich ist müßtest Du Elisen die schönen,
gewiß seltenen
Anlagen um Frankfurt zeigen und so einmal vom
Eschenheimer
Thore nach der schön Maynbrücke, und wenn Du willst
gleich
von da am Mayne hinab nach dem untern Maynthore und
von dort nach dem Eschenheimerthore zurück gehen oder
umge-
kehrt. - Verzeiht mir diese Bemerkung und lacht mich nicht
aus. Oft
übersieht man aber leicht was uns nahe liegt.
Habt Ihr noch einige Anzeigen und Du willst solche HE.
Schnyder in
Beziehung auf
seinen Brief nach Frankfurt mitnehmen, gut! ich will
dann andere
dagegen geben denn ich schreibe nun doch lieber mit
der
Briefpost an Schnyder als mit der Fahrpost; denn seinen Brief
wovon Ihr hier die Abschrift erhaltet habe ich - weil ich erst
Nachricht
von Euch wollte auch noch nicht beantwortet.
2
Weinheim. Es scheint mir ein sehr
freundliches Zusammentreffen
daß mir [sc.: mich] vor 8 – 14
Tagen der Vorsteher dieser Anstalt, der ältere
<
Bender>, glaubt ich heißt er,
mit 2 seiner Gehülfen und mehreren Zöglingen
besucht hat. Er hat
bey mir gefrühstückt. Der Mann
gefällt mir, er haßt die
Oberflächlichkeit. Von den Knaben
läßt sich in 1 ½ Stunden
nichts sagen. – Er kennt Keilhau sehr ge-
nau durch einen Freund
seines Vaters den
OberApp. G. R.
Martin zu Jena. Sehr freundlich und wiederholentlich hat
er uns alle und jeden von uns welchen sein Lebensweg
bey
Weinheim vorbey führe eingeladen in seinem Lebenshaus
ihn zu
besuchen und da einigen Halt zu machen. Ich dächte
nun Ihr zwey
beyde B. u E. machtet den Anfang. Barop
Du besiehst die drey
Werkstätten, Tischler, Drechsler, Buchbinder /d.
[7]
d.
Elise besieht sich die
Wirthschaftsführung, die Wäschordnung und die
Wascheinrichtung;
Gemeinschaftlich laßt Ihr Euch von Herrn
Hufnagel einem
unmittelbaren Schüler
Gersbachs, jetzt Lehrer
in der Weinheimschen Anstalt den Lehrgang des
Gesangsunterrichtes
nach Gersbach vorführen. Könnte Barop
manches davon für Lange-
thal festhalten so wäre es gut. Auch
beseht Ihr ihre schönen Lieder[-]
bücher die sie wie sie sagen
haben schreibt die Titel auf: z.B. Gers-
bachs
Singvögelein (nicht das ältere
Wandervögelein) dieß soll
sehr vorzüglich seyn.
Der junge
regsame Zimmer, welcher mit dem jüngeren <
Bender>
bey uns war soll
jetzt in Stuttgard in einer Fabrik als Chemi-
ker angestellt
seyn. Laßt Euch – wenn Ihr über Stuttgard
reiset die genauere
Addresse geben. Es könnte Euch doch nützlich
seyn.
Nehmt
Ihr diesen Weg so läßt Du Dir Barop in Frkf von
Schnyder eine Zeile an den
Professor Klump in Stuttgardt geben.
Du
erinnerst Dich des Briefes welchen mir Schnyder im v.J. nach
Beendigung seiner Schweizerreise von Frankfurt schrieb und
besonders
Klumps erwähnte. Auch von
Bender hörte ich
wieder sehr viel von dem äußerlichen Steigen
aber dieser
äußerlich viel und höchst d. i. vom König
begünstigten Anstalt
in Stedten. Nun ich habe ja über alles dieß
schon in diesem
Frühjahr geschrieben. Kannst es ja nachlesen
Barop. Nützt
es nicht so schadets nicht, der Blick erweitert
sich.
Von der Bergstraße ist ein
Panorama von Frankfurt
bis Heidelberg könntet Ihr es zufällig in
einer Papier[-] u Bilder[-]
handlung sehen so wäre es wohl gut,
man bekommt einen
Überblick aller der Naturschönheiten, an
welchen der sinnende
und sinnige Wanderer hier vorüberziehet.
Ich sahe v.J. dieses
Panorama in der Herrmannschen
Buchhandlung.
Reiset Ihr über Carlsruhe, was ich zwar nicht
glaube, so besucht
dort das protest: Seminarium; den Namen des
Vorst:[ehers] weiß ich
jetzt nicht, ich schrieb Euch vor. J.
darüber. Laßt Euch besonders
den Lehrgang des
Gesangsunterricht[s] von einem älteren Seminaristen
aber nicht
durch
Gersbach den Bruder,
welcher nicht darein eingehend
ist – vorführen. Grüßt den
Vorsteher der Anstalt wie Gersbach d. j. /
[7R]
Reiset
Ihr von Frankfurt aus mit dem Eilwagen so wäre es schön
wenn Ihr
die beyden Sitze außerhalb bekommen könntet, sie sind
obgleich
der N
o nach die letzten, doch immer sehr gesucht
und werden
gewöhnlich früh bestellt. Ihr könnt Euch immer so
weit einschrei-
ben lassen als ihr Lust habt, also auch nur bis
Weinheim.
Geht Eure Reise über Stuttgardt Schaffhausen und
Zürich so besucht
doch lieber B. wenn es angeht in Zürich den
Follen; ich habe
ein eigenes Zutrauen zu
diesem Manne und dessen Gediegenh[ei]t.
Schnyder kann Dir auch
einige Zeilen an ihn wenn Du wünschest
mitgeben.
Die
Fußreise von Zürich weißt Du aus aus [2x] Ferdinands
Reisebe-
schreibung. Von Hitzkirch circa 3 Stunden von hier geht
nach
Gelfingen oder Gelfikon (½ Stunde) zu Fuß. Fragt in der
Gegend des schönen freundlichen Gasthofes nach den Schiffmann
zugleich Fischer und laßt Euch so wenn es Euch sonst lieb
ist auf dem ersten Schweitzersee überfahren, ihr werdet
beyde 3 Batzen bezahlen. Dann geht es von da nach
Romers-
wyl nach Hildesriede (gleich hinter Romerswyl ehe
Ihr in den Wald kommt könnt Ihr links, wenn es klares
Wetter ist Zug und den
Zuger See sehen.) Von Hildesriede
laßt
ihr die Schlachtkapelle rechts kommt bald an die große
Landstraße nach Sempach; hier trifft Euer Blick gleich unsere
kleine weiße leuchtende Burg. Geht dann auf der Landstraße
bis Sempach fort aber nicht in das
Städtchen sondern über
den kleinen Brettersteg an der Stadtmauer
herab wo Ihr
an dem anderen Thore gleich wieder auf die große
Straße
nach Luzern kommt; diese verlaßt ihr aber in 7 Minuten
wieder, Blick und Weg führen Euch rechts ab an
den
See hin hierher.
Könnten wir nur ohngefähr wissen
wann ihr kämet so
wollten wir Euch gern bis Hitzkirch oder
Gelfingen entge-
gen gehen. –
Seid Ihr, vergeßt dieß doch
nicht! – bey dem Brückchen auf
dem Treppchen oder Stufen wieder
auf die große Landstraße ge-
kommen so geht 200 Schritt auf
derselben fort und dann erst links
ab, der Weg
gleich über
die Straße führt auch hierher aber etwas schwieriger. /
[8]
Einiges wünschte ich daß [es] von Keilhau mit hierher
gesandt wer[den könn-]
te da ja doch wohl mehreres durch {Fuhre
Fracht} gesandt werden muß.
1.Ein Exemplar von
Schellenberg Kaufmännischem Rechnen.
2. Ist es möglich, einen Lehrgang in der französischen oder
vielmehr englischen
Schrift in Blättern zum Vorlegen;
geschrieben von Euren besten
Schreibern dieser Schrift.
3.
Ein vollständiges Exemplar meiner kleinen Schriftchen.
(: Das
Christfest habe ich zweymal hier :)
4.
Schmidts reine Zahl. Nimmt wenig Platz ein, ist
für Ferdinand besonders
nöthig, kann ich es einmal in der
Schweiz bekommen, erhaltet Ihrs zurück.
5. Elisens oder Wilhelms
Zeichenbuch vom Baumschlag.
6. Eine kleine Sammlung kleiner
leichtverständlicher Lieder welche
einmal die Kinder nach dem Gehör singen lernen können.
7.
Wie schon oft gedacht: Noten für Klavier und Flöte.
8. Wenn es
angeht und Ihr sonst nichts dagegen habt schickt doch einige
in
der Anstalt gemachte schöne Pappkästchen wenigstens für die 4 Mädchen
mit, sie können entweder klein seyn oder so daß man
sie in
einander stecken kann; im Werth fürs Auge, also besonders
rücksichtlich der Verzierung nicht so gar ungleich oder so wo
das
eine Werth in der Größe hat, hat ihn das andere mehr in der
Ver-
zierung.
9. Für meine zwey kleinen Knaben einige Sachen
zum Legen; wenn
auch verschieden in Farbe, doch mehrere ja
möglichst viel Stücke
von einer Form, wenn auch nur aus dem
Gebiete der
3,4,6. Wenn der Formen einer Art zu wenig sind,
fordert es
für meine Kinder noch zu viel Geistesanstrengung
etwas daraus zu
formen.
10. für die 3-4 mittleren Knaben
vielleicht Federbüchsen
einen hat nemlich für jetzt die
Feldarbeit der Schule entzogen.
11. für die 3-4 größeren (einer
ist durch die Krankheit seiner Mutter jetzt
abgehalten) entweder
das Gleiche oder kleine Zeichnungen von Gegenständen
Hütten oder
Gebäuden.
NB. Die Bestimmungen von 8 – 11 habe ich jedoch blos
gemacht in der Meynung
daß es vielleicht [für Euch] lieb wäre
meine Gedanken darüber zu wissen
und kann ohne den leisesten
Schmerz gestrichen werden. Doch nehmen die
Mädchen nach dem
Grade ihrer Entwicklung den meisten Antheil an Keil-
hau und
dem Keilhauer Leben und noch erst ehe gestern sagte die eine /
[8R]
wenn doch nur auch bald eine von den Keilhauer
Töchtern oder
Frauen herkäme daß sie auch diese und jene
Frauenarbeit
lernen könnten. Wenn Elise Kinderliebe – Lebensmuth
-
Gottvertrauen und so nur einige Ausdauer u Geduld mit
bringt o! es geht gewiß gut und besser wenn auch vielleicht
anders als wir anfangs glaubten. Fremdartiges zieht ja
Menschen überhaupt warum nicht besonders Kinder an.
12.
Barop sagte mir ja einmal es käme aus Westphalen blaue
Leinwand
und auch für mich zu einem Kittel. – Zwar vermu-
the ich weil nie
Erwähnung davon geschehen, daß es nicht in Er-
füllung gegangen
doch wollte ich es erinnern, wenn es wäre diese
schöne
Gelegenheit zur Überschickung zu benutzen, denn einen blauen
Kittel brauche ich – möchte ich ein[en] Kittel für die Anstalt
so
nach und nach gemein machen; und blaues Lein[en], gut gefärbt
ist wie überall so auch hier schwer zu haben.
13. Endlich
und zuletzt bitte ich daß mir doch ja sobald geschrieben
wird
als Barop und Elise von Keilhau abgereiset sind
und – im
Allgemeinen wenigstens die Bestimmung wann
sie hier einzutreffen
gedenken.
Könnte mir dann Barop von Weinheim aus schreiben
wann er dort
abreiset; welchen Weg er nimmt ob über
Schaffhausen oder Basel
und wann er hier einzutreffen
hofft so wäre es mir noch
lieber.
Was ich Euch sonst schon früher über die Reise hierher
mittheilte wird
Euch erinnerlich seyn oder Ihr könnt es
nachlesen. Eins nur
erwähne ich nehmt kein preuß. Geld mit oder
setzt es
wenigstens in Frankfurt um. Für die Schweiz ist nichts
besser
als die sogenannten Neuenthaler
oder Brabanter Thaler jeder
zu 40 Schweizer Batzen oder zu 4
Schweizer Franken oder zu
3 Luzerner Gulden. Die französischen 5
Livres Stücke sonst
zu 35 Batzen voll sind jetzt hier in Luzern
auch ich glaube
um ½ Batzen herabgesetzt. Dieß zur ganz
besondern Nach-
richt beym etwaigen Einwechseln.
Nun
Middendorff Dir noch ein Wort: – Lies die Briefe von Wartensee
seit vielleicht besonders 3,4,5 Monaten durch so hast Du auch
für hier
die
Geschichte
einer großen
Lebensentwicklung. Betrachtet doch einmal ernstlich die Briefe /
[8R]
[Rand] von
dieser
Seite. Den beyden Reisenden Gottes Schutz u Segen so wie jeden von
Euch.
Euer FrFröbel.
[1V]
[Rand] Ihr erhaltet hier zugleich die zwey ersten Bogen A u B
eines begonnenen Briefes damit Ihr
die Geschichte
Eines Lebens habt. Am 3. Aug. schrieb Midd.
am 4en meine Frau, am 5en Aug. ich und was? -