Schloß Burgdorf am 11en Tage im Monat der Lilie
1834.
Mein
Barop!
Gott zum Gruß Dir und Euch am Tage
Eurer Lebensfeste; am Tage des Lebensfestes der Lebensfeste
unserer Aller; möchten wir uns alle dieß recht klar nachweisen,
in seiner Reinheit nachweisen und in hoher
Lebensfülle uns
aussprechen; hierin müßte eine Seelenwonne liegen, welche nicht an
Worte zu knüpfen,
wenigstens nicht durch Worte zu erfassen wäre.
Unser, Leben hat, unser irdisches Leben hat
Seelenfreude,
Herzenswonnen, Wonnen des innersten Gemüthes und so
und dadurch schon wahre Himmelswonnen von welchen
Millionen
keine Ahnung haben, weil sie die Wahrheit des Gemüthes, die Wahrheit
des eigenen Gemüthes
des eigenen Empfindens, Denkens und
Handelns und so auch die Wahrheit in dem Empfinden, Denken und
Handeln anderer nicht anerkennen. Der Mensch glaubt Alles und
wenn auch nicht ganz Alles, doch fast Alles schmiegen
und
biegen, drehen und wenden, einen und trennen zu können, allein es
gibt tausend Dinge die er nur dankbar annehmen
ihrem Wesen nach
durchdringen und so nach und nach ihrem Grunde und Folge, ihrer
Ursache und Wirkung nach
erkennen und einsehen kann. Mein Barop
und die Deinigen, wir müßten wie Engel, wie Kinder, mindestens wie
die Sterne und die Blumen mit einander reden wenn wir diesen
Gegenstand besprechen wollen. Wir sind
nun aber das Eine nicht
mehr und sind das Andere noch nicht, wissen sogar noch nicht einmal
was das an[-]
dere ist, werden es wohl auch schwerlich eher
erkennen un[d] d.h. wieder kennen, bis wir es wieder sind
darum
müssen wir es nun schon vor der Hand an seinen Ort gestellt seyn
lassen. Zu meinem Leben
gehörte das Finden eines Lilienlebens,
ob an die Person geknüpft und an welche, ob dauernd oder schwindend
dies sind Fragen und Aufgaben welche vielleicht nur eine
Ewigkeit löset und wer wird in der Zeit im Jetzt schon
wissen
wollen was nur einer Ewigkeit zu zeigen zu entwickeln zu lehren
möglich ist. Genug, ich habe ein
solches Leben gefunden, habe es
durch mich gefunden, trage es in mir, trage es pflegend in mir, ob? -
wo? und wie?
außer mir lasse ich unentschieden; allein daß ich
es gefunden habe, daß ich es liebend und pflegend in mir
trage
ist wichtig ist für mich und, da der Einzelne mit Vielen, mit
ungeahnt und so unzählbar Vielen in
Verbindung steht ist [es]
für viele wichtig, denn mein Leben wurde ein Ganzleben, ein in sich
einiges Leben und
nur was man in sich trägt kann man außer sich
gestalten und nur je klarer man es in sich trägt, nur um so klarer
kann man es außer sich gestalten. Darum und so ist denn, das heutige
Lebens-
fest sind die heutigen Lebensfeste ein Fest und Feste
unser aller obgleich wir nicht alle wissen warum
ist ein
Lebensfest für viele, wird bleibend und immer ein Lebensfest für
mehrere werden, obgleich kaum
schon oder noch Einige wissen
warum?- Ich glaube an den Himmel - nicht auf der Erde, weil der aus
und um sich
schauende ihn nicht finden und sehen würde, allein
im Innern, im Gemüthe, im Eigenleben des Menschen
ich glaube an
ihn, weil ich ihn habe, ihn besitze, ihn kenne ihn lebe. Ist er nun
nur erst da und eingekehrt
oder vielmehr ent - deckt,
ge - funden im Gemüthe und Innern eines Menschen bald wird er auch in
Mehre-
rern in dem Innern und Gemüthen mehrerer da sein, ja wir
haben die freudige Erfahrung und Wahrnehmung
daß wie nur jenes
Leben in Einem Innern, in Einem Gemüthe da war, gleich, fast im Nu
war es
zugleich auch in dem Leben m Mehrerer da und wir haben so die
freudige Hoffnung, bald wird es das
Leben Vieler, wird in dem
Leben Vieler da seyn, darum ist das heutige Lebensfest, sind die
heutigen
Lebensfeste, ein Lebensfest und Lebensfeste, ist das
Fest und die Feste der Lilie, ist das Fest und sind
die Feste
des Lilienlebens unser aller und einst Vieler Lebensfest,
Lebensfeste.-
Laß mich nun Barop kein Wort mehr hinzufügen,
Lasse nun uns selbst, uns einander und unter
einander und Gott
treu seyn. Nimm diese Zeilen hervorgegangen aus dem innersten
festlichsten Leben
eines festlich gestimmten Gemüthes zu Deinem,
zu Eurem, zu unser aller Lebensfeste und Lebens-
festen von
Deinem und Euern