Der
Überbringer dieses ist Herr
Christian Jacob Marcolin gebürtig aus
Neu-
Breslau in Preußen jetzt angestellter Lehrer in
Mädiswyl in
Cant Bern, nächst Langenthal,
Er kam hierher um einige Tage
frey an
dem hiesigen Curs Antheil zu nehmen, weil
sein sehr geringer
Gehalt ihm keine Ausgabe dafür erlaubt. Die Bestimmungen für
den
hiesigen Curs
dürfen lassen aber nur
für den ganzen Curs Schullehrer aufnehmen. Ich
habe ihm daher -
weil der Mann mir im Ganzen nicht mißfällt vorgeschlagen auf
seiner Erholungsreise, welche er nun unternehmen will, Willisau
zu besuchen.
Er kann ja wohl ohne große Beschwerde mit Euch
essen. Nachts schläft er wohl
am besten da wo
Loder geschlafen hat, ich glaube im Hirsch;
Loder kann ihn dahin
begleiten. Ob er länger als eine Nacht in
Willisau bleiben könne hängt von Euerer
Bestimmung ab.- Glaubt
Ihr übrigens daß es im Rößly nicht unangenehm sey, wenn
der Mann
nur des Nachts dort schlafe, so kann er auch dorthin geführt werden.
Dieß ist Nebensache.- Weil im Herbste
Titus abgeht, vielleicht auch
Langguth
schwankend steht so ist es doch nöthig uns begegnende Menschen
auf einstige
Hülfe anzusehen, und so schicke ich Dir und Euch
auch diesen Mann um ihn in dieser Rück[-]
sicht anzuschauen. Denn
irre ich nicht so ist er
Michaelis seiner
Verbindlichkeiten
frey und er wünscht dann in ihm
entsprechendere Verhältnisse einzutreten.
Am liebsten ist er
Rechner u Mathematiker; er schreibt Deutsche Englische u
Franzö[-]
sische Geschäfts Hand; spielt etwas Clavier; Singen
thue liebe er jedoch mehr sagt er
mir, er zeichnet etwas; ist nicht ganz unbekannt mit der
französischen Sprache
jedoch gar nicht bedeutend,
allein er sagt mir lesen könne er
etwas, wie auch das Gelesene
verstehen. Genug seht Euch den Mann
an und schreibt mir bald über ihn; ich
werde ihm sagen auch mir
bald zu schreiben wie er es und wie er sich in
Willisau gefunden
habe. Ich grüße Euch alle namentlich besonders auch Dein[e]
Frau
und die
Jgfr Frankenberg. Lebt
von Herzen wohl Dein u Euer