c) vollst. Entwurf (BN 401, Bl 10-19R)
[10]
An Herrn Cantor Carl in
Veilsdorf
Blankenburg am
21. Jul 1839.
Hochgeehrter Herr
Vetter!
Ihr werthe Zuschrift vom 11‘ dieses
Mon.
erhalte ich erst heut am 21 also erst nach 10
Tagen. Ihr
Vertrauen thut einige Fragen
an mich welche Sie längstens binnen
14 Tagen
beantwortet wünschen; dies wäre
also
schon bis zum 25en also schon in 4 Tagen, wie dieß
mögl seyn wird
weiß ich nun zwar nicht
wenigstens kann bis dahin die
Antwort
schwerlich in Ihrer Hand seyn, doch will
ich thun was
mir möglich ist um Ihre Erwar-
tung zu erfüllen,
ob ich gleich nicht doch
glaube
ich nicht daß auch ohne meine Ant Zuschrift <->
die
Beantwortung Ih derselben Sie bey dem
Schatze
Ihrer Erfahrung, in die geringste
Verlegenheit
versetzen würde; ich
vielmehr glaube ich
daß Sie – da
Sie wohl wissen daß ich
eigene auch wohl eigenthümliche
Ansichten Überzeugungen
über
Erziehung und Unterricht hege und pflege -
Ihre eigene
Erfahrung und Ansichten an den
meinigen bestätigt sehen wollen,
woran ich
auch, wenn wir uns nur über den Ausgangs-
punkt
verständigen, nicht im mindesten zweifle.
Doch dem sey wie ihm
wolle, hier kürzlich
das, was mir sogleich bey Lesung Ihres
freund-
schaftlichen Briefes und der darinn ausgespro-
chenen
Fragen sogleich als Beantwortung ent-
gegentrat;
wovon ich jedoch was wie gesagt
keinesweges zweifle, daß Sie sich
dieß
alles
selbst aus dem Gebiet Ihres
Wissens
wieder zum Theil schon
selbst werden ausgesprochen haben.
Ich will mit der Beachtung
der 2
en Frage
beginnen, von welcher
mir ich glaube daß sie früher zu
stellen
gewesen wäre als die erstere.
ad 2.) [”] Wann ist der
Unterricht wissenschaft-
lich und wann ist er
elementarisch?"
Allein auch diese 2‘ Frage hätte
wieder
anders und das spätere zu erst und das
erste zu letzt
gestellt werden müssen,
nemlich so:
"Wann (Sollte wohl
heißen:
wenn d. h.
unter welchen
Bedingungen oder in welcher Form /
[10R]
(: denn
wann bezieht sich blos auf
die
Zeit, und darüber läßt sich eigentlich
nichts Bestimmtes
aussprechen oder
vielmehr feststellen:) also wenn
ist der
Unterricht elementarisch und
wenn ist er wissenschaftlich?
-
Allein Sie fühlen sogleich werthester
HErr Vetter daß diese
Frage vorher
die Beantwortung zweyer anderer vor-
aussetzt
und diese sind:
a. was ist denn eigentlich
Elementar [-]
unterricht, und was sagt der
Ausdruck
elementarisch?
b. was ist
wissenschaftlicher Unterricht
oder was sagt der Ausdruck
wissenschaftl[ich]?-
Elementar oder
elementarisch ist auch nach seiner
Grundbedeutung
im Griechischen der fremden Sprache
(im Latein]
doch wohl das, was sich auf die ersten
Anfänge,
auf das erste sinnlich Wahrnehmbare,
also das [sc.:
daß] es ein Gegenstand ist und so,
daß es Gegenstände Sachen
Dinge giebt <dann zunächst>
gleichsam auf den
Grundstoff, die erste letzte sinnl[iche]
Grundlage
eines
Dinges oder einer Sache, eines
Gegenstandes sich
beziehet, darum gebrauche
ich nie das Wort Elementarunterricht,
sondern
nenne diesen Unterricht den
Be-gründenden
Unterricht.
Was ist denn nun für den
Unterricht
das Elementare allen Gegenständen und so deren
Erkenntniß
gleichsam zu
allgemein zu kommende und so gleichsam zum
Grunde Liegende?
Zuerst ist es doch wohl der Gegenstand rein an sich, also
Kennen
des Gegenstandkenntniß an
und für sich, dann das allen Gegenständen Gemein-
same.
<Dieß> kann nun wohl nichts anderes seyn als sein
allgemeines
Verhältniß zum Raum u zur Zeit dann die Masse die
Größe
33 dann die Form Gestalt
2 dann die Zahl Menge
24
dann seine Wirksamkeit Kraft, sein Zusammenhalt
der
Stoff, die Materie, dann die Form, die Zahl,
vielleicht früher auch
fällt dem Menschen, dem Kinde dann die
Größe auf
(oder das Aufnehmen des
Äußern im Innern)
5. <-> Gesammtausdruck seines Innern,
oder
im ganz allgemeinen seine Sprache
6, Weiter sein Verhalten Tönen,
sein sich laut
barmachen im Allgemeinen
7, endlich sein
Verhalten zu Licht seine Farbe.
Die Sprache als Welten
Abbild
als Abbild der innen u der Außenwelt
Auffassung des
Gegenstandes als a. eines Entfaltenden
b. eines Aufnehmenden c.
eines ruhenden
Sie ersehen hier aus werthester Herr
Vetter
daß weit mehr und wenn Sie wollen aber
auch wieder
weit weniger zum Elementar- oder
begründenden Unterrichte gehört
als man gewöhnl
dazu rechnet[.]
Zum begründenden
(elementarischen) Unterrichte gehört also nothwendig
1
GegenstandsAuffassung an und für sich (und
in Hinsicht auf)
Element für Naturgeschichte Erdkunde
Technol[ogie]
2 Wahrnehmung des allgemeinen Raumes u seiner
einfachen Gliederung oder Verhältnisse
3 Wahrnehmung der
allgemeinen Zeit und ihrer einfachen Gliederung oder
Verhältnisse
4 Das Verhältniß des Gegenstandes zu Raum u Zeit
oder die Veränderung desselben in R u Z
d.h. das was mit ihm geschieht (Geschichtselement)
5
Auffassung der Massse des Stoffes der
Materie
6 der Form Masse (Größe)
der Form (Gestalt)
der Zahl (Menge) Sowohl ihrer Auffassung als
Grundbedingung ihrer Darstellung nach (Zeichen)
7 die Wirksamkeit
des Gegenstandes oder seine Kraftäußerung sein Zusammenhalt
8
sein Verhalten zu Licht und
Farbe und Auffassung dieser Verh[ältnisse]
u ihrer Grundbedingung
9 sein Tönen
sein sich Hörbarmachen
10 der Gesammtausdruck seines Innern , wie
ganz allgemein die Sprache des
Gegenstandes genannt.
![[Dazu auf dem Rand
Skizze des Spiels mit den Gaben]]()
Schau die
Mutter Sieh das Bällchen
Da vor dir ist die Mutter, dort ist
dein
der Ball
Da (Gegenwart) ist die Mutter, fort ist
M[utter] d.[er] B.[all]
Das Bällchen wird <wieder>
kommen.
Da ist das Klötzchen, das Steinchen, dort fließt das
Wasser
Sieh den großen Stein, das große Hölzchen, ganze
halbe
<drücken>
-------<lage>
<streben>----------<drehen>
Die 1,2.3 rc---------die 1,2,3 rc
Der Stein fällt, er
drückt
Dort ist das Lichtchen, dort ist das Vögelchen
(?)
Der Hammer macht pum, pu, pum.
Das Bällchen sagt ich
drehe mich, ich drehe mich herum
ich drehe mich um mich selbst
herum. /
[11]
Sie sehen also hierdurch werthester Herr V.
mit
Nothwendigkeit mehrere Gegenstände
als Zum Grunde liegende
eben begründend oder als
elementarische
auftreten, von welchen in unsern
elementar
Unterrichtsbüchern, sich kaum zufällig sie
einschließend,
viel weniger sondern aber allgem sie mit Bestimmtheit als
elemen-
tarisch oder begründend hervorhebend
gar
gar nicht die Rede ist. Darum
fehlen aber
auch in unserm sogen elementarunterricht
zwey
ganz wesentliche Seiten einmal
die
Seite des praktischen, die Seite der
leichten
Anwendbarkeit u Einführung ins Leben,
dann
die Seite der Einführung in das
Wesen der
Dinge.[Randnotiz*-*]: *Elementarunterricht
Außenweltbetrachtung *
Zum ersten aber führt das Kennen
des
Gegenstandes u seines Stoffes, zum zweyten
führt das
Beachten der höherer Kraft eines
Einigen (des Wesens) welches
sich in Mannigfaltigkeit u Allheit
kundthut
oder des Einigen, was in
Mannigfaltigkeit
sich kundthut u aus derselben hervorgeht, so
wie
3ens der Pflege der einigen u einigenden
Selbstthätigkeit
des Zöglings oder Bildlings
welche beide verbindet. Sie werden
über-
haupt leicht einsehen daß Stoff – Kraft
Licht – Farbe
ebensogut Gegenstand des be-
gründenden Unterrichtes sind als
Zahl Form
Größe Sprache
Dagegen gehört weder
eigentl[icher] Sprachunter
Naturhist
noch Erdkundl noch Geschichts-}Unterricht zum elem:
Unterricht
welche dem Gegenstands Unterrichte u
dessen
Verhältniß zu Raum u Zeit u Wechsel anheim
fallen.
[Randnotiz*-*]:
*Erster Unterricht ungetheilt Dr. Weil *
Um Mißverständniß zu
vermeiden will ich
nur beyläufig sagen daß wenn diese
Beziehungen,
Rücksichten u Seiten des Unterrichtes
Gegen Seiten
Gegenstände
derselben Unterrichtes begründend
oder
elementar genannt werden, so ist dadurch
keineswegs
gesagt daß sie einzeln u von einander geschieden
abgerissen z. B. als
14 verschiedene Gegenstände abgerissen neben
einander behandelt
und betrachtet werden sollen; sondern es ist
nur davon
die Rede daß, sie als besonders und
selbstständig
zu beachten und zur Anschauung, Auffassung
zur
Erkenntniß erhoben werden sollen
hervorgehoben
sind. Worüber weiter unten.
Die Frage wenn
(d. i. in welcher Form) ist der Unterricht elementarisch
begründend?
würde also heißen
In welcher Form unter welchen Bedingungen ist der
Unterricht
elementarisch? - dünkt mich also
wenn ich die Frage recht
verstehe, der Sache nach
leicht so beantwortet:
Der
Unterricht ist begründend (elementarisch)
wenn er sich auf die
nothwendigen und ersten
äußerlichen
Grundeigenschaften der Dinge (:also als wirklich
daseyend:)
bezieht, besonders auch in
sofern
er dadurch das innere
Wesen der Dinge erkennbar
u anschau- auffaßbar ist; begründend
ist der sich zwar zunächst
auf äußeres und Komplexes beziehende,
aber zugleich auch zum
als
Schlüssel zum Inneren zum Allgemeinen u zur Einheit
und dessen
Erkenntniß u Darlebung dienende dienende [2x] Unterricht. -
Dieß würde jedoch weiter u zur Beantwortung
der nicht von
Ihnen aufgestellten frühern Frage führen; wie
muß der begründende
(Elementare) Unterricht
beschaffen sein?-
Außenweltsbetrachtung
Nun zur Beantwortung der 2‘ Frage:
was
ist wissenschaftlicher Unterricht oder was
sagt der
Ausdruck wissenschaftl[ich?]-
Wissen
hängt ohne Zweifel mit Wesen
zusammen
(<Wesen: ich bin gewesen, mögl ich war,
ich war =Seyn>)
und heißt u bezeichnet das
Innere Seyn
eines Wesens
(Gegenstands Wesen = Seyn erkennen; also setzt
Wissen nothwendig)
die Erkennbarkeit in sofern u in so weit} es
als
gegenständlich angeschaut werden kann.
Wissen bezieht
sich also auf die wie auf das Innere
so auf die Einheit des
Wesens,
also immer auf ein Unsichtbares an u d[urc]h
ein
Sichtbares, denn sobald es ein Sichtbares
wird ist es nicht mehr ein
Inneres sondern ist
nun ein Äußeres geworden. /
[11R]
Wissen, als sich auf das Innere und Inneres beziehend,
setzt
also erstl nothwendig zuerst das
Kennen eines Äußeren
voraus
Weiter setzt Wissen als sich auf Einheit beziehend
die
Kraft voraus die Mannigfaltigkeit Einen
das Eine des
Mannigfaltigen erkennen zu können
und drittens im Äußeren u
d[urc]h Äußeres
und Sichtbares Inneres, das Innere und
Un-
sichtbares erkennen zu können.
Hiernach dünkt mich die
2‘ Frage, inso
fern ich solche anders ebenfalls richtig erfasse:
wenn
(d. i. unter welcher Bedingung und bey
welcher Beschaffenheit)
ist der Unterricht
wissenschaftlich, leicht beantwortet.
er
ist wissenschaftl[ich] sobald er sich auf
Auffassung,
Erforschung, Anschauung, Darlegung
Nachweisung der Einheit, des
Innern, des Unsichtbaren
der Dinge oder Eines Dinges bezieht;
z.B.
wie mache ich die Mitte eines Kreises, einer
Kugel}
erkennbar oder wie entwickelt sich aus
einem Punkte
(einer Mitte) ein Kreis eine
Kugel? –
[Rand*-*] *ründend = sich runden (begründend)
*
Um aber die Frage: wenn ist der Unterricht
elementarisch
u wenn ist er wissenschaftlich
vollendet klar zu beantworten
muß
man vorher wohl fragen giebt es noch
andere
Unterrichtsstufen oder Weisen
als die elementarische u die
wissenschaftl?
-und ich glaube Ja sagen zu müssen
und
zweifle nicht daß mir der erfahrene
u denkende Lehrer u Erzieher
beystimmen
wisse wird, und daß
so auch Sie werthester Herr
Vetter zuletzt darin
recht geben meiner Überzeugung werden
werden [2x].
Ist es nicht auch ein Unterricht wenn
die Kinder
sagen und singen?
Ringel- Ringelreihe, es sind der
Kinder
dreye steigen auf den Hollerbusch
rufen alle Husch, husch,
Husch.-
Mich dünkt ja!
Was lernen sie aber dad[urc]h?:
1, die Auffassung
eines Kreises (Ringel) 2) einer
Kreislinie
(Ringelreihe ); 3. Auffassung des Kindes in
der
Mehrheit (Kinder) 4. Zahlwort
(drey) begründet oder fordert also
das /
[12]
Herrn Cantor Carl
26 Jul 1839
Zählen und so die Kenntniß der Zahl
oder des Zählenkönnens
bis 3. 5) das bestimmte Auffassen der
Kinder als daseyend: es sind
6 allgem
gegenständl (objective ) Auffassung ihrer selbst als
der Kinder: es sind (: nicht
nicht sie sind, nicht wir
sind, nicht unser sind ihrer drey)
[Randnotiz*-*] (nicht wir sind, nicht sie
sind
und nicht unserer sind ihrer drey)
6, Anschauung einer Thätigkeit:
steigen, und zwar 7)
einer erhebenden (steigen) u eines
aufsteigens 7) einer
Thätigkeit zu einem
Gegenst[an]de:
<-> (der Hollerbusch) u
zwar weiter 8) nach dem
obern
Theile desselben:
auf 9. Anschauung Wahrnehmung ihrer
selbst in
einer bestimmten hörbaren
Ganzen Äußerung u Thätigkeit:
rufen = sie rufen wie vorher Anschauung in
einer sichtbaren:
steigen = sie steigen
10) also diese
Wahrnehmungen
gelten von allen
(allgemein Zahl), keinen
nicht ausgenommen
also
Wiederholung u darum <-> Einprägung des Gleichartigen
(alle) 11. Endlich rechtes zurück kehren
zum
ganz persönlichen sich Wahrnehmen im
Gefühl, und durch die
Empfindung, <->
Empfindungswort
Husch! Husch! Husch!
Wir
alle sogen Verständigen und
Klugen
wundern uns nun wohl wie so ein einfaches
Liedchen nicht einmal überdieß in
seiner Forderung höchst
selten ausführbares Liedchen die Kinder
so
lang u zwar merkwürdigerweise von
den UrgroßEltern herab
durch 3-4 Ge-
schlechter hind[urc]h bis zum Urenkel und weiter
erzügen [sc.:ergötzen] können
warum wohl? -Weil es
für das
dem Kinde, wenn auch in
seinem g[an]z dunklen Gefühl
des
Kindes den Weg bezeichnet wie es durch bestimmte
klare
geeinte Auffassung des Äußeren Daseyenden
Gegebenen -
(Ringel, Ringelreihe) endlich
zum lebhaften (angenehmen oder
unangenehmen)
Gefühl seiner selbst und so zum Fühlen
zum
Wahrnehmen zum Denken seines Selbstes, seines
Inneren
seines Wesens kommt. In dieser
tiefen psychologischen Beziehung
scheint mir
der ewig jugendl[iche] Reiz dieses Liedchens
und
jedes derartigen Liedchens u Kinderspiel
für das Kind zu
liegen.
Doch zurück zu
r Beantw
unserer Frage und
deren Beantwortung: -giebt es
denn nun
nicht noch mehr und gleich wesentl[iche] Arten des Unter-
richtes
für das Kind, als die beyden in der /
[12R]
Frage
genannten den elementaren u den wissen-
schaftlichen
[gestrichene Randnotiz*-*]
und gleich wesentl
ja sich sogar das
Recht der ersten zueignend
und wie können u müssen wir
in
dieser Beziehung nun diesen so eben vorgeführten nennen? –
Sie werden ihn vielleicht den Spiel
Unterricht - vielleicht
den zufälligen
vielleicht auch den ersten Unterricht nennen
alles
Unterricht (beydes) ist gleich bezeichnend.
Erster
bezeichnet vom Kinde aus: Ein
Unterricht durch u aus freyer u
Selbst-
thätigkeit, der zweyte einem Unterricht
der gut zu
allem ist, der sich gleichmäßig
zu allem neigt zu allem fällt der
3‘ daß diese
Unterrichtsart die nothwendig
erste ist. Ich habe
gegen beyde
jede dieser drey Bezeichnungen nichts; die eine geht
vom
Kinde aus, von seiner Thätigkeit, seinem
Thätigkeits-
triebe, seinem eigentl[ichen] Leben aus und die
andern von der
Umgebung aus die 3‘ bezieht sich auf die Sache
selbst.
Wir hätten also hier schon 3 Unterrichtsweisen
1)
den Spiel[-], oder den zufälligen
oder ersten Unterricht dann
2) den begründenden oder elementar
Unterricht
3. den wissenschaftlichen [Unterricht.]
Haben
wir nun aber die Arten sowohl des Unter-
richtes als die Weisen
desselben erschöpft? -
oder ist es auch ein Unterricht u doch zu
keinem
der vorigen gehörig wenn der Vater der Vater [2x]
zum
Sohne, die Mutter zur Tochter u die Eltern
zum Kinde sagen:
Komm hilf mir Holz sägen!
Nimm den Rechen wende das
Heu!
Geh hin hol uns 2 DreyerBrote da hast Du
6 sgr oder
einen Sechser.
Komm wir wollen jene fruchtbeladenen Baumäste
stützen
Steck das Rad mit der Nabe an die Achse u steck den Camm
davor.
Gehört dieser Unterricht zu einem der 3 genannten?
-
Gewiß nicht! Nun was für Unterricht ist es dann? –
[Ein
Unterricht] der durch die Sache durch
eine
besondere Sache selbst, sogleich,
zwar für eine bestimmte
besondere
einzelne Sache, für einen bestimmten Zweck
zur u.s.w.
belehrt allein aus
welchem auch allgemeine Belehrung hervorgeht
z. B. jedes Rad und
Ähnl[iches] drehet sich um seine Achse, jeder
drehenden Bewegung
liegt eine gewisse Achse zum Grunde rc rc.
Wie können wir nun
diesen Unterricht nennen? -
Wohl den Sachunterricht, den
Thatunterricht
man sagt mit einem Fremdworte den
praktischen
Unterricht.
Sie sehen bey allem diesen ist der
Unterricht
noch nicht nach bestimmten einzelnen
Gegenständen
geschieden sondern
hat noch immer das G[an]ze im
Auge.
So hätten wir nun schon 4 bestimmte
Unter-
richtsArten u Weisen
1. den Spiel[-] oder Zufalls
unterricht
2. den Erfahrungs-, Sach- oder praktischen
Unterricht
3. den begründenden oder elementar Unterr[icht]
4.
den wissenschaftl. Unterricht
Sind wir nun aber damit zu
Ende
Ich glaube nein!
Ich will kurz seyn: Wir hören jetzt
so häufig
in einem Schlag wie Geist u Gemüth so
Wissenschaft
u Kunst.
Also giebt es dem gemäß wohl auch
ebenso /
[13]
einen Kunstunterricht wie ein[en]
wissenschaftl[ichen] ein[en] be-
gründenden (elementaren) und
ein[en] Unterricht d[urc]h d Thun, das
Schaffen der Sache sogl.
selbst, einen praktischen
Unterricht.
Kunst kommt aber doch nun von Können,
nicht
aber alles Können ist Kunst, sondern Kunst
bezeichnet
ein Können, geeint mit Kennen, mit Kennen
der
innern Beziehungen, des innern Wesens, der innern
Forderungen u
Bedingungen dessen was ich kann,
was gekonnt wird. Dem Können
liegt
also eine Einheit zum Grunde wie dem Wissen
allein
keineswegs eine (blos) gedachte sondern
überwiegend empfundene
Einheit, Kunst = Können
geleitet aus von der u durch die <absolute>
Innere Einheit des Dinges.
So haben wir nun 5 ganz
verschiedene Un-
terrichtsweisen erhalten
1) der Spiel[-] u
zufäll[ige] Unter[richt]
2. der Erfahrungs- Sach- oder That-, der
Schaffunterricht
3. der begründende Unterricht
4.)
der wissenschaftl Unter[richt]
5. der
Kunstunterricht.
Noch immer haben wir kein[en]
besondern einzelnen Gegenstand
des
Unterrichtes genannt d. z. B.
den Ackerbau u Gartenbau
wie das Schreiben pp
kann ich
Spielend betreiben u erlernen
praktisch-elementar
–
wissenschaftl[ich] u kunstmäßig[.]
Sind wir nun am Ende haben
wir den
Menschen das Kind als zu belehrend zu unter-
richtend
in der Gesammtheit in der Allheit seiner Verhältnisse
erfaßt[?]
Ich muß
mir sagen noch nicht.
Eines
ist tritt sogl noch
zu entgegen: Es ist dieß
der
Unterricht über das Verhältniß jedes
Einzelnen zu einem Ganzen u
jedes Ganzen zu
seinem zu ihm gehörenden Einzelnen
in der
Erscheinung
des Kindes (u jedes einzelnen Gliedes)
zur
Familie als einem Ganzen u der Familie als solcher
zu
jedem Gliede zum Kinde, oder des einzelnen
Bürgers zur Gemeinde,
u jeder Gemeinde als
eines in sich geschlossenen Ganzen zu jedem
Einzelnen
als Glied dieses Ganzen.
Dieser Unterricht kann
der (
sittliche) (politische)
Unter-
richt für das Leben besonders für das bürgerl Leben
auch
einer Beziehung im Allgem der sittliche (moralische)
in einer andern Hin Unterricht
genannt werden
Allein durch ihn tritt nun noch ein
anderer
Unterricht gleichsam als Schlußstein als
Blüthe u
Frucht des gesammten Unterrichtes
hervor welcher eigentlich
gleich schon die stille
Quelle und Beziehung der eigentliche
Lebensgrund und Faden
des ersten wie jedes weitern
Unterrichtes
war es ist dieß der Unterricht /
[13R]
über das Verhältniß des Einzelnen und
der
Mannigfaltigkeit zur höchsten Einheit an
u in sich
ganz wie über das Verhältniß
des
Einzelnen u jedes Erschienenen u Erscheinenden sowohl
für
sich als als [2x] ein Ganzes zu Gott -
es ist dieß der Unterricht
für u zur Gotteinigkeit
zu einem Gotteigenen Leben, es ist
dieß
der religionsunterricht. Dieser wahrhaft
Gotteinige zur
Gotteinigkeit in der Gesammtheit
des Lebens führende Unterricht
hat das
Eigene daß er keinesweges genügt wenn er
sich blos
und allein auf die Anwendung im Leben
bezieht, wenn er sich blos
auf das Denken
u Erkennen Gründet oder in dem Gemüth
im
Gefühle u Empfindung ruht; sondern er ruht u
wurzelt in
allen 3 gleich bezieht sich u be-
lebt klar [sc.: klärt] erhöht u
veredelt alle Dinge
zugleich und ist darum mit Recht die
Blüthe
des Ganzen. -
Nun erst werthesterHErr Vetter
nachdem
das Ganze die Arten des Unterrichtes so klar
auseinandergehalten u
offen vor uns liegt, jetzt erst können
wir
auch eigentlich in das Wesen unserer Frage
eindringen u
zugleich mit ihr u durch sie u in ihr
noch andere
beantworten:
Über das Verhältniß --- des häusl[ichen],
----des
öffentl[ichen] oder Lebens --- u des
Schulunterrichtes
Über das
Verhältniß die Frage warum auch
der
aufgestellte beziehungsweise beste
begründende Unterricht
so wie wissenschaftl[iche] Unterricht für
denkendes
Leben in seiner Gesammtheit so wenig genügt;
warum
auch der mit der größten Sorgfalt Mühe
gegebene
Religionsunterricht in spätern und nach dem
Schulleben leider so
wenig Früchte bringt ich
möchte sagen so wenig Ausdauer u
<-> Nachhalt
hat - Warum? -Weil er aus
seinem
nothwendigen Lebensverband herausgerissen
zu einzeln u
vereinzelt dasteht, zu wenig allseitig
wie er es fördert [sc..
fordert], begründet aus dem
Leben
selbst hervorkeimend wachsend, blühend u
so
auch in fruchtend u so auch im Leben
u fürs Leben
Früchte bringend ist.
Nun erst in seinem
wahren innern Lebens[-]
zusammenseyn läßt sich auch das Wesen
wie
dieForderungen u Wirkungen des begründenden
(elementaren)
wie des wissenschaftlichen
(aufbauenden) Unterrichts so wie
überhaupt das Wesen alles
u jedes Unterrichtes in Stoff Form,
Zweck
Stoff erkennen erkennen
[2x] /
[14]
2.
[Bogen] Herrn Cantor Carl 26
Jul. 1839
[Linke
Seitenhälfte] Hiernach nun würde zu dem
begründenden
Unterricht nothwendig gehören und
denselben
ausmachen:
1. Das Auffassen
desGegenstandes an und
für sich.
2. Auffassung des
Gegenstandes in Beziehung auf
sein Verhältniß im den
Raum, oder Wahrnehmung und
Auffassung
des allgemeinen Raumes,
seiner einfachen Gliederung
und seiner Verhältnisse.
3.
Auffassung des Gegenstandes in Beziehung auf
die
Zeit; <-> sein Verhältniß zur Zeit,
oder Wahrnehmung und Auffassung
der
allgemeinen Zeit, ihrer einfachen Gliederung und ihrer
Verhältnisse.
4. Auffassung des Gegenstandes in Beziehung
auf
sein Begegniß; oder Wahrnehmung
und
Auffassung der allgemeinen
Begegnisse und
ihrer Erscheinungen.
5., Wahrnehmung des
Stoffes oder der Materie
des
Gegenstandes,
6., Wahrnehmung der Wirksamkeit und
Kraftäußerung des Gegenstandes (Schwere,
Zusammenhalt, Wärme)
7., Auffassung der Ausdehnung (der
Größe)
der Gestalt (Form) der Menge (Zahl)
8., Auffassung von
Licht und Farbe
9., Wahrnehmung und Auffassen des Tones
und des Tönens überhaupt und
Darstellung
durch den Ton: Gesang
10., Darstellung des Gegenstandes durch
den gebrochenen Ton
(Sprache)
11., Gegenstandsdarstellung
durch Gestalt, Form, Zeichnen
12., Gegenstandsdarstellung durch Farbe, Malen;
13., Gegenstandsdarstellung durch
Bewegung, Geberde
14., Auffassung des
Wechselverhältnisses
innerhalb eines mehrfachen
oder
gegliederten Ganzen zwischen Einzelnem
und Einheit,
Theil u Ganzem, Glied und Ganzem
a. Einigung des Einzelnen, Mannigfaltigen
zu
einem Ganzen.
b. Auffinden des
Mannigfaltigen in einem
Ganzen, Einigen.
c.
Auffinden der Einheit in der
Mannigfaltigkeit
und in dem Einzelnen oder Auffassung
des
Wesens eines Gegenstandes in Beziehung auf
die Einheit an
sich, das Allwesen, -Gott.
[Rechte Seitenhälfte]
Sie ersehen
hieraus, werthester Herr
Vetter, daß weit mehr und, wenn
Sie
wollen, nach einer anderen Seite hin wieder
weniger zum
Elementar- oder begrün-
denden Unterrichte gehört als man
ge-
wöhnlich dazu rechnet. Mit unabwend-
barer Nothwendigkeit
sehen Sie mehrere
Gegenstände als begründend oder
als
elementarisch auftreten, von welchen
in unsern
Elementarunterrichts büchern
kaum zufällig sie einschließend,
viel
weniger sie mit Bestimmtheit als elemen-
tarisch als
begründend hervorhebend
die Rede ist. Darum fehlen aber
auch
unserm sogenannten Elementarunter-
richte zwey ganz
wesentliche Seiten
einmal die Seite des Praktischen,
die
Seite der leichten Anwendbarkeit und
Einführung ins
Leben, dann die Einführung
in das Wesen
der Dinge wie aber in das
Wesen
des Lebens überhaupt. Zum
ersten aber führt das aus dem Können,
d. h.
Behandeln hervorgehende Kennen des Gegen-
standes
seines Stoffes und so seiner darin bedingten Eigen-
schaften; zum
Zweyten aber führt das Beachten des Grundes
seiner Thätigkeit,
seiner Kraft u deren Äußerungen, führt
das Beachten [des
Gegenstandes] als Glied eines großen
Ganzlebens u so seines
Wesens als solches und so des Wesens an sich.
Der begründende
Unterricht bezweckt bezieht sich hat
also also Erfassung der
auch den Also im Auge: den
Gegenstand - Raum
– Zeit - Begebgniß - Stoff - Kraft -
Größe - Form -Zahl – Kraft -
Farbe -
Ton
(im allgemeinen) - Gesang (im Besonderen) -
Sprache - Zeichnen – Malen
- Darstellung des Körperausdruckes –
Zucht, Ordnung - Anstand, Sitte -;
Sinnigkeit u Frömmigkeit, gotteiniges Leben.
/
[15]
Herrn Cantor Carl 26 Jul
1839
Ehe wir aber auch diese Frage
beantworten
können, muß vorher eine andere
erörtert werden,
die, ob sie gleich
unnöthig erscheinen könnte, doch für
uns
hier wesentlich ist, nemlich die:
Was ist
denn Unterricht und was
gehört zum Unterrichten, oder
was
sind die wesentlichen Forderungen und
Bedingungen des
Unterrichtes? –
Unterrichten
hängt heißt wohl :
der
Entwickelung der Ausbildung des Menschen des Kindes
gleich von
ihrem ersten Beginne, von ihrem ersten Anfange, also
von
unten an die entsprechende, angemessene
Richtung geben,
und so hängt
unterrichten, wie leicht ent-
gegen tritt mit Unterbauen zusammen.
Zu einem Unterbau gehört
aber ein
Dreyfaches:
1, das zu Unterbauende
<->
2. etwas, oder
dasjenige, womit oder
wodurch unterbauet werden soll
3.
Jemand, welcher unterbauet.
Ebenso gehört also zum
Unterricht
ein Dreyfaches:
1. ein Gegenstand, welcher
unterrichtet
werden soll, der zu Unterrichtende (der
Schüler);
2. ein Gegenstand worinn welcher oder in
welchem
unterrichtet werden soll (der
Unterrichtsgegenstand)
3. Jemand welcher unterrichtet (der
Lehrer).
Zwar nur beyläufig, aber doch um Miß-
verständniß
zu vermeiden sey es er-
wähnt, daß nicht nur zwey dieser Bedingungen
und Forderungen in
eine zusammenfallen können
z. B. der
Unterrichtende und der Zu-Unter-
richtende (wenn Jemand
sich selbst belehrt,
oder der
Zu-Unterrichtende und der Gegenstand des
Unterrichtes (wenn
Jemand über sich
selbst belehrt wird) rc, oder
sondern <gelegentlich>
sogar alle drey z. B. wenn ich mich über
mich
selbst belehre oder unterrichte.
Dieß 2 oder 3fache
Zusammenfallen
in Eines, hebt aber das wirkliche
<->
und auch in sich geschiedene Daseyn aller
drey
nicht auf.
Was ist nun elementar
elementarisch und
begründend? - /
[15R]
Hieraus geht also klar und mit Noth-
wendigkeit hervor, daß
das Ele-
mentare oder Elementarische drey-
facher Art ist, -
d.h. daß der Unter-
richt in drey Beziehungen nemlich
in
Beziehung auf den Unterrichtsgegenstand,
in Beziehung auf den
Schüler und in Beziehung
auf den
Lehrer oder die Art seines Vortrages
elementar
oder elementarisch nicht nur seyn kann
sondern seyn
muß.
2. Dann Elementar kann
also der Unterricht elementar
einmal seyn in Beziehung auf den
zu
Unterrichtenden, auf den Schüler;
d. h. daß der Unterricht muß der noch unent-
wickelten
ersten Bildungsstufe, überhaupt der
Bildungsfähigkeit, der
Bildungsanlage des Schülers
angemessen seyn.
1. Dann
Elementar kann der Unterricht elementar
einmal seyn in Beziehung
auf den Gegen-
stand in welchem,
oder (worinn oder
auch wodurch)
unterrichtet werden soll;
d. h. der Gegenstand des Unterrichtes
muß so
behandelt gewählt werden, daß
der-
selbe nicht nur alle folgenden
Entwickelungen
desselben die Elemente für die folgenden
Unter-
richtsgegenstände und die Bedingungen des
Fortgangs
des Unterrichtes in sich schließt in sich schließt [2x]
sondern daß
sie auch mit Nothwendigkeit aus ihm
hervorgehen,
aus ihm sich entwickeln lassen
folgen.
3. endlich drittens kann der
Unterricht
auch in Beziehung auf den Unterrich-
tenden, den Lehrenden elementar
seyn,
nemlich so, daß indem nemlich der
Lehrer sich selbst
das
aufzurichtende UnterrichtsGanze
dadurch unterbauet, daß er sich
die Ein-
führung neuer oder die weitere DurchAusführung
bekannter
Unterrichtsgegenstände dadurch
vorbereitet.
Dieses dreyfache Elementare kann nun aber auch
alles wieder, wie schon vorhin in
einer
anderen Beziehung hervorgehoben
wurde, entweder alles
oder auch nur zu Zweyt wieder in
Eins
zusammenfallen. Wann und so
oft dieß nun aber auch geschehen
mag,
so ist es doch keinesweges der Fall
und noch weniger die
Forderung, daß es
immer geschehen müsse. /
[16]
Ferner kann der Unterricht elementar seyn
in Beziehung auf ein
Einzelnes; in Beziehung
auf das
Allgemeine oder das Ganze
(z. B. des
Unterrichtes) oder in Beziehung auf das
Einige, die
Einheit; (z. B. die letzte
Beziehung
des Unterrichtes). Da aber ein vollkomme-
ner
ausgebildeter Elementarunterricht
stets die Einigung dieser Drey
fordert, so wird
diese Scheidung hier nur für die vollkommene
Über-
sicht des Ganzen und wegen der klaren Ein-
sicht in das
Ganze hervorgehoben; für die
Ausführung bleibt aber dieß
Dreyfache ein
Ungetheiltes.
Da nun aber das Wort und der
Aus-
druck elementar oder
elemen-
tarisch in Rücksicht auf den
Un-
terricht demnach in 3facher unter sich wirk-
lich
verschiedener Beziehung ge-
braucht werden kann, so fragt
es
sich: auf welche von diesen drey
Fällen soll das Wort soll
der
Ausdruck elementar
ausschlie-
ßend angewendet werden? -
Für uns hier soll
darüber
kein Zweifel seyn, wir halten
das Wort nur
für in der ersten
Beziehung in
Beziehung auf den Gegenstand
Gebrauch fest; in der zweyten
Beziehung
ist heißt der Unterricht am bezeichnendsten –
ent-
wickelnd und in der dritten
Beziehung am angemessensten -
vorbereitend.
Nun erst können wir uns
aber
auch klar die Frage beantworten:
Was ist nun elementar
oder
elementarisch? -
Elementar oder elementarisch
ist
nach der Grundbedeutung in
der Ursprache dasjenige, was
sich
einmal auf die ersten äußerlichen
wahrnehmbaren Anfänge, auf das
erste sinnlich Wahrnehmbare, also
auf den
Grundstoff,
die erste sinnliche
Grundlage eines Gegenstandes, dann
aber auch auf
einen Gegenstand selbst
bezieht,
insofern man ihn als ein in
sich selbst ruhendes ungeteiltes
Gan-
zes und so wieder gleichsam als Grundstoff , als
Grundlage eines zu
entwickelnden oder entwickelteren Ganzen
eines Mannigfaltigeren
betrachtet;
Darum nenne ich den Elementarunter-
richt (in
unserer Lebenvollen un-
ser eigenes und
alles Leben in sich trag-
enden und aus sich
kundthuenden
Sprache) den begründenden Unterricht.
Was ist
denn hiernach nun aber
für den Unterricht das Elemen-
tare,
allem Unterrichte gleichsam
Zum-Grunde-liegende, ihn
begründende?--
Nach dem vorhergehenden ist es
also
nothwendig zu
A., zuerst der
Gegenstand;
und
zwar
jeder Gegenstand <-> a als
Ganzes in sich und
als nothwendige
Grundlage weiterer Entwickelungen,
b in seinem Verhalten zum
Raume
c in seinem Verhalten zur Zeit u
d. in seinem Verhalten
zum Wechsel
(zur Veränderung) zum Gebrauche dann
B., das
allen Gegenständen
Gemein-
same, Eigene.
Dieß
ist
aber, den Gegenstand aufgefaßt
in
seiner u durch seine Erscheinung a., der
Inhalt, die Masse, das
Stoffige jedes
Gegenstandes,
b. die
Wirksamkeit, die
Kraftäußerung /
[16R]
des
Gegenstandes, (z.B. in der Erscheinung
der Schwere, des
Zusammenhaltes,
des Lichtes und der Wärme.)
c. die
Ausdehnung, der Umfang,
die
Größe
d. die
Gestalt
Form,
e. die
Menge, Vielheit, Zahl.
f. die
Farbe g.) der
Ton, a. der reine Ton (
Gesangston),
b. der gehemmte, gebrochene
gegliederte Ton (:
bei dem Menschen
die
Sprache:)
h. die Bewegung, der Lebensausdruck
in der
Bewegung, die Geberde.
C. Das Verhältniß des Gegen-
standes zu
einem Zweyten
a., das in allen Gegenständen gemein-
same
Verhältniß zum Raum
b. dasselbe zur Zeit
c. zum
Wechsel ,
zur Veränderung
, zur
Entwickelung , zu
einer wirkenden Kraft.
Anwendung der
Gebrauch des Gegen-
standes, oder das
Verhältniß
zu einer
wirkenden Kraft, die davon
abhängende
Veränderung des gegenstandes und der
dadurch
bedingte Wechsel an und mit demselben
C. das
Verhältniß des Gegenstandes
zu einem Ganzen Einigen. Und hier wieder
1.
Entwickelung endlich nach der Seite des jungen <->
Lebens
alpha des
Mannigfaltigen des Ganzen
aus sich entwickelnd z. B. der Baum, Anschauung
und
Beachtung der Entwickelung des Baumes und jedes
Gewächses
2. Einigung beta. Einigung
des Mannigfaltigen zu
einem Ganzen (z.B Baum; auch in
der Blüthe Blühen
Beachtung
des der Entstehung eines Baumes und
jedes
Zusammen[ge]ordnetseyns, wie in einer höheren
Beziehung,
Beachtung des Blühens, des Fruchtens in der
Blüthe
gamma Darstellung gamma Auffinden Auffassen des Einigen
in allem
Mannigfaltigen, oder
Entwickelung
(: Anschauung, Auffassung, Achtung der
Einheit in jedem Einzelnen,
Achtung und Anschauung des Ganzen in
jedem Einzelnen Theile :)
(z.B.
In jedem Keim, Saamen Einzelnen,
Theile der Pflanze, das Wesen des
ganzen Gewächses zu sehen
und umgekehrt wie
solches im
Saamen, im Kern ruht; z. B.
Am Apfelbaume sagt gleichsam jeder
Apfel,
oder trägt vielmehr den Charakter, das
Wesen
Apfel an sich: Apfelholz,
Apfelknospe,
Apfelkeim, Apfelblatt, Apfelblüte rc. so bey
andern
Gewächs Ganzen, d. h.
jeder einzelne Theil thut das
Wesen des Ganzen kund.
Aller
Unterricht hat aber und immer für den Menschen
das Kind den
Schüler als erkennendes und schaffendes lebendes
empfindendes
Wesen sogleich wieder eine doppelte dreyfache}
Richtung, einmal
Und dieß alles für den Menschen das Kind,
den Schüler aber als erkennend und
schaffendes Wesen nach den
beyden Richtungen hin
einmal
nach der Richtung Seite des
Erkennens
und Aufnehmens
dann
nach der Seite des Darstellens
und
Schaffens, Bildens
und welche hier wieder
a. in
Beziehung auf die Größe (Messen Formen)
die Gestalt (? Zeichnen)
Farbe (Malen) Ton
(Gesang, Sprache) die Bewegung (Mimik,
Tanz) erscheinen
und so hat auch der begründende
Unterricht und jeder Gegenstand
desselben diese doppelte
Beziehung oder Richtung
welche zwar häufig zusammenfallen, bey
der
Form u Gestalt aber ganz geschieden in Formenkunde u
Zeichnen
[im Entwickeln] des Farbensinns Malen und im Gesange
besonders erscheinen. /
[17]
Herrn Cantor Carl.26 Jul 1839
Nur um es
erwähnt zu haben nicht aber
weil ich Mißverständnisse
befürchte
will ich erwähnen wie es sich von sich
selbst
versteht daß keinesweges dieser Unterricht
Arten, wie ihn hier die
Erkenntniß u geistige Gliederung
zur klaren und lichtvollen
Erfassung des Gegenstandes
herstellt im Leben und in der
Anwendung auch
so von einander getrennt u geschieden
dastehen
u etwa wie die sie ihn bezeichneten Nummern
zähl-
weise aufeinander folgen. Nein keineswegs
Ein Blick in
die Natur klärt das Ganze am
Baum ruht schon im Kern sein
Stamm,
seine Äste Blätter Blüthen u Frucht u so der
Anlage
nach schon wieder ein ganzes Gewächs vom
Keime bis zur
Frucht und eine Lebenskraft
Ein Lebenssaft erhält das G[an]ze u
zieht sich d[urc]h das G[an]ze
hind[urc]h, aber dennoch
erscheinen Stamm – Ast
Zweige Blätter u Blüthen Knospen,
Blätter
u Blüthen, u Früchte wieder <-> g[an]z als
etwas
geschiedenes für sich betracht- gebrauch-
und
anwendbares, so also auch jene Un-
terrichtsarten doch
ist natürl der Religions-
unterricht der unsichtbare Ausgang
wie
der unsichtbare Lebensfaden, wie zu-
letzt das alles
beleuchtende u erwärmende
u das alles gestalten[de]
Zur
Einigung des Ganzen.
[Randnotiz*-*]
*
Sind nun aber dadurch alle die
Unterrichtsweisen
als sind die Beziehungen in u d[urc]h
welche die Gegenstände
unterrichtend auf den Menschen auf das
Kind ein-
wirken angeschaut
aufge-
faßt u behandelt werden können, erschöpft? –
Ich sage
Nein!
Denn haben wir bisher die Gegenstände auch
schon als
Glieder eines größeren G[an]zen
u in Beziehung auf das
Wechselverhältniß
zwischen Glied oder Theil zum Gzen
betrachtet und in Beziehung auf die
für
das Kind daraus hervorgehende
Unterrichtsweise betrachtet?
–
Wir werden beyde sagen müssen, Nein! *
So habe ich mir
nun denn auch den Weg gebahnt zur
Beantwortung Ihrer 1‘ Frage,
durch das vorher-
gehende gebahnt
zu der Frage:
1) Bey welchen Gegenständen ist der
synthetische u bey
welchen der
analytische Lehrgang
anzuwenden[?]
Erstl. will ich wieder wie oben bemerken
daß
die Frage eigentl[ich] umgekehrt stehen
müsse bey welchen
[Gegenständen] ist der
analytische u bey
welchen
ist der
synthetische Lehrgang
anzuwenden
denn die
Einheit ist überall
zuerst, als
die Bedingung der Mannigfaltigkeit u Allheit.
So
allgemein nun auch die Bedeutung dieser beyden Fremdworte
bekannt
ist, so lassen Sie uns doch solche
in die unserm Geiste eigene
Sprache übertragen
ersteres in
auflösend -
gliedernd
- das zweyte
in
verbindend (aufbauend)
einigend. Und so
dünkt mich haben wir
durch die Bedeutung u den Sinn der Worte
sogl[eic]h die Auflösung
der Frage. Der auflösend
gliedernde der
analytische Unterricht muß da der
erste
seyn wo der Unterricht von einer Einheit,
von einem
Ganzen ausgeht; der verbindende einigende auf-
bauende
synthetische Unterricht dagegen wo /
[17R]
schon von einem gegliederten Mannigfaltigen
aus-
gegangen wird. Nun steht es aber freylich
in meinem
Willen oder in den gegebenen Bedingungen
ein und ebendens[elben]
Gegenstand einmal als ein in sich schon einiges Ganzes
ein
andermal als eine Mehrheit
anschauen zu können wie z. B.
jede
Schule, - oder die Natur rc. Es
läßt
muß also die Frage wieder so gestellt
werden bey welchem
Unterricht [sc.: ] Gegenstand ist mit dem
gliedernden
(analytischen) - bey welchem mit dem
zusammenfassen[den]
synthetischen Unterrichte
begonnen werden? die
Auflösung oder Antwort auf diese
Frage liegt
im vorigen[.] Ich habe gesagt
begonnen werden denn da ich
man
nur dasjenige richtig aufgelöst hat was
man wieder klar u
bestimmt zusammenzuordnen
im
Stande ist und da man nur dieß klar und ruhig
sich bewußt
- zusammengeordnet hat was sich wieder einfach auf-
lösen kann so
<-> geht daraus klar hervor
daß man bey jedem Gegenst[an]d
über welchen man
sich vollendet u klar unterrichten will beyde
Unterrichts-
weisen u Wege gehen müsse[.]
Allein
wie wir oben schon sahen daß
der
begründende u wissenschaftliche Unterricht nicht
die
Arten des Unterrichtes erschöpfte,
so
sehen wir nun auch daß der analytische
und synthetische
Unterrichts Weg oder Weise
nicht das Ganze des Unterrichtes das
Wesen
desselben erfassen / erschöpfen könne
sondern
daß noch ein 3es dazu gehört
auch noch eben so wenig
als die Subtraction u Addition die
Division u Multipli[cation]
hinlänglich ist [sc.: sind] um durch
sie selbst eine Zahl[-]aufgabe
zu lösen sondern dazu allein wozu nothwendig
noch
ein 3es die Vergleichung
dazu gehört so gehört auch
ein
3es vereinigendes zur
Anwendung der beyden
Unterrichtsweisen um dadurch zu
einem
ächten Ergebniß zu kommen, nemlich
die
Vergleichung..
[Ergänzung linke Spalte. Die fünf
Endzeilen werden
über S. 17R bis 18 geführt]
Es muß also bey jedem
Unterrichtsgegenstande
alle 3 UnterrichtsWeisen
aufl[ösende]
einende} und vergleichende
angewand[t] werden wenn der
Unterricht
zu einem klaren Ergebniß führen soll; bey
welchem
Unterrichts<ganzen> aber mit
einer der beyden ersten Weisen
begonnen werden
müsse liegt in dem Wesen des Gegenstandes d
h.
ob er als ein Ganzes – oder als eine
Vielheit aufgefaßt
wird; dieß hat
jedoch wieder seine Eigenen Bestimmungen
worinn
einzugehen nicht weiter hierher gehört und /
[18]
fordert wieder eine Totalübersicht
sämmtl[icher]
Unterrichtsgegenstände u ihrer
Auffassung.
[Ende Ergänzung linke Spalte
S.18]
[17R]
[Noch
17R] Wie nun aber der Mensch ein in sich
einiges stetiges
LebG[an]ze ist aus Leib
Seele u Geist besteht u doch aus
Knochen
Muskeln Haut, Blut, Nerven, Haut und aus
noch weit
verschieden artigen andern Theilen
u so der Geiste
besonders in u durch der sich
als
mehrere als verschieden erscheinende Vermögen u Kräfte
sich
äuße[rt] Denken Verstand, Vernunft pp pp
pp
was aber eben nicht in jedem Menschen gleichmäßig
noch
weniger gleich vollkommen ausgebildet ist, so bildet auch
jener
Unterricht ein dem Menschenwesen in seiner
Ganzheit ganz
entsprechende u genügende Lehrganze
ohne daß jedoch dad[urc]h
gefordert ist daß jeder
Mensch u jedes Kind nothwendig nach all
diesen /
[18]
Beziehungen hin gleich vollkommen
ausge-
bildet seyn müsse. Allein der Lehrer der
Erzieher muß
das Bild davon so klar als
lebenvoll in sich tragen[.]
Die
bisherige Schule zieht auch schon
von selber Spuren
für alles Keime.
So
hoffe habe ich nun wohl von meinem
Standpunkte
aus und zur Genüge für mich die mir von
Ihrem
Vertrauen vorgelegten Fragen beant-
wortet; ob und in wie weit
aber auch für Sie und Ihren
Zweck werthester HErr Vetter, kann
ich
nicht bestimmen und muß die Erfahrung an u über Ihnen
und
in Ihrer Anwendung u Gebrauch lehren.
Ich mußte durch Zeit u
Umstände getrieben
alles auf das höchste zusammendrängen
Um nun aber alles recht klar u ins
Einzelne gehend ihnen [sc:
Ihnen] in der Anwendung u Ausführung
im Leben wie in der Schule
selbst nachweisen
u vorführen zu können wünsche ich
nun wohl
daß sie [sc.: Sie]
Ihren Vorsatz ausführen u mich
Ende August besuchen könnten dann
wollte
ich Ihnen in und an meiner Anstalt zur
Pflege des
Thätigkeitstriebes für Kindheit u
Juge[nd] - kurz in meiner
Spiel[-] und Beschäftigungs
Anstalt kleiner Kinder an welcher
tägl zwischen 40-50 Ki[nder]
von 1 bis 7 Jahren Antheil n[ehmen]
und in der damit
verbundenen Anstalt zu Bildung für
Kind[heit-]
u KinderErzieher alles dieß im
Obigen u das Bisherige u Obige
im Einzelnen anschaul[ich]
nach-
weisen, denn beyde Anstalten in sich eigentl[ich]
eine
einige beruhen auf den hier angedeuteten
Grundlagen u Grundsätzen
u sind eigentl der
Anwendung u Ausführung derselben
gewiedmet.
Besuchen Sie mich also auf
ohngefähr wenigstens 8 –
Tage
dann wollen wir den hier angeregten Gegenst[an]d
recht
mit einander d[urc]h<arbeiten>; so ge-
drängt auch alles
hier erscheinen mußte
so
wird Ihnen
doch gz gewiß nicht ent-
gangen seyn so wird Ihnen doch
nicht entgangen
seyn daß wir uns hier in der Mitte
des
Erziehungs- und Unterrichtswesens nach al-
len
seynen <Forderungen>
Beziehungen u Richtungen befinden; es wird
Ihnen gewiß nicht
entgangen seyn, daß wir
hier in eine Erziehungsansicht
eingetreten sind
die in ihrer klaren u Allseitigen d[urc]hführung
für
die in Kindheit immer wieder von neuem aufkeimende
Menschheit
auf das höchste wichtig, ja segensreich ist; Also
kommen Sie, kommen
Sie kommen Sie lassen Sie sich nicht dad[urc]h
abschrecken, daß sie
zu einem Spielmanne kommen -- wir wollen
dann Spielen; denn wir wissen /
[18R]
ja was die Spiele
zu allen Zeiten u für
allen Völkern der
Menschheit waren unter
den Griechen wie bey
den alten Deutschen u noch im deutschen
Mittelalter aus [sc.:
auch] und sagt doch selbst unser
Gottbegeisterter
PsalmenHymnendichter
Singet u spielet dem Herrn in Eurem
Herzen
Nun, singen und spielen wollen wir - wollen es
im
und mit vollem Herzen u auch gewiß einzig dem
Herrn dem -
Vater der Kinder u mit den
Kindern. Oder noch besser
Veranlassen
Sie wenn der hier angeregte Gegenstand
vielleicht
einiges lebendiges
Interesse bey ihren Herren
ConferenzMitgliedern zu erregen im
Stande [ist]
durch Ihre Conferenz daß man aus ihrer
Mitte
eine Gesandtschaft Auswahl
von 3en Sie
als HErrn ConferenzPräsidenten an
der Spitze
committirt um hier an Ort und Stelle
sich von
der
ersten Anwendung der hier dargelegten
Erziehungs-
u Unterrichtsgrundsätze zu prüfen. Sollten
Sie
auch in völliger Opposition mit mir
fortgehen so darf ich Ihnen
doch versichern
nach den viel u oft wiedergekehrten
Thatsachen
daß sie [sc.: Sie] mit Blicken in das Erziehungs- u
Un-
terrichtsWesen u Kinderleben von hier zurück
kehren
werden welche Ihnen in ihrer Anwendung auf
Ihr
DiözesSchulwesen viele freundl[iche] Blüthen
ja schöne
Früchte bringen soll
Der Weg über Eisfeld ist schön, in einem
Tag
sind Sie bequem hier. Sie, da ich hoffen darf, daß
Sie
mit mir vorlieb nähmen, würden mein Gast seyn für
Ihre beyden
andern Herrn Collegen weise ich Ihnen
im Schwarz-
burger Hofe am Eingang des
schönen und romantischen Schwarzathales billiges
Quartir
nach.
Schreiben Sie mir bald nach Ihrer Conferenz
ob die
Mitglieder derselben oder doch wenigstens
Sie, l. HE. V., für
Ihre Person auf meinen Vorschlag
eingehen wollen und können und
wann Sie denselben
auszuführen gedächtendenken, damit Sie [mich] auch
gewiß
zu Haus treffen.
Ich würde dann noch einen 2‘
zweyten Punkt mit
Ihnen besprechen, welcher mir wieder
sehr
am Herzen liegt. -Der mich jetzt besonders
beschäftigende
Gegenstand der Kleinkinderpflege
über welchen ich mich wie Sie
aus der Anlage ersehen
öffentlich im Allgem: Anz. d.
Deutschen
vor einiger Zeit ausgesprochen habe fand
nach
mehreren Punkten Richtungen hin sehr
lebendige
Theilnahme so daß ich jetzt schon veranlaßt
worden
bin einige junge Leute dafür aus zu bilden, welche
sich
gegenwärtig hier bey mir befinden; allein ich bin weiter
noch
u so bin ich denn schon von
einigen Punkten
aus ersucht worden weiter ferner junge Männer
aufzu-
finden, welche sich entschließen könnten auf
die von
mir angebahnte Weise sich einige
Jahre mit Kreisen kleiner Kinder
in namhaften /
[19]
Herrn Cantor Carl 26 Jul 1839
Städten
Deutschlands zu beschäftigen und zwar
so, daß sie nach Maaßgabe
ihrer Vorbildung
1 ½ bis 2 Jahre theils unmittelbar von mir
theils
unter meiner unmittelbaren Leitung theoretisch
u
praktisch mit ununterbrochener zur der Seite
laufender Anwendung u der
geistigen Deutung
ihrer Ergebnisse - auf fremde d. i. auf Kosten
der Vereine
dafür ausgebildet wenn nach
Verlauf
der dieser Zeit aber 2 - 3 Jahr in
dieser Stadt
der ersten Kinderpflege der Kinder dafür geeinter
Familien
leben würden. - Zuvörderst habe werde ich wirklich
gedrängt einen
solchen jungen Mann für Fr[an]kfurt auf-
zufinden Wenn Sie sich
nun von dem Geist
u Zweck von den nothwendigen Früchten einer
solchen
Kinderführung wie die von mir angebahnte durch d
Augenschein
überzeugt haben würden, dann werden Sie
mir
vielleicht auch zunächst wenigstens einen
oder einige
junge Männer nachweisen können
welche dazu Lust, Neigung u Anlage
u Vorbildung
haben denn
Liebe zu den
Kindern
Anstelligkeit bey der Beschäftigung
von Kindern derselben
Einige Kenntniß von Musik besonders
Gesang
überhaupt die Vorbildung welche jetzt überall
der
Eintritt in eine Schul Lehrer bildungsanstalt
fordert sind
auch die Eigenschaften
welche
auch zum Eintritt in diese Erzieherbildungs
Anstalt
gefordert werden muß. Können Sie mir vielleicht gleich
vorläufig
etwas über diesen Punkt
Gegenstand
mittheilen so wird es mich herzl. freuen -
So wie
es mich herzl. gefreut hat ver-
anlaßt durch Ihre Conferenz auch
endlich seit
wohl 2 Jahren wieder einmal etwas von
Ihnen zu
hören.
Die Nachrichten von HErrn
Langethal aus
Burgdorf
in der Schweiz sind
vorzügl[ich] seine u seiner Frau u Gehülfen Gesundheit gut
sein
Wirken umfasse[nd] und segensreich; doch verhehlt
wir uns er es nicht daß ihn doch
Sehnsucht in die Heimath
zieht.
Ferdinand Fröbel wirkt noch immer still in
Willisau
fort, doch wünschen die Eltern ihn so sehnl[ich] zurück,
daß
es fast scheint als werden wir dieser Forderung
wie schon
bey
Elise seiner Schwester nachgeben
müssen[.]
Von
Langguth höre
ich daß er nach Lausanne
als Lehrer gegangen ist.---[Schlußformel fehlt]
f) Reinschrift/Abschrift
(KN 55,25)
[1]
Herrn Cantor Carl in
Veilsdorf beyHildburghausen
Blankenburg, bei Rudolstadt, am 21. Juli
1839.
Hochgeehrter Herr
Vetter!
Ihren lieben Brief vom 11ten d.M.
erhalte ich heute, am 21.ten, also erst
nach 10 Tagen. Ihr
Vertrauen thut in demselben einige Fragen an mich, welche
Sie
längstens binnen 14 Tagen beantwortet wünschen; dies wäre bis zum
25sten
d. M. , also schon in 4 Tagen; wie dies möglich sein wird,
weiß ich nun zwar
nicht -wenigstens kann bis dahin die Antwort
schwerlich in Ihrer Hand sein;
dennoch will ich, was mir möglich
ist, thun, um Ihre Erwartung zu erfüllen,
obgleich ich glaube,
daß auch ohne meine Zuschrift die Beantwortung der beiden
Fragen
Sie bei dem Schatze Ihrer Erfahrung nicht in die geringste
Verlegen-
heit setzen werde, Sie vielmehr solche schon klar in
sich tragen, daß jedoch, da
Sie wissen, wie ich über Erziehung
und Unterricht hie und da eigene, auch wohl eigenthümliche
Überzeugungen hege und pflege, Sie nun durch diese die
Er-
gebnisse Ihrer eigenen Erfahrungen und Ansichten bestätigt
sehen wollen, wor-
an ich auch, wenn wir uns über den
Ausgangspunkt verständigen, nicht im
mindesten Zweifel habe. Doch
dem sey, wie ihm wolle, hier kürzlich Ihnen
das, was mir bei
Lesung Ihres freundschaftlichen Briefes und der darin
vorgeleg-
ten Fragen sogleich als Beantwortung entgegentrat, zu
Ihrer weiteren gefälligen Prüfung.
Ich beginne mit der
Beachtung der zweiten Frage, von welcher ich glaube,
daß sie, aus
in ihr selbst liegenden Gründen vor die erste zu stellen gewesen
wäre. - Also:
,,2, Wann ist der Unterricht wissenschaftlich,
wann ist er elementarisch?" -
Allein auch diese zweite Frage
hätte gewiß wieder umgekehrt gestellt
werden müssen, nämlich
so:
"Wann (sollte wohl heißen: wenn, d.
h. unter welchen Sachbedingungen oder
vielmehr in welcher Form)
ist der Unterricht elementarisch u wenn ist er
wissenschaftlich?"
(Wann bezieht sich nämlich auf die Zeit, und
darüber läßt sich eigentlich nichts Be-
stimmtes, Ausschließendes
aussprechen oder vielmehr feststellen.)
Allein Sie sehen
sogleich, werthester Herr Vetter , die Beantwortung
der Frage:
wenn ist der Unterricht elementarisch und wenn ist er
wissenschaft-
lich -setzt vorher die Erörterung zweyer anderer
voraus, nämlich der: /
[1R]
a.) Was ist eigentlich
Elementarunterricht, und was sagt der
Ausdruck ele-
mentar oder elementarisch?
B.) Was ist
wissenschaftlicher Unterricht und was sagt
der Ausdruck wis-
senschaftlich?
Ehe wir aber auch diese
Fragen beantworten können, muß vorher eine an-
dere erörtert
werden, die, ob sie gleich unnöthig erscheinen könnte, doch für
uns
hier wesentlich ist, nämlich die:
Was ist denn Unterricht und was gehört zum
Unterrichten, oder was
sind die wesentlichen Forderungen und
Bedingungen des Unterrichtes?
Unterrichten heißt wohl, der
Entwickelung, Ausbildung des Menschen,
des Kindes, gleich von
ihrem ersten Beginne, von ihrem ersten Anfange, also von
unten an, die entsprechende, angemessene
Richtung geben; und so hängt
unterrichten,
wie leicht entgegentritt, mit Unterbauen zusammen; zu einem Unterbau
ge-
hört aber ein Dreyfaches:
1.) das
zu Unterbauende;
Zuunterbauende,
2.) dasjenige, womit oder wodurch unterbauet
werden soll
3.) Jemand, welcher unterbauet.
Ebenso gehört
also zum Unterrichte ein Dreifaches:
1.) ein Gegenstand,
welcher unterrichtet werden soll, der Zu unterrichtende (der
Schüler);
2.) ein Gegenstand, welcher oder in welchem
unterrichtet werden soll (der Unterrichtsge-
genstand);
3.)
Jemand, welcher unterrichtet (der Lehrer).
Zwar nur beiläufig,
aber doch um Mißverständnisse zu vermeiden, sey es
erwähnt, daß
nicht nur zwey dieser Bedingungen und
Forderungen in eine
zusammenfallen
können, z. B. der Unterrichtende und der Zu unterrichtende
(wenn
Jemand sich selbst belehrt), oder
der Zuunterrichtende und der Gegenstand des
Unterrichtes (wenn
Jemand über sich
selbst belehrt wird), u.s.w. , sondern sogar
alle drey, z.
B. wenn ich mich
über mich selbst belehre oder
unterrichte. Dieses
zwei- oder dreifache Zusammenfallen in Eines
hebt aber das wirkliche und auch
in sich geschiedene Dasein aller
Drey nicht auf.
Hieraus geht also klar und mit Nothwendigkeit
hervor, daß das Elemen-
tare oder Elementarische dreifacher Art
ist, d.h., daß der Unterricht in drey Be-
ziehungen, nämlich in
Beziehung auf den
Unterrichtsgegenstand, in
Beziehung /
[2]
auf den
Schüler
und in Beziehung auf den
Lehrer oder die
Art seines Vortra-
ges elementar oder elementarisch nicht nur
sein kann, sondern sein muß.
Es kann der Unterricht elementar
sein in Beziehung auf den Zuunter-
richtenden, auf den
Schüler, d. h., der Unterricht muß der noch
unentwickelten
Bildungsstufe, überhaupt der Bildungsfähigkeit,
der Bildungsanlage des Schü-
lers angemessen sein.
Dann
kann der Unterricht elementar sein in Beziehung auf den
Gegenstand,
in welchem
(worin oder auch wodurch) unterrichtet werden soll; d. h. der
Unter-
richtsgegenstand muß so gewählt
werden, daß derselbe nicht nur die Elemente
für die folgenden
Unterrichtsgegenstände und die Bedingungen des Fortganges
des
Unterrichtes in sich schließt, sondern daß sie mit Nothwendigkeit
aus
ihm hervorgehen, aus ihm folgen.
Endlich kann der
Unterricht in Beziehung auf den Unterrichtenden, den Lehren-
den elementar sein, indem nämlich
der Lehrer sich selbst das
aufzurichtende Un-
terrichtsganze dadurch unterbauet, daß er sich
die Einführung neuer oder die weitere Ausführung bekannter
Unterrichtsgegenstände vorbereitet.
Dieses dreyfache
Elementare kann nun aber auch, wie schon vorhin in einer
andern
Beziehung hervorgehoben wurde, entweder alles oder auch nur zu
zwey
wieder in Eins zusammenfallen. Wann und so oft dies aber
auch geschehen
mag, so ist es doch keinesweges der Fall und noch
weniger die Forderung, daß
es immer geschehen müßte.
Ferner kann der Unterricht elementar seyn in Beziehung auf ein
Einzel-
nes, z.B. Zahl, Zeichen, in
Beziehung auf das Allgemeine oder das
Ganze
(z. B. d. Unterrichts) oder in Beziehung auf das Einige,
die Einheit, z. B. die
letzte Beziehung
des Unterrichtes. Da aber ein vollkommener, ausgebildeter
Elementarunterricht stets die Einigung dieser Drey fordert, so wird
diese
Scheidung hier nur für die vollkommene Übersicht des Ganzen
und wegen der
klaren Einsicht in das Ganze hervorgehoben; für die
Ausführung bleibt aber
dieses Dreyfache ein Ungetheiltes.
Da nun das Wort und der Ausdruck
elementar oder
elementarisch
in Rücksicht auf den
Unterricht in dreyfacher Beziehung gebraucht werden
kann, so
fragt es sich, auf welche von diesen drey Fällen soll das Wort, der /
[2R]
Ausdruck
elementar
ausschließend angewendet werden? -Für uns hier soll
darüber kein
Zweifel sein, wir halten das Wort nur in Beziehung auf den
Gegenstand fest; (in Beziehung auf den
Schüler heißt der Unterricht am
be-
zeichnendsten
entwickelnd und in
Beziehung auf den Lehrer am angemessensten
vorbereitend.)
Nun erst können wir uns
klar die Frage beantworten: Was ist ele-
mentar oder elementarisch?
Elementar oder
elementarisch ist nach der Grundbedeutung in der
Ursprache
dasjenige, was sich einmal auf die ersten äußerlichen,
wahrnehmbaren Anfänge,
auf das erste,
sinnlich Wahrnehmbare, also auf den Grundstoff, die
erste sinn-
liche Grundlage eines Gegenstandes, dann aber auch auf
einen Gegenstand
selbst bezieht, in so
fern man ihn als ein in sich selbst ruhendes ungeteiltes
Ganzes
und so wieder gleichsam als Grundstoff ,
als Grundlage eines zu ent-
wickelnden oder entwickelteren
Ganzen, eines Mannigfaltigeren betrach-
tet. Darum nenne ich den
Elementarunterricht (in unserer alles Leben in
sich tragenden und
aus sich kundthuenden Sprache) den begründenden Unterricht.
Was ist
denn hiernach nun für den Unterricht das Elementare, allem
Un-
terrichte gleichsam zum Grunde
Liegende Zumgrundeliegende, ihn Begründende?-
Nach dem
Vorhergehenden ist es also:
A.) zuerst der
Gegenstand und zwar a.) jeder Gegenstand
als Ganzes in
sich,
als nothwendige Grundlage
weiterer Entwickelungen, b.) in seinem
Verhältnis
a.) zum Raume, b.) zur
Zeit, c.) zum Wechsel, zum Gebrauche; dann
B.) das
allen Gegenständen
Gemeinsame, Eigene; dies
ist:
a.) der Inhalt, die Masse, das Stoffige jedes
Gegenstandes,
b.) die
Wirksamkeit, die Kraftäußerung des Gegenstandes, (z.B. in
der
Erscheinung der Schwere, des
Zusammenhaltes, des Lichtes u. der
Wärme,)
c.) die
Ausdehnung, der Umfang, die
Größe,
d.) die
Form,
e.) die Menge, Vielheit,
Zahl,
f.) die Farbe,
g.)
der Ton, a.) der reine Ton (Gesangston),
b.) der gehemmte, gebrochene, gegliederte Ton (bei dem Menschen die
Sprache), /
[3]
2.) h.) die
Bewegung, der Lebensausdruck in der
Bewegung, die Gebärde;
C.) das
Verhältniß des Gegenstandes zu einem höheren Ganzen, Einigen,
und hier wieder in
Beziehung:
a.) auf die Entwickelung des
Mannigfaltigen aus sich, z. B. der Baum,
Anschauung
und Beachtung der Entwickelung des Baumes, jedes Gewächses,
b.)
auf die Einigung des Mannigfaltigen
zu einem Ganzen,
in ein Ganzes;
z. B. beim Baum
auch Blühen; Beachtung der Entstehung eines Bau[m]es
und jedes
Zusammengeordnetseins, wie in einer höheren Beziehung
Beachtung
des Blühens, des Fruchtens in der Blüthe;
c.) auf das
Auffassen des Einigen in allem
Mannigfaltigen;
(Anschauen, Auffassung, Achtung der Einheit in
jedem Einzelnen, Achtung
und Anschauung des Ganzen in jedem
Theile;) z.B. in jedem einzelnen
Theile des Baumes, der Pflanze,
das Wesen des ganzen Gewächses zu
sehen, wie solches im Samen, im
Kerne ruht; z. B. am Apfelbaume
sagt gleichsam jeder Apfel, oder
trägt vielmehr den Charakter, das
Wesen
Apfel an sich: Apfelholz,
Apfelknospe, Apfelkeim, Apfelblatt, Apfel-
blüte rc. und so bei
andern Ganzen, d. h. jeder einzelne Theil thut das
Wesen des
Ganzen kund.
Aller Unterricht hat aber immer für den Menschen,
das Kind, den Schü-
ler als erkennendes und schaffendes Wesen
sogleich wieder eine doppelte
Richtung, einmal nach der Seite des Erkennens, Aufnehmens, dann
nach
der Seite des Darstellens und Schaffens, Bildens; und so hat
auch der begrün-
dende Unterricht und jeder Gegenstand desselben
diese doppelte Richtung
oder Beziehung, welche zwar häufig
zusammenfällt, aber ganz geschieden
in Bildung des Formensinnes
und im Zeichnen, im Entwickeln des Farben-
sinnes und im Malen
und im Gesange besonders erscheint.
Hiernach nun würde zu dem
begründenden Unterrichte nothwendig
gehören und denselben
ausmachen:
1.) Das Auffassen
desGegenstandes an und für sich;
2.) Auffassung des
Gegenstandes in Beziehung auf sein Verhältniß
im
Raume, oder Wahrnehmung und
Auffassung des allgemeinen Rau-
mes,
seiner einfachen Gliederung und seiner Verhältnisse; /
[3R]
3.) Auffassung des Gegenstandes in Beziehung auf die
Zeit; sein Verhält-
niß zur Zeit, oder
Wahrnehmung und Auffassung der allgemeinen
Zeit,
ihrer einfachen Gliederung und ihrer
Verhältnisse;
4.) Auffassung des Gegenstandes in Beziehung auf
sein Begegniß, oder
Wahrnehmung und
Auffassung der allgemeinen Begegnisse und
ihrer
Erscheinungen;
5.) Wahrnehmung des Stoffes oder der Materie des
Gegenstandes,
6.) Wahrnehmung der Wirksamkeit und Kraftäußerung des Gegenstan-
des (Schwere,
Zusammenhalt, Wärme);
7.) Auffassung der Ausdehnung (der
Größe), der Gestalt (Form), der
Menge (Zahl);
8.) Auffassung von
Licht und Farbe;
9.) Wahrnehmung und Auffassen des
Tones und des Tönens überhaupt, und
Dar-
stellung durch den Ton: Gesang;
10.) Darstellung des Gegenstandes
durch den gebrochenen Ton (Sprache);
11.) Gegenstandsdarstellung durch
Gestalt, Form,
Zeichnen;
12.) Gegenstandsdarstellung
durch Farbe, Malen;
13.)
Gegenstandsdarstellung durch Bewegung, Gebärde;
14.) Auffassung des
Wechselverhältnisses innerhalb eines mehrfachen oder
ge-
gliederten Ganzen zwischen Einzelnem und Einheit, Theil und
Ganzem, Gliede
und Ganzem:
a.) Einigung des Einzelnen, Mannigfaltigen, zu
einem Ganzen;
b.) Auffinden des
Mannigfaltigen in einem Ganzen, Einigen;
c.)
Auffinden der Einheit in der
Mannigfaltigkeit und in dem Einzelnen;
oder Auffassung des Wesens
eines Gegenstandes in Beziehung
auf die Einheit an sich, das
Allwesen, -Gott.
Der begründende [Hoffmann: begründete]
Unterricht hat also im Auge: den Gegenstand
- Raum – Zeit - Begegniß - Stoff -
Kraft - Größe -
Form -Zahl -
Farbe -
Ton
(im allgemeinen) - Gesang (im Besonderen) -
Sprache - Zeichnen – Malen
- Darstellung des Körperausdruckes –
Zucht, Ordnung - Anstand, Sitte -;
Sinnigkeit, Frömmigkeit, gotteiniges [Hoffmann:
gotteigenes] Leben.
Nach der vorigen
Darstellung ist: /
[4]
No 1, die Grundlage (das Element) alles
dessen, wo es sich um Gegenstandskennt-
nisse an und für sich
handelt, z.B. Naturgeschichte, Erdkunde,
Technologie;
No 2, die
Grundlage (das Element) für Topographie;
No 3, die Grundlage (das Element) für das
Chronologische und
No 2 und 3 gemeinsam für das
Synchronistische (Gleichzeitige und
Zeit-
folgige), was sich so früh in den Kindern ausspricht, z. B.
das sechs-
wöchentliche [Hoffmann: wöchige] Kind weiß schon, wenn
die Mutter den Mantel ergreift,
wird es aufgenommen und zur Thür
hinausgetragen, darum verlangt
es, im Mantel gleich nach der
Thür;
No 4, die Grundlage (das
Element) der Geschichte,
No 5, die Grundlage (das Element) des
Chemischen, was sich eben so früh
im
Aufnehmen der Nahrung bei dem Kinde äußert;
No 6, die Grundlage ( das Element) alles
Dynamischen und Physikalischen
in engerer
Bedeutung;
No 7, die Grundlage
(das Element) der Kunde des Räumlichen (des
Mathematischen);
No 8, und
12, die Grundlage (das Element) der Farbenkunde u. Malerei
No
9, die Grundlage (das Element) des Gesanges
und der Musik;
No 10, die Grundlage (das Element) der
eigentlichen Sprache;
No 11, die Grundlage (das Element) des
Zeichnens;
No 13, die Grundlage (das Element) des
Mimischen (das für das praktische,
ge-
wöhnliche, gemeine Leben nicht minder wichtig ist, als für
das höhere;
z. B. fletsche die Zähne nicht; verzieh das Gesicht
nicht; sieh nicht so finster aus)
No 14, a.) das politische oder
Rechtselement;
b.) das moralische oder
sittliche Element;
c.) das
religiöse Element, die Grundlage des
gotteinigen Lebens.
Die Unterordnung
ist schwierig, weil in der Erscheinung so Vie-
les gleichzeitig
und mit einander verknüpft ist.
Sie ersehen hieraus,
werthester Herr Vetter, daß weit mehr und, wenn
Sie wollen, nach
einer anderen Seite hin wieder weniger zum Elementar-
oder
begründenden Unterrichte gehört als man gewöhnlich dazu
rechnet.
Mit unabwendbarer Nothwendigkeit sehen Sie mehrere
Gegenstände als
begründend oder als elementarisch auftreten, von
welchen in unsern /
[4R]
Elementarunterrichtsbüchern kaum
zufällig sie einschließend, viel weni-
ger sie mit Bestimmtheit
als elementarisch, als begründend hervorhebend,
die Rede ist.
Darum fehlen aber auch in unserm sogenannten
Elementar-
unterrichte zwey ganz wesentliche Seiten, einmal die
Seite des Prak-
tischen, die Seite der leichten Anwendbarkeit und
Einführung ins Leben,
dann die
Einführung in das Wesen der Dinge wie in das Wesen des
Lebens
überhaupt; Zum Ersten aber führt das aus dem Können, d. h., aus
dem
Behandeln hervorgehende Kennen des Gegenstandes, seines
Stoffes und seiner
darin bedingten Eigenschaften; zum Zweiten
aber führt bei dem Gegenstande
das Beachten des Grundes seiner
Thätigkeit, seiner Kraft, deren
Äußerungen, führt das Beachten
des Gegenstandes, als Glied eines großen
Ganzlebens, seines
Wesens, als solches, und so des Wesens an sich.
Aus dem
Vorhergehenden wird Ihnen nun leicht entgegentreten, daß
Stoff,
Kraft, Farbe etc. eben so gut Gegenstände des begründenden
Un-
terrichts sind als Größe, Form, Zahl; dagegen gehört weder
eigentlicher
naturhistorischer, noch erdkundlicher noch
Geschichts-Unterricht zum begrün-
denden oder elementaren, welche
alle dem Gegenstandsunterrichte und,
wie wir es nennen, der
Außenweltsbetrachtung anheimfallen.
Um Mißverständnis zu
vermeiden, will ich, jedoch nur beiläufig, sagen,
daß, wenn die
oben aufgezählten Beziehungen des Unterrichtes Gegen-
stände derselben genannt werden,
dadurch aber keineswegs gesagt
ist, daß sie einzeln von einander
geschieden, als 14 verschiedene Gegen-
stände, getrennt,
nebeneinander behandelt und betrachtet werden dür-
fen, sondern
es ist dadurch nur gesagt, daß, wo sie hervortreten, sie
beson-
ders zu beachten, zur Anschauung und Auffassung, zur
Erkenntniß zu er-
heben sind, worüber weiter unten.
Die
Frage: Wenn (in welcher Form und unter welchen Bedingungen)
ist
der Unterricht elementarisch (begründend)?
dünkt mich
also, wenn ich die Frage selbst recht verstehe, der Sache
nach
leicht so beantwortet:
Der Unterricht ist begründend
(elementarisch), wenn er sich auf
die nothwendigen und ersten
äußerlich sich kundthuenden Eigenschaften /
[5]
der Dinge (also als wirklich erschienen und
erscheinend) bezieht, besonders
in so fern
er dadurch das
innere Wesen der Dinge anschau- und
aufheb-
bar auffaßbar, erkennbar
ist; begründend ist also der Unterricht, wel-
cher sich zwar
zunächst auf Äußeres und Einzelnes bezieht, aber zugleich
auch
als Schlüssel zum Inneren, zur Einheit und zum Wesen, zu
dessen Erkennt-
niß und Darlebung [Hoffmann: Darlegung] dient.
Diese
Antwort würde jedoch wieder weiter zu der Frage führen:
Wie muß
dann der begründende (Elementar-) Unterricht beschaffen
sein?
-Doch diese Frage ist nicht von Ihnen aufgestellt worden,
läßt sich aber
auch, wenn sie aufgestellt würde, durch das bis
jetzt Dargelegte lösen u.
beantworten.
Nun zur
Beantwortung der zweiten Frage:
Was ist wissenschaftlicher Unterricht oder was sagt der
Ausdruck
wissenschaftlich?-
Wissen hängt ohne Zweifel mit Wesen innig zusammen, heißt
und bezeichnet
das Innere eines Dinges (in so fern es geistig als
gegen-
ständlich angeschaut werden kann) erkennend; also setzt
Wissen noth-
wendig die Erkennbarkeit des Wesens voraus.
Wissen bezieht sich also <-> wie auf das Innere so auf die
Ein-
heit des Wesens, darum immer auf ein Unsichtbares. Denn so
bald das In-
nere ein Sichtbares wird,
ist es nicht mehr ein Inneres, sondern ein Äu-
ßeres
geworden.
Wissen, als sich auf das Innere und Inneres
beziehend, setzt also noth-
wendig das Kennen eines Äußeren
voraus; denn Inneres und Äußeres
bedingt sich wechselseitig und
ohne das Eine kann eigentlich von dem An-
dern gar nicht die Rede
sein.
Wissen (als sich auf das Innere und Inneres beziehend)
setzt also noth-
wendig zuerst das Kennen eines Äußeren
voraus.
Weiter setzt Wissen, als sich auf Einheit beziehend,
die Kraft voraus,
die Mannigfaltigkeit einen, das Eine des
Mannigfaltigen erkennen zu
können, und /
[5R]
drittens im Äußeren und durch Äußeres und Sichtbares
das
Innere und Unsichtbare
s
erkennen zu können.
Hiernach dünkt mich die zweite Frage,
insofern ich solche ebenfalls
richtig erfasse: wenn (d. i. unter
welchen Bedingungen und bey welcher
Beschaffenheit) ist der
Unterricht wissenschaftlich, -leicht beantwortet.
Er ist
wissenschaftlich, sobald er sich auf Auffassung, Erforschung,
Anschauung
und Darlegung der Einheit, des Inneren, des
Unsichtbaren der Dinge oder
eines Dinges bezieht; z.B. wie mache
ich die Mitte eines Kreises, einer
Kugel erkennbar oder wie
entwickelt sich aus einem Punkte (einer
Mitte) ein Kreis, eine
Kugel? –
Um aber die Frage: wenn ist der Unterricht
elementarisch und
wenn ist er wissenschaftlich, vollendet klar zu
beantworten, muß man
vorher wohl fragen: giebt es noch andere
Unterrichtsstufen oder Weisen,
als die elementarische und die
wissenschaftliche? -und ich glaube "Ja"
sagen zu müssen und
zweifle nicht, daß mir der erfahrene und den-
kende Lehrer und
Erzieher beistimmen wird, und daß so auch Sie, wer-
thester Herr
Vetter, zuletzt darin meiner Überzeugung werden.
Ist es nicht
auch ein Unterricht, wenn die Kinder sagen und singen:
"Ringel,
Ringelreihe, es sind der Kinder dreie, steigen auf den
Hol-
lerbusch, rufen alle husch, husch, husch!?”
Mich
dünkt: ja!
Was lernen sie aber dadurch? 1.) Die Auffassung
eines Kreises (
Rin-
gel); 2.) einer
Kreislinie (
Ringelreihe ); 3.) Auffassung
des Kindes in
der Mehrheit (
Kinder);
4.) Das Zahlwort (
drey) begründet oder
fordert
also Zählen und so die Kenntniß der Zahl oder des
Zählenkönnens bis
drey; 5.) Das bestimmte Auffassen der Kinder
als Daseyende: es
sind;
6.) allgemeine
gegenständliche (objektive ) Auffassung ihrer selbst, als
Kinder:
es sind (nicht
sie sind, nicht
wir
sind, nicht unser sind, ihrer Drey);
7.) Anschauung einer
Thätigkeit:
steigen, und zwar 8.) einer
Thätigkeit
zu einem Gegenstande:
Hollerbusch; weiter 9.) nach dem obere[n]
Theile
derselben:
auf; 10.) Wahrnehmung
ihrer selbst in einer bestimmten
hörbaren Äußerung und Thätigkeit:
rufen = sie rufen; wie vorher /
[6]
Anschauung einer
sichtbaren:
steigen = sie steigen 11.) diese
Wahrnehmun-
gen gelten von
allen,
keinen ausgenommen (allgemeine Zahl); und so
also auch
Wiederholung und darum Einprägung des Gleichartigen:
alle;
12.) endlich rechtes Zurückkehren
zum ganz persönlichen Sichwahrnehmen
im Gefühle und durch die
Empfindung, ausgedrückt in dem Empfindungs-
worte:
husch!
husch!
husch!
Wir sogenannten Verständigen
und Klugen wundern uns nun wohl,
wie so ein einfaches und
überdies in seiner Forderung höchst selten aus-
führbares
Liedchen die Kinder so lange von den Urgroßeltern herab
durch
drei, vier Geschlechter hindurch bis zum Urenkel und weiter
ergötzen könne.
Warum wohl? -Weil es dem Kinde, wenn auch in
seinem ganz dunkelen
Gefühle, den Weg bezeichnet, wie es durch
bestimmte und klare geeinte
Auffassung des Äußeren, Daseyenden,
des Gegebenen (Ringel, Rin-
gelreihe) endlich zum lebhaften
(angenehmen oder unangenehmen) Ge-
fühle seiner selbst, und so
zum Fühlen, zum Wahrnehmen, zum Denken
seines Selbstes, seines
Innersten, seines Wesens kommt. In dieser
tiefen Lebensbeziehung
scheint mir der ewig jugendliche Reiz dieses
und jedes derartigen
Liedchens und Kinderspieles für das Kind zu liegen.
Doch
zurück zu unserer Frage und deren Beantwortung: -Giebt es
denn
nun nicht noch mehr und gleich wesentliche Arten des
Unterrichtes
für das Kind, als die beiden in der Frage genannten,
den begrün-
denden (elementaren) und den wissenschaftlichen
Unterricht, und
wie können und müssen wir in dieser Beziehung nun
diesen so
eben vorgeführten Unterricht nennen? Denn Unterricht,
und viel
Unterricht, das sehen wir , lag in diesem Spiele der
Kinder.
Sie werden ihn vielleicht den
Spielunterricht, vielleicht den
zufälligen,
vielleicht auch den
ersten Unterricht nennen; alles ist gleich
bezeich-
nend. Der erstgenannte bezeichnet vom Kinde aus: ein
en Unter-
richt
der durch und aus freier, aus
Selbstthätigkeit; der zweite ein
Unterricht, der gut zu allem
ist, der sich gleichmäßig zu allem neigt,
zu allem fällt; die
dritte Benennung sagt, daß diese Unterrichtsart
die
nothwendig erste ist. Ich habe gegen jede
dieser drei Bezeichnungen /
[6R]
nichts; die eine geht
vom
Kinde, von seiner Thätigkeit, seinem
Thätigkeits-
triebe, seinem eigentlichen Leben, und die andern
von der
Umgebung aus;
die dritte
bezieht sich auf die
Sache selbst.
Wir hatten [Hoffmann: haben]
also hier schon 3 Unterrichtsbereichen:
1.) den Spiel-, den
zufälligen oder ersten Unterricht,
2.) den begründenden oder
elementaren Unterricht,
3.) den wissenschaftlichen
Unterricht.
Haben wir nun aber die Arten sowohl des
Unterrichtes als die
Weisen desselben [Hoffmann: derselben]
erschöpft? -oder ist es auch ein Unterricht, und doch zu keinem der
vorigen gehörig, wenn der Vater zum Sohne, die Mutter
zur
Tochter, die Eltern zum Kinde sagen:
"Komm, hilf mir Holz
sägen!"
"Nimm den Rechen und wende das Heu!"
"Geh hin, hole
uns zwei Dreierbrote, da hast Du 6 sgr oder einen
Sechser!"
"Komm, wir wollen jene fruchtbeladenen Baumäste
stützen!"
"Stecke das Rad mit der Nabe an die Achse und stecke
den <Camm> davor!”
Gehört dieser Unterricht zu einem der
3 genannten? -Gewiß nicht! Nun,
was für Unterricht ist es dann? –
[Ein Unterricht] der durch die Sache, d.
h., durch eine besondere Sache, selbst, sogleich, zwar nur für eine bestimmte, besondere, einzelne
Sache,
für einen bestimmten Zweck,
belehrt; allein aus welchem auch allgemeine
Belehrung hervorgeht,
z. B. jedes Rad und Ähnliches drehet sich um seine Ach-
se, jeder
drehenden Bewegung liegt eine gewisse Ursache zum Grunde rc.
Wie können wir nun diesen Unterricht nennen? -Wohl den
Sach-
unterricht, den Thatunterricht, man sagt mit einem
Fremdworte, den
praktischen Unterricht.
Sie sehen, bei
allem diesen ist der Unterricht noch nicht nach
bestimmten
einzelnen Gegenständen geschieden, sondern hat noch
immer das Ganze
im Auge.
So hätten wir nun schon 4
bestimmte UnterrichtsArten und Weisen:
1.) den Spiel- oder
Zufalls-Unterricht,
2.) den Erfahrungs-,
Sach- oder praktischen Unterricht,
3.)
den begründenden oder elementaren Unterricht, /
[7]
4.)
den wissenschaftlichen Unterricht.
Sind wir nun aber damit zu
Ende? -Ich glaube: nein!-
Ich will kurz seyn: Wir hören jetzt
so häufig in einem Schlage: "Wie
Geist und Gemüth, so
Wissenschaft und Kunst".
Also giebt es demgemäß wohl auch eben
einen Kunstunterricht wie einen
wissenschaftlichen, wie einen
begründenden (elementaren) und wie einen Erfah-
rungs-
(praktischen) Unterricht.
Kunst
kommt aber doch wohl von Können, nicht aber alles Können
ist
Kunst; sondern Kunst bezeichnet ein Können, geeint mit
Kennen, mit Kennen
der inneren Beziehungen, des inneren Wesens,
der inneren Forderungen und
Bedingungen dessen, was ich kann, was
gekonnt wird. Dem Können als Kunst
liegt also eine Einheit zum
Grunde, wie dem Wissen, allein keineswegs eine (blos)
gedachte,
sondern eine überwiegend empfundene Einheit; Kunst ist also ein
Kön-
nen, geleitet von der empfundenen inneren Einheit des
Gegenstandes.
So haben wir nun 5 ganz verschiedene
Unterrichtsweisen erhalten:
1.) den Spiel- und zufälligen
Unterricht,
2.) den Erfahrungs-, den Sach- oder That-, den
Schaff-Unterricht;
3.) den begründenden Unterricht
4.) den
wissenschaftlichen Unterricht
5.) den Kunstunterricht.
Noch aber haben wir bis jetzt immer keinen besondern einzelnen
Gegenstand
des Unterrichtes genannt; allein auch jeder ganz
einzelne Gegenstand kann
völlig auf dieselbe Weise betrieben und
erlernt werden z.B. den Acker- und
Gartenbau wie das Schreiben
und Zeichnen rc. kann man
spielend-praktisch-
elementar-wissenschaftlich-und kunstmäßig
betreiben und erlernen.
Dadurch treten also die 5 aufgezählten
Unterrichtsweisen als völlig in
und unter sich verschieden
hervor; wie sie sowohl vom Kinde als von den
es umgebenden
Gegenständen aus entwickelt werden können.
Haben wir durch
diese fünf verschiedenen Unterrichtsweisen alle die in
sich
wirklich verschiedenen Arten des Unterrichtes angegeben?
Sind die
Beziehungen, in und durch welche die Gegenstände unterrichtend
auf
den Menschen, auf das Kind einwirkend aufgefaßt und behandelt
werden /
[7R]
können, erschöpft? -Ich sage: nein! -Denn
haben wir bisher die Gegen-
stände auch schon als Glieder
größerer Ganzen und in Beziehung auf das Wech-
selverhältniß
zwischen Gliede oder Teilen zum Ganzen betrachtet? -Wir
werden
beide sagen müssen: nein! -
Eine Ansicht und
Behandlung der Gegenstände so wie eine daraus
entspringende
Unterrichtsweise tritt hier also sogleich, wie in
seiner Wichtigkeit und Selbständig-
keit, so in
seiner ihrer nothwendigen
Entwickelung aus dem Vorigen, entgegen; es ist
dies die
Auffassung des Verhältnisses jedes Einzelnen zu seinem Ganzen und
jedes
Ganzen zu seinem in der Erscheinung zu ihm gehörenden
Einzelnen. Dieser Unter-
richt
das nothwendige Wechselverhältniß zwischen Teil oder Gliede zum
Gan-
zen und die darin gegründeten Forderungen auffassende
Unterrichtsweise findet nun zwar bei jedem Gegenstande statt; allein
sie tritt bei dem Menschen, dem Kinde, wegen des sich in ihm
entwickelnden Selbstbewußtseins und freien Willens in ganz besonderer
Wich-
tigkeit hervor. Deswegen wird sie auch in den bisherigen
Schulen höchstens in die-
ser Beziehung beachtet; aber sie
verdient ganz allgemeine Beachtung in bezug auf jeden Gegenstand.
Bei dieser Unterrichtsweise kann nun entweder der Gegenstand,
jeder Gegenstand,
wieder in seinem blos äußeren Verhalten oder in seinen
inneren Beziehungen
aufgefaßt und
festgehalten werden. Das letztere findet z. B. überwiegend
bei
dem Verhältnisse des Kindes und jedes einzelnen Gliedes zur
Familie, als einem
Ganzen, und hier wiederum der Familie, als
solcher, zu jedem ihrer Glieder (zum
Kinde), also auch zwischen
Eltern und Kindern und Kindern und Eltern, statt;
das Erstere
findet z.B. bei dem Verhältnisse des einzelnen Bürgers zur
Gemeinde
und jeder Gemeinde, als eines in sich geschlossenen
Ganzen zu jedem seiner einzelnen Glieder statt. Allein sowohl das
bürgerliche als das Familien-Leben läßt jedes für
sich wieder
diese doppelte Ansicht der
inneren und äußeren Betrachtung zu; da-
her kann dieser
hier in das Auge gefaßte Unterricht der Unterricht
für das Leben ge-
nannt werden und zwar
für die mehr äußere Erfassung des bürgerlichen Lebens
der
Rechtsunterricht (der politische), so wie der für die Erfassung der
inneren
Beziehungen, welcher besonders zuerst in der Familie und
zwar gleich anfangs
zwischen Eltern und Kind stattfindet, der
sittliche (moralische) Unterricht.
Allein durch
diesen Schritt tritt nun noch eine andere Unterrichtsweise
gleichsam
als Blüthe und Frucht, als Schlußstein des gesammten
Unterrichtes her /
[8]
vor, welche
r jedoch eigentlich schon die stille
Quelle, der eigentliche Lebens-
Grund und Faden, die letzte
Beziehung und das Ziel, wie des ersten, so
jedes weiteren
Unterrichtes war und ist: es ist dies der Unterricht
über das
Verhältniß des Einzelnen und der Mannigfaltigkeit
zur höch-
sten Einheit an und in sich;
es ist dies der Unterricht über das Ver-
hältniß jedes Einzelnen,
jedes Erschienenen und Erscheinenden, sowohl
für sich als in
seiner Gesammtheit, zu Gott - es ist dies der Unterricht
für und
zur Gotteinigkeit und zu einem gotteigenen Leben, es ist dies
der Religionsunterricht die religiöse
Unterrichtsweise. Diese Unterrichtsweise hat das ganz Eigene, daß sie
keineswegs genügt, wenn sie sich einzig und allein auf
die
Anwendung im Leben bezieht, wenn sie sich
blos auf das Den-
ken und Erkennen gründet oder nur in dem
Gemüthe, in dem
Gefühle und der
Empfindung ruht; sondern sie befriedigt den
Menschen
und schon als Kind nur dann, wenn sie in allen Dreyen
ruhet und wur-
zelt, sich auf alle Drey gleichmäßig bezieht und
alle Drey gleichmäßig be-
lebt, klärt, erhöht und veredelt; darum
ist sie mit Recht, wie der unge-
sehene stille Keim so die
vollendete Frucht des Ganzen. -
Unsere Betrachtung hat uns nun
so, wie stetig so nothwendig, zu
folgenden Unterrichtsweisen geführt:
1.) zum Spiel-
oder zufälligen Unterricht,
2.) zum Erfahrungsunterricht,
3.)
zum begründenden,
4.) zum wissenschaftlichen,
5.) zum
Kunst-Unterricht,
6.) zum Rechts- (politischen)
Unterricht,
7.) zum sittlichen (moralischen) Unterricht,
8.)
zur Gotteinigkeit, zum gotteigenen Leben, Religionsunterricht religiöser
Unterricht.-
Daß nun aber dieses eben so viele verschiedene
Arten und
Weisen des Unterrichtes sind, geht daraus klar hervor,
daß, wie
eben schon erwähnt wurde, bei allen diesen
Unterrichtsweisen
noch von keinem besonderen Gegenstande die Rede
war; denn
jeder Gegenstand kann in
Beziehung auf Unterricht nach allen diesen Be- /
[8R]
ziehungen unterrichtend und belehrend aufgefaßt und
dargestellt werden,
z. B. der Garten- und Acker-Bau wie die
Sprache u. das Zeichnen rc.
Nun erst, werthesterHerr Vetter,
nachdem wir das Ganze
des Unterrichtes in seinen verschiedenen
Arten so klar <-> aus
<-> einander gehalten und
geschieden vor uns hingelegt
haben, jetzt erst können wir auch
eigentlich in das Wesen unserer
vorliegenden Frage eindringen,
sie und mit ihr und durch sie noch
andere beantworten; z. B.,
über das Verhältniß des häuslichen
und des öffentlichen Lebens,
des Unterrichtes in der Familie und
des Schulunterrichtes,- die
Fragen:
Warum <-> genügt auch der beziehungsweise beste
begründende
so wie wissenschaftliche Unterricht dem Leben in
seiner Gesammt-
heit so wenig? - Warum bringt auch der mit der
größten Sorg-
falt und Mühe gegebene Religionsunterricht im
späteren und
nach dem Schul-Leben häufig leider so wenige Früchte
und hat, ich
möchte sagen, so wenig Ausdauer und Nachhalt? -
Warum? -
Weil jeder Gegenstand, aus seinem nothwendigen
Lebensver-
bande herausgerissen, zu einzeln und vereinzelt
dasteht, zu wenig
allseitig begründet aus dem Leben
selbst hervorkeimend und
wachsend und so dem Leben Blüthen und
Früchte bringend ist.
Nur um es erwähnt zu haben, nicht aber,
weil ich Mißverständnisse be-
fürchte, sey es ausgesprochen, wie
es sich von selbst versteht: daß keineswegs
diese
Unterrichtsarten, wie solche hier die Erkenntniß und geistige
Gliederung
zur klaren und lichtvollen Fassung des Gegenstandes
herstellt, im Leben
und in der Anwendung auch so voneinander
geschieden dastehen oder gar
wie die sie bezeichnenden Nummern
zählweise auf einander folgen. Nein,
keineswegs! Im Leben wie in
der Natur ist, wenn auch Fortschreiten im
Ganzen, doch im
Besonderen Mehreres gleichzeitig. Ein Blick in die Natur
klärt
das Ganze: vom Baume ruht schon im Kerne sein Stamm,
seine
Wurzel, seine Äste, Blätter, Blüthen und Früchte, in jeder
Knospe
ruhet wieder die Blüthe und Frucht und so, der Anlage
nach, ein ganzes
Gewächs vom Keime bis zur Frucht, und eine
Lebenskraft, ein Lebenssaft, /
[9]
5.) erhält das Ganze
und zieht sich durch das Ganze hindurch; demnach
erscheinen
Stamm, Ast, Zweige, Blätter und Blüthen, Knospen,
Blüthen und Früchte,
jedes wieder ganz als etwas Geschiedenes,
für sich Betracht-, Erkenn- und
Anwendbares: so auch jene
Unterrichtsarten. Doch ist, wie schon erwähnt,
der
Religionsunterricht (das Wort Unterricht hier in seiner
allgemeinsten
Bedeutung genommen) unsichtbarer Ausgang, wie
unsichtbarer Lebens-
faden, wie zuletzt das alles Beleuchtende,
Erwärmende und Gestal-
tende und so die Einigung des Ganzen.
Allein, auch der Religionsunter-
richt, der Unterricht von dem
gotteinigen und für Gott einige Leben hat
wieder, wie schon oben
erwähnt, eine allgemeine und
besondere Be-
trachtung, letztere in
Beziehung auf das Kind; daß nun aber die
erstere im Leben mit dem
Kinde nicht tief und allseitig genug her-
vorgehoben wird, darin
hat es seinen Grund, daß, wie schon oben
erwähnt, der
Religionsunterricht für das Kind so selten tief wurzelt
und für
das Leben die gewünschten Blüthen und Früchte bringt.
Nun erst
läßt sich das oben über das Wesen des wissenschaftlichen
und
begründenden Unterrichts Ausgesprochene in seiner Wahrheit
ganz
erkennen, so wie wir uns nun auch erst den Weg zur
Beantwortung
Ihrer eigentlich ersten Frage gebahnt haben, zu der
Frage:
Bei welchen Gegenständen ist der synthetische und bei welchen der
analytische Lehrgang anzuwenden? -
Zuvörderst will ich gleich wieder, wie oben, bemerken, daß
die
Frage eigentlich umgekehrt stehen müsse: Bei welchen
Gegenständen ist
der analytische und
bei welchen der synthetische Lehrgang
anzuwenden?
Denn die Einheit ist als die Bedingung der
Mannigfaltigkeit und All-
heit überall zuerst.
So
allgemein nun auch die Bedeutung dieser beiden Fremdworte
bekannt
ist, so lassen Sie
uns solche doch in die,
unserem Geiste eigene
Sprache übertragen, ersteres in
auflösend,
gliedernd, das zweite in
verbindend (aufbauend) und
einigend; und so, dünkt mich, haben
wir
durch den Sinn und die Bedeutung der Worte sogleich die
Auflö-
sung der Fragen. Der
analytische, der auflösende und gliedernde /
[9R]
Unterricht muß da zuerst stattfinden, wo der
Unterricht von einer
Einheit, von einem Ganzen ausgeht; der
verbindende, einigende auf-
bauende, der
synthetische Unterricht dagegen, wo schon von
einem ge-
gliederten Mannigfaltigen ausgegangen, also von der
Mannigfal-
tigkeit zur Einheit hinaufgestiegen wird.
Nun
steht es aber freilich in meinem Willen, in den gegebenen
Be-
dingungen und in dem vorherrschenden Eindrucke ein und
ebendenselben Ge-
genstand einmal als ein in sich schon einiges
Ganzes, ein andermal als
eine Mehrheit anzuschauen, wie z. B.
jene Schule oder die Natur oder den
Menschen selbst. Es muß
deshalb die Frage wieder so gestellt werden:
Bei welchem
Unterricht Gegenstande ist mit dem
gliedernden (analytischen), bei wel-
chem mit dem einigenden
(synthetischen) Unterrichte zu beginnen? Ich sage:
zu beginnen;
denn da man nur dasjenige richtig aufgelöst hat, was man
wieder
klar und bestimmt zusammenzuordnen im Stande ist, und da
man nur
das sich bewußt, klar und richtig zusammengeordnet hat,
was man
wieder leicht in seine Theile auflösen kann, so geht daraus
klar
hervor, daß man eigentlich bei jedem Gegenstande, über
welchen man
vollendet und klar unterrichten will, beide
Unterrichtswege gehen muß.
In der Natur , die uns überall und
besonders auch bei dem Unter-
richt zur Lehrerin dienen sollte,
erscheinen nun beide Bildungswege
so ganz gleichzeitig, wie sich
in ihr Anziehung und Abstoßung so häufig
gleich innig
wechselseitig durchdringen.
Bei dem Menschen, als Kind, dem
zuerst alles in Einheit erscheint,
findet wohl im Beginn seiner
Entwickelung zuerst der analytische Weg
statt, allein es wird
auch ebenso schnell
wieder das
Gegliederte und
Getrennte wieder zu neuen Einheiten verknüpfen.
Wir finden daher
wieder, wie wir schon oben bemerkten, daß der
begründende und wis-
senschaftliche Unterricht nicht alle
Arten des Unterrichtes erschöpfe;
so
sehen wir nun auch, daß der analytische und synthetische
Weg
nicht das Ganze des Unterrichtes umfassen und
es erschöpfen könne,
sondern daß
dazu mit Nothwendigkeit noch ein Drittes gehöre, um
dadurch zu
einem ächten Ergebniß, einer wahren Frucht des Unterrichts /
[10]
zu kommen, nämlich die Vereinigung Beider durch die
Vergleichung. Ein
Beyspiel dafür giebt
uns das Rechnen oder die Zahl, wo eben so wenig
die Addition und
Subtraktion als das Multipliziren und Dividiren
hinlänglich ist
[sc.: sind], um durch sie allein eine Zahl- und Rechnungs-Aufgabe
zu
lösen, sondern es muß dazu noch nothwendig ein drittes
Wesentliche, die
Vergleichung,
hinzukommen.
Es müssen darum auch bei jedem
Unterrichtsgegenstande zugleich
alle drei
Unterrichtsweisen,
die auflösende, die einigende} und die
vergleichende,
angewandt werden, wenn der Unterricht zu dem
gewünschten Ziele
führen soll. Bei welchem Unterrichtsgegenstand
aber mit einer der
beiden ersten Weisen begonnen werden müsse,
liegt, wie vorhin
gesagt, in der Auffassung desselben; dies hat
jedoch wieder seine ei-
genen Bestimmungen, worin einzugehen
nicht weiter hierher gehört,
und fordert wieder eine
Totalübersicht sämmtlicher Unterrichtsgegen-
stände und ihrer
Auffassungsweise. Im Allgemeinen kann man wohl
festsetzen, wie
schon vorhin berührt worden, daß das Kind zuerst in
Beziehung auf
die ihn es umgebenden
Gegenstände,
den trennenden, gliedernden, analytischen Weg,
dann
den verbindenden, einenden, synthetischen, und
endlich
den Weg der Vergleichung geführt werden müsse.
Wie
nun aber der Mensch ein in sich einiges und stetiges Lebganze
[Hoffmann: Erbganze]
ist und doch Leib, Seele und Geist in ihm
unterschieden werden und der
Erstere wieder aus Gliedern und
Sinnen, aus Knochen, Muskeln,
Blut, Nerven, Haut und noch mehr
anderen verschiedenartigen Thei-
len besteht, und so der Geist
sich wieder in mehreren
als ganz
verschieden
en erscheinenden
Vermögen und Kräften sich äußert:
dem
Vermögen Denken, Ver-
stand, Vernunft rc. <-> was
aber nicht in jedem Menschen gleich-
mäßig, noch viel weniger
gleich vollkommen ausgebildet ist: so
bildet auch das im Vorigen
aufgestellte Unterrichtsganze ein dem
Menschwesen in seiner
Ganzheit entsprechendes und genügendes Ei- /
[10R]
niges,
ein Lehrganzes, ohne daß jedoch dadurch gefordert ist oder
wird,
daß jeder Mensch und jedes Kind nothwendig nach allen
diesen Beziehungen
hin gleich ausgebildet werden müsse; allein
der Lehrer, der Erzieher,
muß das Bild davon so klar als
lebensvoll in sich tragen; auch zeigen
die bisherigen Schulen und
das über sie Ausgesprochene und von ihnen
Geforderte schon für
den größten Theil des oben Ausgesprochenen
schon hie und da Spuren und Keime,
jedoch ohne Klarheit und innere
s
Noth-
wendigkeit.
So habe ich nun wohl von meinem
Standpunkte aus und zur Genüge für
mich die mir von Ihrem
Vertrauen vorgelegten Fragen beantwortet;
ob und in wie weit aber
auch für Sie und Ihren Zweck, werthester
Herr Vetter, kann ich
nicht bestimmen. Ihnen allein kommt darüber
die Entscheidung zu;
ich mußte, durch Zeit und Umstände getrieben,
alles auf das
höchste zusammendrängen, ob ich gleich wohl sonst hie und
da
manches weiter ausgeführt hätte.
Um nun aber alles recht klar
und ins Einzelne gehend Ihnen in
der Anwendung und Ausführung im
Leben wie in der Schule selbst
nachweisen und vorführen zu
können, wünschte ich nun wohl, daß
Sie ihren Vorsatz ausführen
und mich Ende August besuchen könnten;
dann wollte ich Ihnen in
und an meiner Anstalt zur Pflege des
Thä-
tigkeitstriebes für Kindheit und J ugend, kurz, in
meiner Spiel- und
Beschäftigungs-Anstalt kleiner Kinder, an
welcher zum öfteren
täglich über 30 und mehr Kinder von 1 bis zu
6, auch wohl mehreren
Jahren Antheil nehmen, und in der damit
verbundenen Anstalt
zur Bildung für
Kindererzieher das im Bisherigen Ihnen Ausge-
sprochene im
Einzelnen anschaubar zu machen und nachzuweisen
suchen; denn die
beiden genannten Anstalten, in sich eigentlich eine
einige,
beruhen auf den hier angedeuteten Grundlagen und Grund-
sätzen
und sind eigentlich der Anwendung und Ausführung
derselben
gewidmet.
Besuchen Sie mich also doch ja auf
wenigstens 8 Tage, denn /
[11]
6.) so gedrängt auch alles
hier erscheinen und ich Ihnen vorführen mußte,
so wird Ihnen doch
gewiß nicht entgangen sein, daß wir uns durch
den von Ihnen in
Frage gestellten Gegenstand hier in der Mitte
des gesammten
Erziehungs- und Unterrichts-Wesens nach allen seinen
Beziehungen
und Richtungen befinden; es wird Ihnen gewiß nicht
entgangen
sein, daß wir hier in eine Erziehungsansicht eingetre-
ten sind,
die in ihrer klarenallseitigen Durchführung für die in
der
Kindheit immer wieder von neuem aufkeimende Menschheit
auf das
höchste wichtig, ja segensreich ist. Also kommen Sie, kommen
Sie!
lassen Sie sich nicht dadurch abschrecken, daß Sie zu einem
Spiel-
manne kommen. Wir wollen dann spielen; denn wir wissen
ja,
was die Spiele zu allen Zeiten und bei allen Völkern der
Menschheit
waren, unter den alten Griechen wie bei den alten
Deutschen und
noch im deutschen Mittelalter, und sagt doch selbst
unser gottbegeister-
ter Hymnendichter:
"Singet und
spielet dem Herrn in Eurem Herzen!"
Nun, singen und spielen wollen wir, wollen es in und
mit
vollem Herzen mit den Kindern und auch gewiß dem Herrn,
dem
Vater der Kinder.
Oder, noch ein besserer Vorschlag:
Veranlassen Sie doch, wenn
der hier angeregte Gegenstand
vielleicht lebendiges Interesse bei
Ihren Herren
Conferenzmitgliedern zu erregen im Stande ist,
durch Ihre jetzige
Conferenz, daß man aus Iihrer Mitte
eine
Auswahl von 3 Gliedern, Sie als Herrn
Conferenzpräsidenten
mit eingeschlossen und an deren Spitze,
committire, um hier an
Ort und Stelle die hier dargelegten
Erziehungs- und Unterrichts-
Grundsätze in der Ausführung und
Anwendung zu prüfen.
Sollten Sie dann auch in völliger
Opposition mit mir von hier
wieder fortgehen, so darf ich Ihnen
doch nach den vor mir lie-
genden und oft wiedergekehrten
Thatsachen versichern, daß
Sie mit Blicken in das Erziehungs- und
Unterrichts-Wesen u.
Kinderleben, daß Sie besonders mit
Anregungen zur Pflege /
[11R]
desselben in dem
vorschulfähigen Alter von hier zurückkehren
werden, welche Ihnen
in ihrer Anwendung auf Ihr Diözesschul-
wesen viele freundliche
Blüthen, ja schöne Früchte bringen werden.
Der Weg über
Eisfeld, Sachsendorf, Schwarzenbrunn, Sophien-
au, Katzhütte und
das Schwarzathal herab ist ja, wie Sie wis-
sen, so schön; in
einem Tage sind Sie, wenn Sie sich früh aufmachen,
bequem hier.
Sie, da ich hoffen darf, daß Sie mit mir vorlieb neh-
men, würden
mein Gast seyn; für Ihre lieben Herrn Kollegen weise
ich Ihnen im
Schwarzburger Hofe am Eingange des schönen und romanti-
schen
Schwarzathales, billiges Quartier nach.
Schreiben Sie mir bald
nach Ihrer Conferenz, ob die Mitglieder der-
selben oder doch
wenigstens Sie, lieber Herr Vetter, für Ihre Person, auf
meinen
Vorschlag eingehen wollen und können und wann Sie
denselben
auszuführen gedenken, damit Sie mich auch gewiß zu
Hause treffen.
Ich würde dann noch einen Punkt mit Ihnen
besprechen, welcher mir
wieder sehr am Herzen liegt. -Der mich
jetzt besonders beschäftigende
Gegenstand der Kleinkinderpflege,
über welchen ich mich, wie Sie aus der
Anlage ersehen, öffentlich
im Allg. Anzeiger d. Deutschen vor einiger Zeit
ausgesprochen
habe [am .4.39], fand nach mehreren Richtungen hin sehr lebendige
Theilnahme, so daß ich jetzt schon veranlaßt worden bin, einige junge
Leute
dafür auszubilden, welche sich gegenwärtig hier bei mir
befinden; allein
ich bin weiter noch von einigen Punkten aus
ersucht worden, ferner junge
Leute aufzufinden, welche sich
entschließen könnten, auf die von mir an-
gebahnte Weise sich
einige Jahre mit Kreisen kleiner Kinder in namhaften
Städten
Deutschlands zu beschäftigen und zwar so, daß sie nach
Maßgabe
ihrer Vorbildung 1 ½ bis 2 Jahre theils unmittelbar
unter theils mittelbar unter
mei-
ner unmittelbaren Leitung
theoretisch und praktisch mit ununterbrochener
zur Seite
laufender Anwendung und geistiger Deutung ihrer Ergeb-
nisse, auf
fremde, d. i. auf Kosten der Vereine, dafür ausgebildet,
nach
Verlauf dieser Zeit aber 2 bis 3 Jahre in dieser Stadt der
ersten Pflege
der Kinder dafür [Hoffmann: in dafür] geeinter Familien leben
würden. Zuvörderst werde
ich wirklich gedrängt, einen solchen
jungen Mann [Hoffmann:
Menschen] für Frankfurt aufzufinden
[Hoffmann: zu finden]. /
[12]
Wenn Sie sich nun von dem Geiste und Zwecke, von den
nothwendigen Früch-
ten einer solchen Kinderführung, wie die von
mir angebahnte, durch den Augen-
schein überzeugt haben werden,
dann werden Sie mir vielleicht auch, zunächst
wenigstens einen
oder einige, junge Männer nachweisen können, welche dazu
Lust,
Neigung, Anlage und Vorbildung haben, denn
Liebe zu den
Kindern,
Anstelligkeit bei der Beschäftigung
derselben,
einige Kenntniß von Musik, besonders Gesang,
und
überhaupt die Vorbildung, welche jetzt überall der Eintritt
in eine
Schullehrerausbildungsanstalt fordert, sind die
Eigenschaften, welche auch zum Ein-
tritt in diese
Erzieherbildungsanstalt gefordert werden müssen. Können
Sie mir
vielleicht gleich vorläufig etwas über diesen Gegenstand mittheilen,
so wird
es mich herzlich freuen, - so wie es mich herzlich
gefreut hat, veranlaßt
durch Ihre Conferenz, auch endlich seit
wohl 2 Jahren wieder einmal etwas von
Ihnen zu hören.
Die
Nachrichten von Herrn
Langethal aus
Burgdorf in der Schweiz sind vor-
züglich,
seine, seiner Frauen und Gehülfen Gesundheit gut, sein Wirken
um-
fassend und segensreich; doch verhehlt er es nicht, daß ihn
doch Sehnsucht in die
Heimath zieht.
Ferdinand Fröbel wirkt noch
immer still in Willisau fort;
doch wünschen die Eltern ihn so
sehnlich zurück, daß es fast scheint, als werden
wir dieser
Forderung, wie schon bei seiner Schwester, nachgeben müssen.
Von
Langguth höre ich, daß er nach
Lausanne als Lehrer gegangen ist.
[Schlußformel fehlt]