Durchlauchtigste Fürstinnen
Gnädigste
Fürstinnen u Frauen.
{Durch
die /Während der} längern
Dauer der u vielseitigen
Beschäfti-
gung mit der ersten Kindererziehung, mit der
Er
ziehung und Pflege der
Kindheit des Menschen muß
ich mich immer mehr von der
höchsten hohen Wichtigkeit
der-
selben überzeugen, u muß finden
u
erkennen, daß alles
dasjenige, was der Mensch in sittlicher
u bürgerlicher
(
Hinsicht) wie
(
in Beziehung auf Religion) in
religiöser
Hinsicht von der Glückseligkeit, von dem Frieden
und
Freuden des Lebens erwartet,
darin
in derselben bedingt ist (
seinen
Grund hat). Allein je
länger
ungetheilter u all-
seitiger ich mich
mit ihr (mit der ersten Kinderpflege)
beschäftige hingebe, desto mehr sehe
ich
auch klar u unwiderleglich
unwider-
sprechlich ein: daß
dasjenige, was nothwendig für
die erste Erziehung des
Menschengeschlechts,
also für die
Kindh[ei]t,
des
Kindes geschehen
muß,
daß dieß am wenigsten
durch
den Mann u
am wenigsten
besonders nicht durch ihn vereinzelt gesche-
hen kann, sondern
daß ihm vor allen der weiblich müt-
terliche Sinn,
das weiblich mütterliche die weibl
mütterliche Liebe
der Frauen, ihr Leben u Wirken zur Seite stehen
muß, so daß sie
nun zwar wieder
nicht allein, sondern mit dem männ-
lichen
Leben Streben gemeinsam das Leben des
Menschen im
Kinde, die Menschheit in der Kindheit erfassen.
Da nun aber der Mensch ,
u
besonders zumal die Frauen
in der mittleren, noch weniger
aber der Mensch u besonders
die Frauen in der niedern Stände
etwas für die innere u alls[eitige]
Erziehung
ihrer Kinder
etwas
thue,
ja zum Wohl u Gabe
desselben u weder für sich, noch als Glieder ihrer Familien
als ein Ganzes u Zusammenhängendes thun in
sich thun,
noch weniger aber für die noch seltner für sie
die Erziehung ihrer Kinder als
als lebendige Glieder größerer bürgerlicher u mensch-
licher
Ganze etwas thun wagen <
bieten
wollen> wagen, wozu sie nicht dazu durch eine gewisse /
[15R]
Gewalt u Macht der Menge, oder durch die
allge-
meine Gewohnheit gezwungen werden. So drängt sich
in
meinem Gemüthe der Gedanke sehnend hervor
daß eine Mehrheit edler, hoher,
menschl. u mütterlichge-
sinnter deutscher Frauen,
auch wahrhaft weiblicher ebenso
nicht minder hoher edelgesinnter
Jungfrauen
sich, wie sie es eigentlich schon (der
Sache) wegen
ihrem Gefühle u Streben
nach sind, so nach innerlich schon
geeint
auch äußerlich
zu einem großen deutschen Frauen
Ganzen, zu einem
deutschen Frauenvereine: - für wahre
Pflege u
entsprechende Pflege der
Kinder, der Kindheit,
wenigstens bis zum vorschulfähigen Alter,
zusammentreten
finden, zu einem
solchen Vereine zusammentreten
möchten.
[Randnotiz:] so läugne ich doch nicht
daß ich wünschte, diese
Frauen zu einem Gestirn zu einem
<Danon [sc.: Diadem]> aus gülden Licht
hin weisen zu
können, welche sie erhebe u ermuthige der in dem Aufsatz an
sie
erziehenden Aufforderung entgegen zu kommen. Erwähnen will
ich
nur noch daß in No 312 des Allg. Anz. d
Deutschen v. 15 Nov eine ähnl
Aufforderung an deutsche Frauen
zur thätigen zu geeinter
thätiger
Mitwirkung zur Ausbildung von Kindermädchen steht[.]
Im Bereiche dieses deutschen
Frauenvereines, dieses durch
Gemüth Geist u Wirken in sich
einigen Frauen-
ganzen würde es nun liegen,
sowohl alle[s] das
mit
herbey zu führen, was eine
dem Wesen dMenschen und der Allseitig-
keit
der Allseitigk[ei]t seiner
Verhältnisse genügende Er-
ziehung der Kinder befördern; mit
herbeyzuführen so wie alle[s] das
zu besei-
tigen, was
sie diese hemmen könne, mit zu
beseitigen. So würde es z.B.
wie
im Einzelnen dieses sich auch schon angebahnt findet
ihre Sorge
besonders dahin gehen den Müttern die Bedingung[en]
u Mittel zu
verschaffen
ganz besonders in dem
Bereiche dieses Frauenver-
eines liegen, dahin zu
wirken,
daß die Mütter
befähigt
u ihnen Mittel gereicht
würden diese
frühe
Kindererziehung zu bewirken;
besonders aber wohl dadurch zur
daß
viele weiter Töchter u.
Mädchen
sich zu guten Kinderwärterinnenpfle-
gerinnen,
zu Erzieherinnen bestimmten, sich
durch Be-
lehrung u Übung zu wahren Kinderwärterinnen
u
Führerinnen, ja Erzieherinnen heraufzubilden könn[en]
durch indem sie Belehrung erhielten
über das Wesen des Menschen,
besonders in seiner Erscheinung als
Kind [in] seinem Kindesalter, u Belehrung
über das, was zur
Erreichung einer guten Erzie-
hung desselben geschehen muß; so
wie Übung u. Ge-
brauch und
Umgang u Anwendung der Mittel zur
Förderung
desselben, welche dieselbe bezwecken. Und
Aber dadurch ließe
sich
vielleicht auch rein aus der Sache, d. h. aus dem
Leben
und den Forderungen der
Kindheit u Familie diese so
höchst
wichtige Lebensthat-
sache erreichen: daß Jüng-
linge die
sich dem Volksschul-
wesen zu widmen gedächten,
nun auch
Gelegenheit verschafft
würde sich durch
Kleinkinderpflege,
die durch Thätigkeit in Heimatvereinen früh
erste Kinderpflege
durch Mitwirkung in Kleinkinder[-]
schulen Bewahranstalten
üblichen
Spiel[-] Beschäftigungsanstalten
in sich den ächten Grund zu
einer künftigen allseitigen Lehrerausbildung u Wirksamkeit zu
legen.
[16]
Die
Erscheinung Die Ausführung eines solchen
umfassenden
deutschen Frauenvereines erscheint mir nun so wohl
der Gesammt-
entwicklung des Menschengeschlechtes als dem
gesammte[n] ganzen
Stande der
Lebensverhältnisse, also dem gesammten mensch-
heitlichen Streben
nach ganz jetzt an Zeit u Ort zu
seyn.
Doch da dieß ein Gegenst[an]d ist, über welchen
eigentlich
nur das deutsche mütterliche Frauengemüthe
eine
entscheidende Stimme hat: so wage ich es Durchlauchtigste
Fürstliche
Frauen u Mütter 3
wage ich
es diesen Gedanken Höchst Ihnen hier-
mit im reinsten
menschl Vertrauen zur Prüfung vorzulegen,
und in tiefster Ehrerbietung zugleich
Sollten Ew Ew. [2x] Hochfürstl
Hochfürstl [2x] Durchl Durchl [2x]
einen solchen Verein zweck- u
zeitgemäß finden, zugleich in
herzlichster Ehrerbietung
anzufragen: Würden Ew Hochfürstl
Durchl. die men-
schenfreundl Huld haben, sich nicht nur zu
Gliedern dieses
Vereines zu bestimmen sondern vielmehr,
durchdrungen von dessen
hohen Wichtigkeit für die Erziehung
zunächst der deutschen
wie der allgemeinen u der ganzen künftigen
Menschheit,
diesen Verein (ihn) durch Ihren Willen u Beyspiel ins
Leben zu rufen
u sich so an
die
seine Spitze zu stellen?
seine Spitze zu
treten
<Relig.Sache ? ?> [Randnotiz:*-*] [*]Es ist eine Sache des
Lebens
aber in seiner tiefsten u wichtigsten
Angelegenh[ei]t
u so ein Werk
wahrer Religiosität <
die ja>
auf das die Frauen
erklärte
Frauen - des hohen Fürstenhauses,
die ihrem Publikum
ja dem deutschen
Lande in frommer wahrer
Thätigkeit
vorangeleuchtet haben mit
<reinstem>
<Friede> u Segen herabblicken
<werden> [*]
Ja Ich hätte
diesen den Gedanken eines solchen
Vereins, der ob-
gleich erst
seit
wenigen Tagen in mir in der Geistigkeit meines Innern entkeimt
ist, doch schon
meine ganze Seele
erfüllte, so überaus wichtig, ich halte ihn
so in der innigsten
Übereinstimmung mit unserer Religion
und mit den Forderungen des Stifters
derselben, welche
so mehrseitig
u stets so tief ergreifend u so
eingreifend auf die sorgsame Pflege Beachtung
der (
frühesten) Kinder u Pflege der frühesten
Kindheit hinweist, daß ich
wohl tief
mit wünsche
diese
n Verein Einigung edler Frauen (dieser
deutsche Frauenverein zu
ächter u allgemeiner Kindheitpflege),
möchte
zur Erschei-
nung des
Heils zum Heil der Menschheit der Kindheit,
möchte zunächst
wenigstens unter
drey edlen deutschen mütterlichen Frauen
in die Erscheinung
treten, u wirklich werden, denn wie
Jesus dem gesammten
Menschengeschlechte, der M[ens]chheit das
wahre Leben, das reine
Licht u die ächte Liebe brachte /
[16R]
so würden durch
einen solchen Verein auch diese hohen Gaben u Güter frühe
dieses in
der Kindheit gepflegt
werden, denn
dieses eben das
würde
ja der eigentliche u letzte Zweck
jenes solchen dieses mütterlichen u
pfle-
genden Frauenvereins für erste Kindheitpflege
seyn.
Darum trage ich auch in mir die klare Über-
zeugung,
daß von der Verwirklichung dieses deutschen
Frauenvereins u
seiner Thätigkeit wie sie so einfach
u lebenvoll meinem Geiste u
Gemüthe vorliegt, g[an]z ge-
wiß eine neue Aera
der
Menschheitserziehung u so des Menschenlebens beginnen wird.
(Nun aber scheinen es mir) Drey große
Lebensthatsachen
(
zu seyn)
scheinen mir unausweislich dafür zu sprechen.
Die erste ist Erstlich, daß dasjenige was ursprünglich, d.i.
dem Wesen nach
nothwendig für den Menschen geschehen soll, eben
deßhalb auch
in seiner
frühesten
Lebenszeit, in den Jahren seiner
Kindheit,
für ihn geschehen muß.
Die zweyte ist Zweytens, daß durch das zu vereinzelt u.
alleinstehende Wirken
schlechter dings nichts genügendes mehr für
die wahre Erziehung
des Menschen gethan werden kann. Ich möchte
sagen, die Ver-
ziehung des Menschen hat sich so verallgemeinert,
daß es selbst
in den edelsten, würdevollsten u gewähltesten
Verhältnissen kaum
mehr möglich
ist, die Kinder in den ersten Jahren innern stets so rei-
nen Einwirkungen
hinzugeben, wie es doch das edle u reine
Mutterherz wünscht,
bedarf u erstrebt.
Die dritte
ist Drittens aber, daß dieß alles nur
durch das eigentliche
Thun mütterlicher Frauen geschehen kann,
welchen wir
Erzieher nur dienend u helfend, durch Sinnen u
Überschau-
[en] des Ganzen u dessen Forderungen sowie durch
Darreichung
von Erziehungs- und Bildungsmitteln u Anwendung
derselben
in der Gesammtheit hülfreich zur Seite stehen
sollen.
So sehe ich das Ganze, und Ich wage unbefangen dieß
mein
Einzelnsehen Ew so Hochfürstl Durchl vertrauensvoll zur
Prüfung vorzu-
legen. Sollte es
sich nun aber in dieser bestätigen,
daß ich richtig ge-
sehen, u was ich erstrebe, wahr u die Sache
tief gegründet ist
so wage ich in rein menschlichem Vertrauen
wiederholt auszusprechen
die dießjährige deutsche Weihnachtsfeyer
möchte zugleich, sey es auch
nur in dem stillen Entschlusse
dreyer edelmüthiger u Hochherziger
Frauen, der Stiftungstag
dieses deutschen Frauenvereins zur
Pflege der frühen Kindheit,
zur Pflege der Menschheit in der Kindheit
nach den Willen u den
Forderungen Jesu u in dem Sinne werden, in welchem
ein von
Humanität durchdrungener edler deutscher
Mann [sc. Herder]
von den Frauen sagt u singt:
Dir vertrau ich mein Heiliges an, die Keime der
Schöpfung
Deiner Pflege die kommende glückliche Nachwelt.
Ehret die Frauen, ihr Nam ist Befreyung
Schauet ihr
Retterinnen.,verehret
Reichet den Faden der Labyrinthverwirrten
Menschheit
NB Sinnt u erzieht (Ihr
könnt es allein) die glückliche Nachwelt,
Verzeihen
Durchlauchtigste Frauen Sie
einem
diesem Vertrauen welches zu seiner Entschuldigung
u
Rechtfertigung nichts hat als die höchste Achtung des Menschenwesens
u d Menschenwürde in
allen Ständen; verzeihen
Sie HöchstSie dem Gemüthe, welches
dem Menschen auch die
in seinem wahren Wesen, seiner innersten
Würde
erkannt u Hoheit erkannt
u
anerkannt,
geschaut sehen
möchte, wo erst umgeben von äußerer Würde Glanz
u Hoheit dasteht.
Verzeihen Ew Ew Hochfürstl. Durchl Hochf. Durchl daß
einem
Erziehenden der gern wahrhafter Erzieher seyn möchte
[Rand 15]
NB [u P.S.]
P.S. In dem Augenblicke, als das
Vorstehende bis zur Absendung (von mir) beendigt ist, erhalte ich die
Abschrift eines Aufsatzes, welcher von einer edlen Kinderfreundin
einem denkenden u wissenschaftlchen u patriotischen Manne zur
Redaction übersandt wurde, um ihn [in] ein allgemein gelesenes Blatt
einrücken zu lassen u welche. Dieser
Aufsatz welchen ich mir dFreyheit nehme auch hier in Abschrift beyzu
legen bestätigt merkwürdiger Weise das<gerade>, was ich
in dieser vor allem sogleich ich mir
schon erlaubte in dem Vorstehenden vertrauensvoll anzudeuten, nämlich
daß wirklich im deutschen Frauengemüthe das Bedürfniß liegt [bricht
ab]
NB. Sollte der Gedanke von Ew Hochfürstl Durchl Genehmigung
finden so sollte würde es mir Pflicht
schuldige Pflicht seyn einer Aufforderung die Grundzüge des
solchen Planes eines solchen Vereines
zu nachweisen, baldigst nachzukommen
wenn mir die Aufforderung dazu käme.- bedingt sich deutsche Frauen
zur genügenden ersten Kinderpflege vereinigen wünschten.