[Adresse auf Briefumschlag:]
Ihrer Wohlgeboren
der Frau
Mag: Fr. Schmidt
geb.
Hoffmann
in
Gera/
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Blankenburg bey
Rudolstadt am
22 May 1842.·.
Liebste
Muhme.
Zuforderst Ihnen meinen tief
gefühlten Dank für Ihre ungeahnte
stille Theilnahme an meinem
innersten Stillleben. Ja, liebe Muhme!
eine solche Theilnahme
gehört zu den beglücken[d]sten meines Lebens.
Erlauben Sie mir
daß ich Ihnen nun nur als geringes Dankes-Zeichen
das beylegen
kann was die Theilnahme der Keilhauer Freunde an
diesen Tagen mir
reichte. Gern hätte ich es Ihnen zum Eigenthum abge-
schrieben,
doch die Zeit ist mir zu kurz, deßhalb sende ich es Ihnen wie
ich
es empfing. Das längere Gedicht ist von
Middendorff. Das Sonnett
legten mir die gesammte
Keilhauer Lehrer[-] und Zöglingsschaft am
Tage nach dem
Begräbnißtage (an diesem selbst gestatteten es die Um-
stände
nicht) auf das Grab der Verklärten umgeben von einem Kranz
von
Himmelfahrtsblümchen (
Polygala amara). Das Grab umwanden
sie
g mit einem Gewinde von
Buchen- und Eichenlaub mit Blumen untermengt.
Middendorffs Gabe
war ebenfalls mit einem Kranz von Himmelfahrtsblüm-
chen
Immergrün, Aurikeln rc. begleitet. Ihre Theilnahme verzeiht
mir
diese Einzelheiten. Die Gedichte bitte ich mir mit <->
dem beyfolgenden
Manuscript zurück.
Ich komme nemlich
schon wieder mit einer mehrseitigen Bitte zu Ihnen.
Ich habe nun
auch die Bearbeitung des Balles als erstes Spielzeug
des Kindes
von neuem zu einer zweyten erweiterten Ausgabe
begonnen. Der
Gebrauch auf der Säuglingsstufe ist vollendet. So
weit nun
solcher abgeschrieben ist, bin ich so frey denselben hier
zur
gütigen prüfenden Einsicht u Durchsicht sowohl in Beziehung
auf
das Ganze als das Einzelne hier beyzulegen: - Ich würde
mich /
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sehr freuen wenn Ihnen im Laufe dieser Woche
ein Stündchen
vergönnt wäre um das Manuscript, wie ich bat
prüfend
zu durchsehen und ich es vielleicht bis zu[m] nächsten
Sonntage
wieder zurück bekommen könnte; doch greift diese
Bitte
leise störend in Ihr Leben und dessen Forderungen
ein,
so thun Sie als habe ich solche nicht gethan. Vielleicht
giebt
sich dann auch Gelegenheit die Bögen zuerst dem Herrn
Collegen
Müller oder sonst noch einer Mutter z.B. der Frau
Const R.
Wittich zur prüfenden Einsicht, nebst den
achtungsvollsten Grüßen
von mir mitzutheilen.-
Die Eile Nun unumwunden
und
unbefangen aller Urtheile, dieß ist mir das liebste.
Später
höre ich sie doch wo sie mir dann unlieber sind.-
Weiter lege ich eine Anzahl des fortgesetzten
Unterzeichungs-
verzeichnisses bey, damit Sie gütige Muhme,
dadurch alle
die von Ihnen aus
zur förderlichen Theilnahme hinzugetreten
sind von dem jetzigen
Stande der Unterzeichnungen unterrichten
können.
Fräul. <Lajel> u Fr. Const. W. bekommen später
ein Exemplar
auf stärkerem Papier. Da ich höre daß die
Frau Cons. R. W. eine
so ausgebreitete Familie hat möchte sie sich
in derselbe[n] für
das Unternehmen gütigst verwenden.-
Noch lege ich einen
Probedruck, der Zeichnung, oder
vielmehr
Radirung zweyer Probe Randzeichnungen zu den
Koseliedchen bey
damit es Ihnen vielleicht dadurch gelingen
möge
n das Interesse
dafür rege zu
halten. Das Papier wird dasselbe, jedoch
der Rand oder das Format
etwas größer werden. Der
Preis für Subscribenten wird ohne
Zweifel Rth 2- prCt. /
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sonst vielleicht noch einige
Groschen höher werden. Ob eine
geringere oder vielmehr billigere
Ausgabe ohne Randzeichnungen
sogleich mitfolgt ist noch nicht
entschieden.- Die Nothwen-
digkeit die höhere Frauenwelt auch für
das Unternehmen
zu interessiren spricht zunächst stark für diese
Ausgabe
zugleich wird es ein sehr unterhaltendes u
belehrendes
Mütter- und Familienbilderbuch. Glauben Sie daß
sich
im Kreise der Ihnen bekannten Frauenwelt
Unterzeichnerinn[en]
dazu finden werden?- Hören Sie doch und
schreiben Sie
mir es. Hören Sie auch Herrn Collegen Müllers
Meinung
fragen Sie gelegentlich bestimmt einige Frauen.
Siehe Jetzt muß ich eiligst
abbrechen damit der Brief zu
Ihnen gelange.- Die Schrift wird
hineingedruckt.
Das Aufgeklebte ist blos um den Eindruck zu
sehen.
Herzliche Grüße an alle besonders den lieben
hochgeehrten
Vetter; ich sehe ihn jetzt immer ganz mit Blumen
bedeckt
aus der blumenreichen Natur kommen. Wie schön muß
es
jetzt bey Ihnen seyn. Wie gern wäre ich in dieser herr-
lichen
Zeit in Ihrem lieblichen Gera. Leben Sie wohl
Ihr
treugesinnter Vetter
FriedrichFröbel
In Hildburghausen
geht es lebenvoll fort.
Lesen Sie die Dorfzeitung?- Malchen ist
als Spielführerin
an der dasigen Bewahranstalt mit angestellt,
sie giebt tgl
4 Std. /
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[leer] /