Um so wohl Sie, liebe
Muhme, als die Fr R. R. Hoyel
ganz zu beruhigen und Ihnen meine
völlige Unpersön-
lichkeit zu beweisen, welche nur das Gelingen
der Absicht,
das Erreichen des Zweckes im Auge hat, so habe ich
Ihren
jüngsten l. Brief, welcher noch manchen Zweifel
und
Wunsch aussprach, im Original selbst an die Fr.
HofAmtsR.
Hauthal abgegeben
um solchen
wörtlich und in
seiner
ganzen Ausdehnung an die H. Röhr mitzutheilen; sie
hat
versichert daß sie all dem nachkommen würde, was
Ihre
gütige und thätige Theilnahme an ihrem Leben u
Wirken
darinn ausspricht, und so hat mich denn die
Fr. HAmtsR.
auch wiederkehrend versichert, daß sie das
Mädchen
- obgleich nicht zu
leugt
leugnen sey, daß zu einer absoluten
Vollkommenheit noch einiges
bei ihr zu wünschen sei (:wo
ist solche aber zu finden:) - mit
freudiger Hoffnung in ihre
neue Wirksamkeit abgehen lasse. Zu
Ihrer u der
Fr R. R H. Beruhigung spreche ich ferner noch aus,
daß /
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das Mädchen im Hause der Fr. HAmtsR. H. auch
hat die Stube
scheuern müssen; das erstemal ist sie nun wohl
nicht
zur Zufriedenheit der Hausfrau blank oder vielmehr
weiß
gewesen; allein das Mädchen hat sich auch die
freundliche Weise
gern gefallen lassen und es das zweite
mal besser gemacht. Nur
dürfen weder Sie theure Muhme
und die Frau R. R. Hoyel es mir
übeldeuten, wenn ohnge[-]
achtet alles dessen was Sie mir über
die Häuslichkeit und
über die freudige Übernahme und tüchtige
Ausführung aller
häuslichen und wirthschaftlichen Arbeiten
aussprache[n] - dessen
Wahrheit ich tief anerkenne und ehre -
nochmals und
ganz bestimmt ausspreche: - Eltern welche für
ihr
Kind ein sinniges Kindermädchen suchen, dürfen
darinn
schlechterdings keine eigentliche Scheuermagd fo[r]dern
und
erwarten; dieß schließt sich schlechterdings aus, was
Sie
mir auch immer aus Ihren eigenen Lebenserfahrungen und
als die
Forderungen Ihrer l. verst. Frau Mutter als
Schwä- gerin dagegen aussprechen
mögen. Sie sagen ganz recht
die
Gesinnung, d.i. in diesem Falle die
Art und
Weise
der
Forderung macht es. z.B. Meine Freunde B. u M. die
Sie
theils persönlich, theils namentlich u aus ihrem Leben
und Wirken
als geistig ich darf sagen hochgebildete Männer
kennen, ja die
haben gegraben und Mist gefahren, die
haben sich eigens ihre
Stiefel geputzt u ihre Kleider ausgekehrt
wie sie jetzt noch
letzteres selbst thun, sie haben, wenn ich
so sagen darf oft mehr
als Knecht u Bedienter geleistet
aber wodurch? - durch ihre Art u
Weise, die schöne geistigere
Art u Weise wie sich ihnen die
Forderung aussprach.- Sie
sehen theure Muhme und Freundin, wir
sind ganz gleich in
unserer Gesinn[un]g u Lebensforderungen, nur
dürfen wir solche /
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nicht zu streng im Leben
geltend machen wollen, das
Leben - wir ändern es nun einmal nicht
- erträgt
solche Forderungen
nicht in ihrer Strenge nicht mehr.
Sie
sehen wir selbst als Männer erkennen nicht nur Ihre
Gesinnungen
Grundsätze u Lebensforderungen an sondern wir übten
sie
in ihrer ganzen Ausdehnung und üben sie, persönlich von ihren
heilsamem
Folgen tief durchdrungen noch bis heut, dennoch können
wir
eine gleiche Handlungsweise keinem unserer sich noch so
eif[-]
rig und eingehend bezeugenden Lehrern, selbst nicht
einmal
dennen [sc.: denen] in der Ausübung zu
M muthen, die sich sogar
Mitar-
beiter nennen; wollten wir unsere Forderungen, die
Forde[-]
rungen unserer tiefsten Überzeugungen streng
durchsetzen, so
würden wir unsere besten
Lehrer verlieren. So meine
ich denn sollen
wir zum Besten unserer Kinder
bei den Kindermädchen in äußeren
Forderungen
etwas nachsichtig seyn, wenn nur das Mädchen
t um so treuer und sorgsamer die
Haltung er[-]
füllt, doch ich hoffe wir verstehen uns nun ganz,
und dieß
um so mehr als ich diese meine Ansicht keinesweges zu
der
der Kindermädchen mache. Um alles nicht Gekonnte
Unvoll-
kommene zum Voraus zu erwähnen, gedenke ich noch
daß
die Röhr, aus wirklicher Erfahrungslosigkeit dann und
wann
etwas vergessen [sc.: vergeßlich] ist; doch so viel bleibt
gewiß - sie
ist in Wort u That von Gemeinheit fern und nimmt
Worte
zu ihrer Besserung willig an.