Blankenburg
am 30 März 1844.
Liebe
theure Muhme
Ihr heutiger so nachhaltiger
Brief hat mich hoch erfreut
ganz vor allem daß er mir Ihre
wachsende Gesundheit
meldete, möchte sie bald ganz hergestellt
seyn.
Nun eiligst zur Beantwortung Ihres lieben Briefes
selbst[:]
1. Die Quittung für die [sc.: das] gewesene Frl.
E. Lägel liegt
bei[.]
Ich hoffe Sie
werden selbst mit entsprechendem Dank
abgeben.
Zu den Ihnen
früher übersandten Titeln der
Koselieder
sende ich
Ihnen nun auch die so eben aus der Druckerei
ge-
kommene Anzeige in
einigen Exemplaren; sagen Sie mir
ge[-]
legentlich über
d[i]eselbe Ihre unverholene Meinung.
Ich
glaube ich sandte
Ihnen 6 Ex. Titel; darum folgen
ebenso
viele Anzeigen
um jeden Titel mit einer zu begleiten[.]-
2. Der Preis des
Buches ist als Ganzes mit
Notenheft
Rth. 4 prCrt.
An jeden Käufer der es von hier
nimmt
und das Geld
erlaubt (wie die Anzeige sagt) durch
die
Post nachzunehmen,
wird das Exemplar mit
Rth. 3½
berechnet. Das
Porto hat dagegen der Empfänger zu bezahlen[.]
3. In der
Buchhandlung ist der Preis Nettopreis.
4. Bei 4 Exemplaren erhält der Sammler
das 5e Exem-
plar
frei, oder wenn man dieß nicht will
20%
doch nur gegen
baare Einsendung des Geldes oder,
was
unweit kürzer ist
gegen Nachnahme; doch muß
dann
die Bestellung so
sicher seyn, daß nie eine
Rücksen-
dung
erfolgt.
5. Auch bei den Spielgaben wird wenn solche von
hier /
[157R]
bezogen werden, die Spielgabe sey groß oder
klein
20% oder
1/5 Rabbat abgerechnet; ich zweifle
nicht
daß Sie solches
au[c]h auf Ihren früheren
Rechn[u]ngen
finden
werden und wenn wir einmal
Totalab-
rechnung
halten muß Ihnen dieß zu Gut
gerechnet
werden. Sie
werden
S sich solches auch aus
meinen
früheren
Briefe[n] erinnern daß ich Ihnen solches
zur
Deckung des Portos
zusicherte.
6. Nochmals zum Preis der Koselieder zurück. Ich
sende
Ihnen beiliegend
ein Muster wie ich die Titel
mit
Preisbemerkung
versende; doch jetzt stehen S sie
auch
gedruckt auf der
Anzeige.
Bei 6 und mehr Exemplar[en] erhält der Sammler
25%
was auch der Buchhändler bekommt, welcher dagegen
das
Buch mit Nettopreis verkaufen wird.
7. Es wird jetzt von meiner Seite alles
aufgeboten
die
Spielmittel so billig als möglich zu liefern
allein
bisher war es
nicht möglich ich habe bei dem
geringen
Absatz - bey
den großen Verlusten; denn die
scheinbar reichsten Menschen, gebildet u
angestellt
haben mich
nicht <bezahl[t]> in Betrag von
5 rth. 10 rth bis
zu
25 rth.- Sehen Sie diese Unrechtlichkeit der
Men-
schen erschwert
das Geschäft
b verfolgte ich nicht
eine
Idee längst hätte
ich die Sache aufgegeben nicht
Hunderte
nein! Tausende
habe ich zugesetzt. Ja wenn
man
die Sache
beförderte allgemeiner mach[t]e <-> wie
Jedermann
sagt nahe u fern daß
sie es verdiente; dann gäbe ich alles /
[158]
so billig
daß nur eben dabei zu bestehen wäre; aber
alles
speist mich mit
schönen Worten ab, da kann auch
ich
keine
reelle Hülfe
geben. Die Frauenwelt könnte viel,
viel
thun z.B. mir
jährlich wie z.B. jetzt einen Hut rc
mit
den Koseliedern
vertauschen, ja dann, dann sollten
Sie
sehen was Ihr
Vetter thun würde. Mann [sc.: Man]
schmeißt
ferner, wie
Sie ganz recht bemerken für
Plunderspiel[-]
zeug
weil es nur glänzt u Firlefanz ist - mehrere
Thaler
weg wo man hier
für 1 rth einen Reichthum für
das
ganze Kinderleben
bekommt, man muß freilich
f
wie
Sie an einer andern
Stelle Ihres Briefes in
andern
Worten
aussprechen das Silber mit Kupfer, das
ächte
Gold (ich meine
die Spiele von Holz) mit Silber u
Kupfer
d.i. mit
Einführung ins Leben zu versetzen
wissen.
Ich gehe jetzt
oft selbst um 1 u 2 Uhr des Nachts
erst
zu Bette um selbst
dafür zu wirken, doch
was
kann ein Einziger,
und verknüpft man sich mit
Men[-]
schen so wollen
die alle nur gut u fröhlich leben
und
man muß damit zu u
etwas geschieht zum
bösen
Spiel gute Miene
machen.- Lassen Sie mich
abbrechen
sonst werde
ich bitter und ergrimme in mir über
die
Menschen die sich
gebildet u einsichtig, die sich
Menschen
u Männer von
[sc.: vom] Fach nennen.-
8. Was Sie mir über die 3e ausgeführte
Spielgabe
schreiben hat
mich hoch erfreut besonders auch
da,
wo sie [sc.: Sie]
meiner Frau Worte gedenken. Ja wenn
deren
Leben nicht
zerbrochen worden wäre vom Leben wie es
ist[.]
Diese Frau war
eine Weise, eine Riesin u ein Kind. /
[158R]
9. Herr
Grimme ist in Keilhau ich werde an ihn
be-
stellen was Sie
wünschen u dieß morgen.
Eben
ist sein Freund
Karl Wild bei mir ich habe ihn
[sc.: ihm]
die Stelle
Ihres Briefes zu lesen gegeben damit
er
es ausrichte, wenn
ich es ja vergessen sollte.
10. Herr
Kohl höre
ich reist nach
Dresden rc ob
er
über Gera reist,
weiß ich nicht, doch will ich
es
ihm Morgen sagen,
was ihn Liebes in G. erwarte.
11. Der Dritte sollte nach
Frankfurt a/m - nach
Weimar
u Jena - nach
<Homburg / Hamburg> rc reisen und kann
so
gern er voll
[sc.: vor] allem nach Gera u Leipzig
reisete
nicht von
Blkenbg [weg]kommen. Warum?- Die
Genuß[-]
sucht und der
Eigennutz rc treibt alle Menschen
es
ist an keinen
durchgreifenden Lebensverband kein
sich
verstehen zu
denken.
12.
Frau Pastor
Ri[c]hter ist gestern von Nürnberg
wieder
hier angetroffen
[sc.: eingetroffen] ihren Gruß habe ich bestellt,
ihre
Schwester die
Fr: Henriette Rögner begleitet sie
und
diese reist nach
Weihnacht Ostern nach Leipzig
viel[-]
leicht kommt
sie d[urc]h Gera - Erfüllen Sie diese
Frau
mit Zutrauen zu
mir und meinem
Unternehmen.
Wenn hier
Ihr Wort Frucht bringt, so glaube
ich
könnte ich
erreichen was sie [sc.: Sie] wünschen
nemlich
die Gegenstände
meines Wirkens so billig
als
möglich zu liefern.
Eine Person bedarf ich
dazu
welche mir und der
Sache vertraut, und der
ich
in dieser
Bezieh[un]g wie mir trauen kann.
Vertrauen Muhme!
Vertrauen.
Ihr Vetter FrFr /
[159V, Rand]
In diesen Tagen wird ein Herr <Spanaus>
welche[r] auf meine Spiele u Schriften reist nach Gera
kommen
wenn er die bestimmte Route hält; machen Sie daß man die Koselieder
in Gera viel sieht wenn er ein Ex. zur Ansicht bei sich
hat. /
[159]
[Adressierung auf Briefumschlag:]
Der Frau Magister F. Schmidt
in
Gera.
frei!