a) 1. Entwurf
Antwort auf den Brief der Mss Howe
in Leitheim b. Donauwörth.
1. Zuförderst besten Dank für Ihre
warme Theilnah-
me an meinen erziehenden Bestrebungen;
möge
dieselbe für das aufkeimende Geschlecht,
wo auf der Erde es immer
sey, nicht ohne erge-
sprieslichesegnete Folgen
bleiben.
2. Der von Ihnen wohlmeinend, zu Erreichung
des
vorgesteckten Zieles ausgesprochene Ge-
danke und gemachte
Vorschlag, mein sich seit
Jahren bewährendes System der
entwickeln-
den Erziehung in einer Weltstadt Paris
und London
oder in den Ver: St: zu Prüfung u
Anwendung mitzutheilen, ist mir
noch mehr-
fach von stimmfähigen Männern, Englän-
dern,
Amerikanern, wie auch Deutschen
ausgesprochen worden; ein
Haupthinder-
niß dessen Ausführung ist aber mein
Mangel an
völliger Beherrschung sowohl
des Französischen als des
Englischen.
Denn
3. das Erziehungssystem sowohl als der
Plan
zu dessen Ausführung liegt
ausgearbeitet klar vor
und hat sich in der Anwendung und
Verwirklichung
und Ausführung
durch seine Ergebnisse
schon mehrfach bestätigt, obgleich
derselbe beides,
Erziehungssystem und Plan
bis jetzt nur theilweise, in
Beziehung auf
einzelne Seiten, desselben aber noch nicht aber
als
ein Ganzes, durch den Druck der
Öffentlich[-]
keit übergeben ist.
Was nun 4. das
Erziehungssystem betrifft
als das Kind in gesammten Lebensbeziehungen
ein entwickelnd-
erziehendes den Menschen in seinem Wesen seiner
Natur
wie in all seinen Bedingungen und somit als das
erste
der jetzigen Bildungsstufe des Menschengeschlechtes
mit
Nothwendigkeit gefordertes und ihr entsprechendes, hat es
sich
wie selbst seinen Plan der Ausführung so erfaßt
es das Kind ganz in seinem Wesen,
in seiner Natur, wie in der
Gesammtheit
seiner Beziehungen und Verhältnisse und,
indem es
das Kind den Forderungen von
diesen gemäß entwickelt, erzieht
es
dasselbe zugleich; dieses Erziehungssystem,
als rein
als
entwickelnd-erziehend praktisch sind es, ist es nun
aber auch dasjenige, welches von der
jetzigen
Bildungsstufe des Menschengeschlechtes
mit
Nothwendigkeit gefordert wird und ihr
somit
entspricht
end; darum hat es sich denn
auch
zur wirklichen Aufgabe gestellt, eben dem
jetzigen
Standpunkte der Lebensforderungen
genügend, die
praktische und ausführende
Erziehung neu zu begründen und zwar /
[1R]
nach folgendem
Plane
I, Dafür zu wirken daß zuförderst sorgsameres Beachten des
Kindes,
seiner Verhältnisse und seines durch diese bestimmten
Entwickelungsganges
allgemeiner werde und so
Bewirkung gründlicherer Einsicht in
das Wesen, die Natur und die gesammten Lebensbeziehungen des Kindes
sich bilde;
tiefere Einsicht sich bilde in die
Bedeutsam-
keit der Lebens- und Thätigkeitsäußerungen
des
Kindes als sinnbildlich sowohl in Beziehung auf
dessen Bestimmung
als Mensch
und als auch
sinnb[ild]l[ich] für deren Erfüllung, also zuerst dafür zu wirken daß
daher besondere Bewirkung entsprechender
Kinderbeachtung und
Pflege Erfassung des Kindes in der Gesammtheit
seiner
Lebensbeziehungen erfaßt dem entsprechend
gepflegt und
im Allgem: entwickelnd erzogen werde, demgemäß nun
nun II. im
Besonderen herbei zu führen eine
dem Wesen
des Menschen und der Natur des Kindes
und
dessen Entwickelungs- und Bildungsganges
entsprechende,
also harmonische Sinnen- Glieder- und
Körper- und
dadurch Seelen- und Geistes-
Bethätigung und
hierdurch wieder harmonische Ent-
wickelung
und Ausbildung der gesammten
leiblichen und geistigen
Lebensbedingungen
und Anlagen des Kindes.
Schon im Jahr 1826
habe ich mich bemühet in
einer Schrift ”Die
Menschenerziehung” 1 Bd.
(Preis 2
Rth pr Ct) den Weg dazu anzubahnen[.]
Da aber dieser Weg schon
mit der Geburt des Kin-
des also in der Familie besonders von der
Mutter
und denen betreten werden muß welche[n] die erste
und
früheste Kindheitpflege anvertraut
wird, so habe ich im Jahr 1838
diesen Weg in
mehrfacher Weise durch eine Zeitschrift
”Das
Sonntagsblatt” (: wovon bis jetzt
(1840) 4 Hefte
zus: Rth 3.8. erschienen sind:) zu
bezeichnen
gesucht; ganz besonders aber zum Verfolge dieses
Weges
Anleitung gegeben in einer eigenthüm[-]
lichen Art
praktischen Erziehungsbuches für die
allererste Kinderbeachtung
Körper- Glieder-
Sinnen- u somit Seelen- u Geistesentwickelung
des Kindes,
durch ein Mütter- und Familienbuch unter
dem
Titel ”
Mutterspiel und Koselieder
wie auch
Lieder zu Körper[-] Glieder[-] und Sinnenspiele
zur frühen u
einigen Pflege des Kindheitle[-]
bens Mit Randzeichnungen,
erklärendem Texte u
Singweisen (Preiß Rth 2 ½)
III Da aber
eine solche den Entwickelungs- und
Lebensgesetzen des Kindes
entsprechende Kin-
derführung und Bethätigung auch ganz
dem
entsprechende Beschäftigungs- und somit /
[2]
Spiel
- und Beschäftigungsmittel und
Weisen
für das Kind fordert, so habe
ich auch in dieser Beziehung eine
Reihe von
Spielmitteln und Weisen unter den
Namen - ”ein
Ganzes von Spielgaben”
ausgearbeitet und anfertigen
lassen
welche bis jetzt zur 5
ten
Spielgabe
veröffentlicht sind und
wozu deren
Gebrauch ganz besonders,
das schon
oben erwähnte Sonntagsblatt die An-
leitung
enthält.
IV. Weil nun aber der jetzige Standpunkt
des
socialen Lebens durch alle Stände und
Lebens[-]
verhältnisse hindurch schon für die
früheste
Kinderpflege und spätere Erziehung für die
Mütter
fremde Hülfe durch Kinder-
wärterinnen, Kindermädchen,
Kinder[-]
führerinnen und Erzieherinnen fordert
so erkannte ich es für nöthig auch
hierfür
eine Bildungsanstalt auszuführen; da
aber nur
das Vollkommene u Tüchtige wieder
das Vollkommene u Tüchtige
bewirken
kann, jenes aber nur
durch Gemeinsamkeit
erreicht werden kann, wie denn auch
die
Kindererziehung selbst die Gemeinsamkeit
der Kinder im
Wechsel mit der stillen und
häuslichen Erziehung fordert, so
erkannte ich
im Jahr 1840 die Nothwendigkeit der Ausführung
zweier
verschiedenartiger Bildungsanstalten
A. der einen zur
Ausbildung erziehender Gehülfinnen
in die häuslichen und
Familienkreise, als Kinder[-]
mädchen Kinderführerinnen und
Erzieherinnen dann aber
B.
Anstalt da Kinder sich besonders durch
beauf-
sichtigtes und geleitetes Zusammenleben und
Spielen
sich ausbilden
durch die Ausführung
zweitens solcher
auf Selbst- und Freythätigkeit der Kinder
beruhenden Ent-
wickelungs-
und
Erziehungs- und Bildungs[-]
Anstalten, welchen ich,
den ihrer Führungsweise u Zweck
ent-
sprechend, den Namen
”Kindergärten”
gegeben habe, welcher Name sich durch sich
selbst erklärt und
rechtfertiget, und so auch /
[2R]
in der ersteren
zugleich Ausbildung zu Füh-
rerinnen und Vorsteherinnen der
zweiten
die ich ebenfalls zur erschöpfenden Bezeich[-]
nung
ihres Berufes und Wirksamkeit
gern Kindergärtnerinnen genannt
wissen
möchte.
Zur Ausführung der ersten unter
A.
berührten Anstalt suchte ich – da ich eben
gern das Vollkommenste
ausgeführt her[-]
gestellt hätte
die Allgemeine Theilnahme
bei Gelegenheit der Feyer des
Gutenbergs[-]
festes 1840 zu erwecken; da mir aber dieß
bis
jetzt in dem Maaße als es der Gegenstand
fordert noch [nicht]
möglich geworden gelungen ist,
so
suche ich dieß soweit solches als das privatUnter-
nehmen eines
Einzelnen
auszuführen zu
er-
reichen möglich ist durch mich selbst und
auf meine
eigene Hand auszuführen;
demgemäß gebe ich jährlich
Bildungscursus
welche ich, um die Theilnahme durch
verringerten
Kostenaufwand zu vermehren, auf die
Dauer von 6
Monaten herabzusetzen ge-
nöthigt worden bin. Die von Ihnen
erwähnte
Caroline
Renovanz war es, welche früher schon an
einem
dieser Bildungscursus Antheil genommen hat,
doch seit
jener Zeit haben sie gar sehr an
innerer Vollkommenheit und darum
Wirksamkeit
für das Leben gewonnen.
Der Zweck dieser
Anstalt ist wie Sie
ganz richtig bemerken junge Mädchen
so
auszubilden, daß man ihnen mit voller
Sicherheit kleine
Kinder in dem Maaße an-
vertrauen kann, daß von ihnen nicht nur
gut
für dieselben gesorgt wird, sondern daß sie
überdieß von
denselben auf eine Weise beschäftigt werden
welche in ihnen auf
der einen Seite nur gute Eindrücke zurück läßt
als der andern
Seite aber nach sie auf eine Weise
entwickeln welche sie zur
Erhebung Ausbildung aller
ihrer Anlagen den Forderungen Rechten
des Lebens entsprechend
geschickt machte; dieselben also im
Stande sind, Sorge zu tragen
a) für entsprechende Pflege u
Erstarkung
b) für Entwickelung u Ausbildung des Kindes,
den
Gesetzen der Natur und des Lebens getreu
c) für Willens-
und Thatfertigkeit desselben
auch den Forderungen jeder seiner
Entwicke-
lungsstufen angemessen sich zu zeigen[.]
Die
Einrichtung derselben ist folgende.
a) Für die Schülerinnen
beginnt der allgemeine Arbeits[-]
tag Morgen[s] 7 Uhr wo
sie
nach der allgem: Morgenandacht von 7-8 in den
verschie[-]
denen Classen an dem Religionsunterricht
antheil
nehmen, damit sie in Beziehung auf ihre einstige
religiöse
Kinderführung und die Pflege des religiösen Lebens in
seinen
ersten Keimen im Kinde –
den Gegenstand g[an]z
beherrschen.
Von 8-9 ist Frühstück u
Freyzeit
Von 9-10 Vorführung u Beachtung des Entwickelung
des
Kindheitlebens, und des sich
dad[urc]h offenba-
renden Wesens und der Natur des Kindes und der
sich daraus
ergebenden Gesetze und Forderungen der
Kindheitpflege
und Erziehung. /
[3]
während der übrige Theil des Tages bis Abends 7
Uhr
von 10-11 theils Der übrige Theil des Tages bis Abends
7 Uhr bis Abends 7 Uhr – mit zweimaliger, im Ganzen dreistündiger
Unterbrechung zur Mittags-u zur Vesperzeit
- ist der Ausbildung
und Einübung zu praktischer Tüchtigkeit gewidmet, darum
zuerst
praktische Ausführung kleiner
die Glieder und Sinne des Kindes
be-
thätigender, besonders Hand- und Finger[-]
spiele, nach
Anleitung des der Mutter u Kose
oben gedachten Familienbuches gewidmet
dann die Ausführung und Einübung
anderer
bethätigender Kinderspiele an angenehmen und
durch
entsprechendes oben schon erwähntes eigenthümliches
Spielzeug
u Spielmateriale, welches in sich ein eben so
organisches u
lebensvolles Ganzes bildet wie es eben auch in das
Leben
einführen soll, weiter
Aneignung der verschiedensten
aus jenen Spielen mit
<Nothwendigkeit> hervorgehenden kleinen
Handfertigkeiten
den verschiedenen Ent-
wickelungsstufen des Kindes
entsprechend
[Randnotiz*-*]
[*]um als künftige Kindergärtnerinnen einst zu wirken:
a) für entsprechende
Pflege u Erstarkung
b) für Entwickelung u Ausbildung des Kindes,
den
Gesetzen der Natur und des Lebens Forderungen
des
Familien[-] u geselligen des
bürgerl.gesellsch. [Lebens] getreu
c) für Willens- und
Thatfertigkeit der realen gewonnenen Einsicht
u den erkannten
Forderungen getreu u gemäß zu leben zu handeln[*]
Dann von
Aneigung u Einübung gemeinsamer Kinder[-] u
Bewegungsspiele
theils das Kind für sich allein, hier besonders
aber auch als
Glied menschlicher Gemeinsamkeit bestim[mt] im Auge
habend u ausbildend
alles aber den innern Entwickelungsgang
und
den äußeren Lebenserscheinungen des Kindes
den
Bedingungen und Gesetzen entsprechend, darum wie
das Kind
auch naturgemäß wie den Gesetzen der
Natur und des Lebens
ent getreu
entwickelnd, dasselbe so zur Einführung und Einsicht in
die Natur
und des Lebens besonders auch des Kindes so
zum richtigen
Gebrauch seiner
Kräfte und Anlagen, also zur Erkenntniß
und
Anerkenntniß der Gottesgesetze in der Natur
und im Leben
und zum treuen Nachleben von
demselben erzieh also zur allseitigen
Harmonie
und Einklang und wie zur einsichtigen, so zur sinnigen u
sittigen
Erfassung des Lebens führend gehend; die Spiele der
Kinder
und die Spielweise mit dens[elben] sind es nun ganz
besonders
in welche[n] das Kind nicht eben blos den Geist u die
Forderungen
des Lebens ausgesprochen und demselben nachzuleben
zugemuthet
wird, sondern in welchen sie ganz besonders eingelebt
u eingeübt werden[.]
Weil dazu besonders in der ersten
Kindheit
ein wesentliches Bildungsmittel der Gesang
durch
Wort u Ton, Melodie u Inhalt, darum
weiter wie Ausbildung für
Kindergesang überhaupt
besonders weiter Anregung u Ausführung kleiner
in Beziehung
auf das Herz wie
Gemüth u Geist nährender u erhebender
kleiner, die theils die
Kinderspielchen begleitenden
theils die Kindererzeugnisse
deutenden die mannichfachen
Lebensbeziehungen und den
hohen
Sinn der kleinen Erzeugniße der
Selbstthätigkeit
deutenden Liedchen, und in allem die Harmonie u
den Einklang
erkennen den der Schöpfer in der Gesammtheit alles
Lebens
offenbart hat u so in demselben einen vor[-] u
fürsorgenden liebenden Vater
um so den Grund zu allseitiger
Lebenstüchtigkeit zu legen[.]
Da es sich nun aber bei diesen
Spielen u Spielweisen mit d Kindern
keinesweges blos darum handelt
um das
zweifache handelt einmal ihnen die Forderungen und Gesetze
des
Lebens nicht [nur] einseitig anschaulich und eindringlich
fühlbar
sondern sie auch gleichsam zur freudigen Erfüllung
derselben geschickt zu
machen, so haben die Schülerinnen an
wenigstens 4 Tagen in der Woche
Spielübungen in entsprechenden
Kinderkreisen u zwar 2 mal
mit u bei den Kleinen unserer eigenen
Familie, wie 2 mal in der
Gesammtschule der Kinder des
Pfarrspieles um sich so allseitig
tüchtig wie nach der Seite der
Einsicht so nach der
Seite der Ausführung aus zu bilden. /
[4]
Der übrige Theil des Tages
ist bis Abends 7 Uhr
( – mit 2maliger
im Ganzen 3stündiger
Unterbrechung zur Mittags-und Vesperzeit) -
ist bei den Schülerinnen der Ausbildung und Einübung zu
praktischer
kinderführender (erziehender) Tüchtigkeit für
Kinderführung gewidmet;
um als
künftige Kindergärtnerinnen zu wirken
a) für entsprechende Pflege
und Erstarkung,
b) für Entwickelung und Ausbildung des
Kindes
den Gesetzen der Natur und des Lebens ge
treu;
c)
für Willens- und Thatfertigkeit des Kindes
der gewonnenen
Einsicht und den erkannten
Forderungen gemäß zu leben.
Darum
zuerst
theil Ausführung kleiner,
die
Glieder und Sinne des Kindes bethätigender,
besonders
Hand- und Fingerspiele, nach
An-
leitung des oben schon gedachten Familienbuches
dann die Ausführung und Einübung
anderer bethäti-
gender
Kinderspiele an entsprechendem
Spielzeuge und mit dem schon
oben erwähnten Spielmateriale, des Spielgenoß [-]gefährt,
wel-
ches in sich ein eben so lebensvolles Ganzes bildet,
wie
es eben auch das Kind allseitig in das Leben
einführt und für
dasselbe ausbildet.
Besonders zum
Theil
weiter nach Anleitung des
Sonntagsblattes Aneignung
der verschiedensten aus jenen Spielen,
gleich als einem
organischen Ganzen, mit Nothwendigkeit
als gleich Blüthen
u Früchten
hervorgehenden kleinen
Handfertig-
keiten, den verschiedenen
Entwickelungsstufen
des Kindes entsprechend[.] Hierüber
ist, so hoch
wichtig dieser Theil
der Kinderbeschäftigungen ist,
ist noch nichts
veröffentlicht[.]
Dann
Einübung gemeinsamer Kinder- und
Bewe-
gungsspiele, um das Kind so seiner
eigensten
geselligen Natur getreu früh für geselliges
Zu-
sammenwirken und dessen
Bedingungen Forderungen
und Ge-
setze aus zu
bilden
alles dieß aber dem Wesen des Kindes dem innern
Entwickelungsgange desselben
und dessen Natur, seinen den äußeren
Lebenserscheinungen (des Kindes)
deren Bedingungen und Gesetzen
entsprechend
darum wie das Kind
dadurch den Gesetzen der
Natur, seines eigenen und des
gesammten
Lebens getreu entwickelt wird, so wird das-
selbe
dadurch auch auf die entsprechendste
Weise in die Natur und das
Leben eingeführt
zur Einsicht in Beide, so besonders auch
zum
[richtigen Gebrauch seiner Kräfte und Anlagen] um
dasselbe für allseitige Harmonie und
wie zur einsichtigen, so zur
sinnigen, sittigen
und sittlichen Erfassung des Lebens
auszu-
bilden.
Weil aber dazu, besonders in der
ersten
Kindheit ein wesentliches Bildungsmittel
der Gesang
durch Wort u Ton, Melodie und
Inhalt ist, darum bei den
Schülerinnen im
Laufe ihres Unterrichtes weiter wie
über[-]
haupt Ausbildung für Kindergesang, so beson- /
[4R]
[ders]
zum richtigen Gebrau[ch]
Ausführung und Aneignung kleiner das Herz bildende
wie
Gemüth u Geist nährende u bildende kleiner
Liedchen, welche
namentlich auch den innern
Sinn der kleinen Erzeugnisse der
Selbstthätigkeit
der Kinder deuten und in allem die
Harmonie
und den Einklang der Liebe u.s.w. erkennen und fühlbar
machen soll
wodurch sich der Schöpfer in der Gesammtheit alles
Lebens
als treusorgender Vater geoffenbart hat.
Um nun aber
auch die Schülerinnen zur Lebenvollen
Selbst[-] u freithätigen
Anwendung von allen aus
zubilden und in sie dieselbe einzuführen,
so haben die
Schülerinnen an wenigstens 4 Tagen in der
Woche
Spielübungen
u Ausführungen
in entsprechenden Kinder[-]
kreisen 2 mal mit den Kindern unserer
eigenen
Familie und einigen sich daran anschließenden
anderen
dann zweimal wesentlich in der Gesammtschule
der
Kinder des Pfarrspieles um sich so allseitig
wie tüchtig nach der
Seite der Einsicht, wie nach
der Seite der Ausführung
auszubilden.
Wie sich nun für die einstigen
Kinder dieser Kinder welche
nicht
der Führung solcher Kinderpflegerinnen anvertraut werden
die Sing-
lust und Singfähigkeit, und selbst die für wirklichen
Gesang bildet liegt am
Tage. Was aber für die Ausbildung des
Gemüthes u
Geistes die Ausbildung durch den Gesang, durch das Ohr
ist,
das ist sind die Ausbildung
desselben durch das Auge
die schönen Formen u Gestalten und
Farbengebilde, also was dort
Gesang ist, ist hier das Zeichnen
und die Farbengebung.
Also im Laufe der Ausbildung der
Schülerinnen knüpft
entwickelt
sich auch in reinster Stetigkeit aus der Anwendung
u
Einübung der Spiele das allererste begründete Zeichnen, sowohl
in
Hinsicht auf die Ausbildung des Auges nach Form u
Maa[ß]
so in Hinsicht auf die Hand zum Zweck leichter Ausführung
[.]
An die Gegenstände die ihre Namen und die Bezeichnung
ihrer
Eigenschaften und Verhältnisse knüpft sich g[an]z einfach
die
begründende Beachtung der Sprache
an das Sichtbar–
machen des Wortes u Tones durch bestimmte
Zeichen
entwickelt sich für das Kind auf die einfachste
und
natürlichste Weise das Schreiben u Lesen[.]
An die
vergleichende steigende Größe
verschiedener Mengen und
deren Wahrnehmung knüpft sich die
begründende Kenntniß
der Zahl.
Da sich nun so überall Gesetz, Maaß, Rhythmus Verhältniß
Form
u Größe u Zahl bald sichtbar, bald hörbar
bald selbst schon fühl- und tastbar
ausspricht, so
erscheint es als wenn alles allseitig auf
Mathematik
als die eigentl. Quelle u den Mittelpunkt
aller
Sacherkenntniß hindeute; darum erscheint sie hier
dem
Kinde in reinster Kindlichkeit; ja sie wird
gleich dem ernsten
lebenserfahrenen und lebenswei-
sen, alles durch- und
überschauenden wie beherrschenden Manne
mit dem Kinde selbst zum
Kinde. Und so ist es im
allen was für die Erziehung u Bildung des
Kindes lebens[-]
wichtig ist, dann so auch in der Natur –
zu
deren sinnigen Beachtung als einem Buche u Schrift
Gottes so
ebenfalls auch die Kinderpflegeringärtnerinnen hingeführt
werden
um wieder ihre Kindlichen <?> rein u d[urc]h
dieselbe sie
zu ihrem gemeinsam liebenden <?> Vater hin zu
führen
reden besonders in der stillen <?> Gewächs- Blüthen-
und Blumen-
welt stille Engel zu den Kindlein ihnen Kunde
von
einem alle und besonders die Kindlein liebenden
Vater zu bringen.
Darum auch Ausbildung wenigstens
Weckung des Sinnes für Blumen-
u Gewächs- für
Gartenpflege, wie denn auch Gärtchen für Kinder
ein
wesentlicher Theil eines Kindergartens wie
überhaupt
sinnig entwickelnden Kinderziehung ist[.]
Diese
nun aber in Familien hängt von Einzelbe-
<stimmung> u
Verhältnissen ab; ich sage es bleibt
mir darum nur
noch übrig ein paar Worte
B über die
Kindergärten zu sagen
in welchen nun alles dieß im
vorstehenden
Angedeutete nach Maaßgabe der Forderungen
und
der Verhältnisse in Anwendung kommt.
Die Ausführung der
Kindergärten kann nach den
bis jetzt vorliegenden Erfahrungen auf
3 verschiedenen Weisen
statt finden; ebenso kann auch ihre
Ausdehnung nach Maaß-
gabe der dabei bethei wirksamen Personen
verschieden
seyn und sie kann von 20 und weniger bis 200 Kinder
um-
fassen; dieß ist wenigstens bis jetzt die größte
Anzahl
von Kinder[n] bei welchen diese Führungs- und
Beschäftigungs[-]
weise in Anwendung kommt. Was aber
die
Ausführung selbst betrifft, so kann sie entweder
reines
privat Unternehmen Eines wie in
Frankfurt
a/m Dresden Quetz bei Halle, oder
eines wie in Gotha seyn
sie kann aber
auch die Sache eines Vereines seyn
und entweder blos von Frauen
wie in Darmstadt
und
Homburg vor der Höhe Hildburghausen oder eines Vereines
von
Familien Vätern seyn wie in Lünen in
der
Grafschaft Mark u in Annaburg, oder
wie
dieß in Adorf im sächsischen
Voigtlande der Fall seyn
soll; es kann die Gründung u Bildung der
Anstalt von
dem Stadtrathe u der Cammer ausgehen /
[3R]
Jede dieser Gründungsweisen hat ihr
eigenthüml
Gutes, der Geist der Begründung u Führung
bleibt
dabei immer das Wesentl.
Wie aber die Kinder in den
Kindergärten
in der Eigenthümlichkeit u Harmonie ihres Wesen[s]
wie im
Einklang und Zusammenhang
der gesammelten Lebens
Verhältnisse erfaßt u in hohen
LebensEinklange
entwickelt werden sollen dieß deutet
schon
der Name also wenigstens nicht minder wie
jedes vom
Gärtner gepfl[eg]te Pflegen in
Natur- Mensch[-] u Gotteinigung
und
ist schon in vorstehendem viel ausgesprochen worden
wie
auch daß das Kind darin allen seinen jetzigen
künftigen
Lebensverhältnisse der Familie, der Gemeinde
dem
socialen Verhältniß der Schule u dem Hause
dem Volke wie dem
Staate in ächter u für ächte
Gott- Menschen[-] u Natureinigung
entgegen erzogen werden
soll. Was sie wirklich leisten die
Kindergärten
liegt in wirklich schon unzählbaren
Stimmen
öffentlicher Organe der allgemeinen Prüfung
vor[:]
Individuelle Entwicklung u Ausbildung des Einzelnen seinem
Wesen
seiner Natur u seinem Verhältnisse wie dem großen
Lebenszu-
sammenhange und dessen Gesetzen getreu und somit als
Gliedganzes des großen Lebens Eines[.]
Antwort auf den Brief der M[i]ss Howe
in Leitheim b. Donauwörth.
Keilhau am 6.
April 1847.
1. Zuförderst den besten Dank für
Ihre war-
me Theilnahme an meinen erziehenden Be-
strebungen;
möge dieselbe für das aufkeimende
Geschlecht, wo auf der Erde es
auch immer
sey, nicht ohne segensreiche Folgen bleiben.
2.
Der von Ihnen wohlmeinend, zu Erreichung mei-
nes Lebenszieles
mir ausgesprochene Gedanke
und gemachte Vorschlag: mein, nun sich
schon
seit Jahren in seinem Erfolge bewährendes
System der
entwickelnden Erziehung in einer
Weltstadt: Paris oder London
oder in den
Vereinigten Staaten zur Prüfung und Anwen-
dung
mitzutheilen, ist mir schon mehrfach von
stimmberechtigten
Männern, Engländern
Amerikanern wie auch selbst von
Deutschen
ausgesprochen worden; ein Haupthinderniß
aber,
welches dessen Ausführung von meiner
Seite bis jetzt noch
entgegen steht, ist mein Mangel an Be-
herrschung sowohl der
französischen als engli-
schen Sprache.
3. Das
Erziehungssystem sowohl an sich,
sowohl
als der
Plan zu dessen Ausführung, sind von
mir
ganz durchgearbeitet, und liegen mir
klar
vor und haben sich in der Anwendung,
so weit deren
Verwirklichung bis jetzt möglich
war, durch ihre Ergebnisse schon
mehrfach be-
stätigt; obgleich sie
beide Erziehungssystem
wie Plan, bis jetzt nur erst theilweise, in
Be-
ziehung auf einzelne Seiten, keinesweges
aber schon
als ein Ganzes durch den Druck
der
Öffentlichkeit übergeben sind.-
4. Jede in sich scharf
abgegrenzte und klar be-
stimmte Bildungsstufe des Menschenge- /
[5R]
schlechtes, wie diejenige ist, in welcher
wir
gegenwärtig leben, fordert auch ihre ganz
bestimmte und
eigenthümliche Erziehungs-
weise, und so fordert die jetzige
Bildungsstufe
des Menschengeschlechtes ein
Erziehungssystem,
welches den Menschen in seinem
Wesen, seiner
Natur, wie in all seinen Beziehungen
und
Verhältnissen erfaßt, darum das Kind
seinem Wesen getreu
im gesammten Lebens-
zusammenhange entwickelnd erzieht.
Dieß Erziehungssystem ist aber eben das
meine, und darum hat
es sich denn auch, selbst
in seinem Plane der Ausführung, zur
bestimmten
Aufgabe gestellt, eben dem jetzigen Stand-
punkte
der Lebensforderungen genügend,
die praktische und ausübende
Erziehung ganz
neu zu begründen (: in der Art d.h. wie
aus jeder in sich vollende-
ten
Bildungs- oder Entwickelungsstufe die neue
und folgende mit
Nothwendigkeit hervortritt,
so
wie z. B. aus der Blüthe sich die
Frucht ent-
wickelt :) und dieß zwar nach
fol-
gendem
Plan.
I Mit Bestimmtheit, Ernst und
Ausdauer dahin
zu wirken, daß
sich
auch sorgsamere Beachtung des Kindes
seiner Verhältnisse
und seines Entwickelungsganges allgemeiner werde
und so
gründlichere Einsicht in
das Wesen, die Natur und in die
gesammten
Lebensbeziehungen des Kindes sich bilde;
daß somit
immermehr die Entwickelungsgesetze,
der
Entwickelung des Kindes und Menschen durch
selbstBeobachtung der
Erziehenden
erkannt und anerkannt werden und das Kind auch
wirklich denselben gemäß be-
handelt werde, dahin zu wirken, daß
tiefere
Einsicht sich bilde in die Bedeutsamkeit der
Lebens-
und Thätigkeitsäußerungen des
des Kindes, wie in die, durch den
reinen Naturtrieb der Mutter
bestimmte Behandlungsweise
desselben, beides als sinnbildlich, sowohl in Beziehung
auf
dessen die Bestimmung des Kindes als
Mensch, als sinn-
bildlich in Beziehung auf Art und Weise, Mittel
und Weg auf zu deren Erfüllung,
indem diese beiden Beachtung der
Mutter und (Beachtung) des Kindeslebens, der
sich darin
aussprechenden Entwickelungsgesetze, und deren Anwendung
[es]
besonders sind welche bei ruhiger Einsicht in das Wesen des
Kindes und
dessen Lebensbeziehungen die allgenügende, d.h. die
allseitig entwickelnde Erziehung des
Kindes herbei führen
indem weil sich darin die Forderungen der
Erziehung
wie in ihrem Keimen wie in deren Mitteln u Wegen zu
ihrer Beförderung klar
und bestimmt wenn auch, wie gesagt, oft
nur sinnbildlich doch aussprechen Darum ist endlich der
Zweck des Planes, daher
besonders
diesem allen entspre-
chend
en
Kinderbeachtung und dahin zu wirken, daß
entwickelnd erziehende Kinderpflege und
Führung allgemeiner werde, ja als die dem
Menschen,
dem Einzelnen, wie den kleineren u größeren
Gemeinsamkeiten
u endlich des ganzen Menschengeschlechtes
wahrhaft entsprechend
[sich] beurkunde.
Demgemäß nun liegt es
[in dem] II Plane, im Besonderen /
[6]
II herbeizuführen
eine, dem Wesen und der
Natur des Kindes, dessen Entwickelungs-
und
Bildungsgange entsprechende, also harmonische
Sinnen- Glieder- und Körper- und
dadurch
eben solche Seelen- und Geistes-
Bethätigung und hierdurch
wieder
harmonische Entwickelung und Ausbil-
dung der gesammten
leiblichen und geistigen
Lebensbedingungen und Anlagen des
Kindes.
Schon im Jahr 1826 habe ich mich bemühet in
einer
Schrift ”Die Menschenerziehung” 1 Band
(Preiß Rth 2- pr Ct) den
Weg dazu anzu-
bahnen.
Da aber dieser Weg schon mit der
Geburt
des Kindes also in der Familie besonders von
der
Mutter und denen betreten werden
muß, welchen die erste und
früheste Kindheit-
pflege anvertraut wird, so habe ich in den
Jahren
1838/40 diesen Weg in mehrfacher Weise durch
eine
Zeitschrift ”Das Sonntagsblatt” (: wovon
bis 1840 4 Hefte Preis
Rth3 1/3 prCt erschienen sind :)
zu bezeichnen gesucht; ganz
besonders aber habe ich
zum Verfolge dieses Weges Anleitung
gege-
ben in einer eigenthümlichen Art
praktischen
Erziehungsbuches für allererste
Kinder-
beachtung, für Körper- Glieder- und Sinnen- und
somit
Seelen- und Geistesentwickelung des Kindes,
durch ein Mutter- und
Familienbuch unter dem
Titel: ”Mutter-
Spiel- und Koselieder, wie
auch Lieder zu Körper- Glieder- und
Sinnenspielen
zur frühen und einigen Pflege des
Kindheitlebens.
Mit Randzeichnungen, erklärendem Texte und
Singwei-
sen [”] (: Preis Rth 2 ½)
III Da aber eine
solche, den Entwickelungs- und
Lebensgesetzen des Kindes
entsprechende Kin-
derführung und Bethätigung, auch
der ihre ganz
entsprechende
Beschäftigungs- und somit /
[6R]
Spielmittel und Weisen
für das Kind fordert,
so habe ich auch in dieser Beziehung eine
Reihe
von Spielmitteln und Weisen unter dem
Namen: - ”
Ein Ganzes von Spielgaben”
ausgearbeitet
und anfertigen lassen, welche
bis jetzt zur 5
ten Spielgabe veröffentlicht
sind und zu deren
Gebrauch ganz besonders
das schon oben erwähnte Sonntagsblatt
die
Anleitung enthält.
IV
Weil
nun aber Der jetzige Standpunkt des soci-
alen Lebens
fordert aber durch alle Stände und Lebens-
verhältnisse hindurch
schon für die früheste
vollkommenere Kinderpflege wie für die
spätere tüchtigere Erziehung
für die Mütter fremde Hülfe durch
Kinderwär-
terinnen, Kindermädchen, Kinderführerinnen
und
Erzieherinnen
fordert; da aber nur
das
Vollkommene und Tüchtige kann wieder das Vollkom-
mene
und Tüchtige bewirken, jenes aber nur
durch Gemeinsamkeit
erreicht werden
kann,
wie denn
auch die Kindererziehung selbst die
Gemeinsamkeit der Kinder im
Wechsel mit
der Stillen und häuslichen Erziehung fordert,
so darum erkannte ich ganz im Geiste
der jetzigen socia-
len Entwickelungsstufe schon im Jahre 1840
die
Nothwendigkeit der Ausführung
zweier ver-
schiedener
Bildungsanstalten:
A. der einen,
zur Ausbildung erziehender Ge-
hülfinnen in
die häuslichen und Familienkreise
als Kindermädchen,
Kinderführerinnen und
Erzieherinnen; dann aber
da Kinder
sich besonders durch
beaufsichtigtes
und geleitetes Zusammenleben und Spielen
sich
gegenseitig ausbilden
B. zweitens auch die Ausführung
einer solcher
Erziehungs- u
Bildungsanstalt
auch solcher, wo die Erziehung auf gesetzmäßiger
Frey-
und Selbstthätigkeit der Kinder beruht
enden
Entwickelungs- und Bildungsanstalten,
denselben welcher ich
daher, ihrer Führungsweise und ihrem
Zwecke entsprechend, /
[7]
den Namen
”Kindergärten”
gegeben habe, welcher Name sich aber leicht
durch sich selbst
erklärt und rechtfertiget.
A.In der ersteren der genannten
Anstalten
zur Ausbildung erziehender Gehülfinnen pp
würden
zugleich Führerinnen und Vorsteh-
erinnen der zweiten Anstalten,
der Kindergär-
ten gebildet werden. Auch diese
Führerinnen
möchte ich gern zur erschöpfenden
Bezeichnung
ihres Berufes und ihrer
Wirksamkeit
”Kindergärtnerinnen” genannt wissen.
Zur
Ausführung dieser ersten Anstalt suchte
ich nun – indem ich gern
das Vollkommenste
hergestellt hätte – bei Gelegenheit
der
Feier des Gutenbergfestes 1840, die all-
gemeine
Theilnahme zu wecken. Da mir
aber dieß, in dem Maaße, als es der
Gegen-
stand fordert, bis jetzt noch nicht gelungen ist,
so
suche ich diese Anstalt, so weit solches
als das
Privatunternehmen eines Einzelnen
und ohne eigentliche Geldmittel
zu erreichen
möglich ist, durch mich selbst und auf
meine
eigene Hand auszuführen. Demgemäß
nun gebe ich jährlich
einen Bildungscursus, deren
Dauer ich, um die Theilnahme an
denselben
durch verringerten Kostenaufwand zu
vermehren auf
die Zeit von 6 Monaten her-
abzusetzen genöthigt worden bin. Auch
die
von Ihnen erwähnte
Caroline Renovanz hatte früher an einem
dieser Bildungscur-
s
use Antheil
genommen; doch seit jener Zeit
haben sie gar an innerer
Vollkommenheit,
wie an äußerer Ausbildung und darum
auch an
Wirksamkeit für das Leben und
im Leben zugenommen. -
Der
Zweck dieser Anstalt
en ist, wie
Sie ganz richtig bemerken,
junge Mädchen /
[7R]
und herangereifte Jungfrauen, so
aus-
zubilden, daß man ihnen mit voller Sicher-
heit kleine
Kinder und diese bis zur Schul-
reife in dem Maaße anvertrauen
kann,
daß von ihnen nicht nur gut für dieselben
gesorgt wird,
sondern daß sie überdieß
von denselben auch auf eine Weise
beschäf-
tiget werden, welche in ihnen auf der einen
Seite
nur gute, den Menschen später aus sich
veredelnde und so
erziehend fortwirkende
Eindrücke und Gesinnungen zurück
läßt;
so wie aber auch die Kinder nach der andern
Seite hin
auf eine Weise entwickeln, welche
diese weiter zur Ausbildung
aller ihrer An-
lagen, den Forderungen des Lebens
entspre-
chend, geschickt machen; weßhalb auch mit die-
sem
Bildungscursus die Theilnahme an Kinder-
gärten verknüpft ist,
die, wenn sie auch in
der Vollkommenheit ihrer Ausführung
noch
gar viel zu wünschen übrig lassen; dennoch
geschickt
sind, den Schülerinnen hinlängliche Übung
für ihre künftige
ausübende Wirksamkeit
zu geben.
Die Einrichtung dieser Anstalt ist folgende:
a)
Für die Schülerinnen beginnt der allgemeine
Arbeitstag Morgens 7 Uhr (die Stunden
vorher sind ihrem
Gebrauche frei gegeben)
wo sie, nach der allgem.
Morgenandacht,
von 7-8 in den verschiedenen Classen
der
größeren Knabenerziehungsanstalt an
dem
Religionsunterricht Antheil nehmen, da-
mit sie, in
Beziehung auf ihre einstige
religiöse Kinderpflegeführung und auf die Pflege
des
religiösen Lebens in seinen ersten Keimen –
den Gegenstand ganz
beherrschen können.
Von 8-9 ist Frühstück und Freizeit
Von
9-10 Vorführung und Beachtung des
Entwickelungsganges des
Kindheitlebens, des
sich dadurch offenbarenden Wesens und
der
Natur des Kindes, wie der sich daraus mit
Bestimmtheit
aussprechenden Gesetze und noth-
wendigen Forderungen der
Kindheitpflege und
Erziehung.
Der übrige Theil der
verschiedenen Wochentage
bis Abends 7 Uhr – (: mit zweimaliger,
im /
[8]
Ganzen dreistündiger Unterbrechung zur
Mit-
tags- und Vesperzeit jedes Tages :) ist bei
den
Schülerinnen der Ausbildung und Einübung
praktischer
Tüchtigkeit für Kinderführung ge-
widmet, darum
a.
zuerst: Ausführung kleiner, die Glieder
und
Sinne des Kindes bethätigende, besonders
Hand-
und
Fingerspiele mit
Grundlegung des obenschon
gedachten
Familienbuches.
b.
dann die Ausführung und Einübung anderer bethä-
tigender Kinderspiele, die nun aber,
nach Maas-
gabe der gewonnenen Entwicklung des Kindes,
an entsprechendem Spielzeuge und mit
dem schon
oben erwähnten Spielmateriale
ausgeführt
werden, welches in sich ein ebenso
lebenvolles
Ganzes bildet, wie es auch das Kind allseitig
in
das Leben einführt und für dasselbe ausbildet;
und dieß mehrfach
nach Anleitung und mit Grund-
legung des schon oben erwähnten
Sonntagsblattes. –
c. weiter
Aneignung der verschiedensten – aus jenen
Spielen, als einem
organischen Ganzen, mit Noth-
wendigkeit, gleich Blüthen und
Früchten hervor
gehenden kleinen Handfertigkeiten, den verschie-
denen
Entwickelungsstufen des Kindes, und selbst
der noch geringsten
genau entsprechend. Dieser
Zweig der Ausbildung ist wieder für
die Kinder-
pflegerinnen rc auf das Höchste gleich den
vorigen
wichtig, weil das Kind dadurch in die
Auffassung
seiner eigenen Thätigkeit wie der
Lebenserschei-
nungen als eines stetigen lebenvollen
Ganzen
eingeführt wird; doch ist hierüber noch nichts
durch
den Druck veröffentlicht.-
d.
Dann
Einübung gemeinsamer Kinder- und
besonders
Bewegungsspiele um das Kind seiner
eigensten
geselligen Natur getreu früh für
geselliges Zusammenwirken und
dessen For-
derungen auszubilden; wie denn ein nothwen-
diger
im Innersten des Ganzen tiefbegründeter,
nicht zufälliger u
willkührlicher Wechsel in den /
[8R]
Kinderspielen und
Beschäftigungen, Grund-
gesetz des Ganzen ist, zu dessen
Erfüllung
die Kinderpflegerinnen, als ächte
Kinder-
gärtnerinnen herangebildet werden;
darum folgen aus
den
Sitz- und Steh
Einzel-
spielen die gemeinsamen; aus den Sitz-
und
Stehspielen entwickeln sich die gemeinsamen
Bewegungs-
spiele und hier erscheint wieder das
spielende
Kind bald einzeln und bestimmend, bald wieder
als
ein- und untergeordnetes Glied im grö-
ßeren Ganzen, damit es so
seine Kraft für
jede der beiden in sich entgegengesetzte Lagen
sei-
nes künftigen Lebens sich entwickele; alles
dieß aber
stets dem Wesen des Kindes, dem
innern Entwickelungsgange
desselben, dessen
Natur, wie seinen äußeren
Lebenserscheinungen
deren Bedingungen und Gesetzen
entspre-
chend um dasselbe dadurch für allseitige Har-
monie
und wie zur einsichtigen, so zur sinnigen
sittigen und
sittlichen, ja selbst zur religiösen
Erfassung des Lebens
ausheranzubilden.
Weil aber
dazu, besonders in der ersten
Kindheit wie selbst noch in den
späteren Lebens-
alter ein wesentliches Bildungs- und
Beför-
derungsmittel der Gesang durch Wort und
Ton, Melodie
und Inhalt ist, darum
e) weiter bei den
Schülerinnen im Laufe ihres
Unterrichtes wie überhaupt:
Ausbildung für
Kindergesang, so besonders
Ausführung klei-
ner, das Herz
bildender wie Gemüth und Geist
nährender und erhebender kleiner
Liedchen, wel-
che theils die mannichfachen Spielchen der
Kinder
begleiten, besonders aber auch den innern
Sinn
derselben und namentlich der kleinen Erzeugnisse
der
Selbstthätigkeit und des Fleißes der Kinder
deuten, und in Allem
die Harmonie, den hohen
Einklang u so selbst die Liebe u.s.w.
erkennen
und fühlbar machen wodurch sich der Schöpfer in
der
Gesammtheit alles Lebens, als treusorgender Vater
stets
noch offenbart.-/
[9]
Wie sich nun in den Kindern
welche nicht der Füh-
rung solcher Kinderpflegerinnen anvertraut
wer-
den die Singlust und Singfähigkeit und selbst die
Nei-
gung für wirklichen Gesang entwickelt und
ausbildet
liegt am Tage.-Was aber für Herz, Gemüth und
Geist
die Ausbildung durch den Gesang, durch das Ohr
ist, das sind für
die Ausbildung derselben durch das
Auge die schönen Formen,
Gestalten und Farbengebilde;
also was dort das Singen, das ist
hier das Zeichnen,
die Farbengebung.
f. Also im Laufe der
Ausbildung der Schülerinnen
entwickelt sich auch in reinster
Stetigkeit aus der
Anwendung und Einübung der mannichfachen
be-
sonders der Gestaltungsspiele, das allererste,
begrün-
dende Zeichnen, sowohl in Hinsicht auf die
Ausbildung
des Auges nach Maas und Form, so in Hinsicht
auf
den Gebrauch der Hand zum Zweck der Darstellung[.]
g.
An die Namen der Gegenstände, die Bezeichnung ihrer
Eigenschaften
und Verhältnisse knüpft sich ganz ein-
fach die begründende
Beachtung der Sprache. Und
hier
entwickelt sich wieder auf die einfachste Wei-
se aus
der Sichtbarmachung des Wortes, des
Tones und Lautes rc durch
bestimmte sichtbare
Zeichen das Schreiben und mit diesem zugleich das
Lesen.
k. An die stetig steigende
Größe verschiedener Mengen
und deren Vergleichung knüpft sich die
begründende
Beachtung der Zahl
u.s.w.
l. Da sich nun so überall Gesetz, Maas,
Rhythmus,
Form, Größe, Zahl, Verhältniß u.s.w. bald
sichtbar und bald hörbar, ja vielfach selbst schon
fühl- und
tastbar ausspricht, so erscheint es, als
wenn Alles von allen
Seiten auf Mathematik
und die begründende Entwickelung dafür als
die ei-
gentliche Quelle und den Mittelpunkt aller
Sacherkennt-
niß hindeute; darum erscheint sie hier dem
Kinde
in reinster Kindlichkeit, ja sie wird hier, gleich
dem
ernsten lebenserfahrenen und lebensweisen, Alles
durch-
und überschauenden, wie beherrschenden
Manne mit dem Kinde,
selbst zum Kinde. –
Wohin nun aber schon das ruhige Anschauen
der
ruhig sinnig selbst
gestalteten [Gegenstände]
[
Randnotiz*-*] * Innere[s] u Äußeres Verhältniß zu
einander
Bewußtwerden der d[urc]h alles dieses geweckten Gefühle
entwickelten entkeimten Gedanken besonders der <Kern Einheit>
aller Dinge der <wahren Namen>
im Spiegel anderer Gedanken
Aussprüche * /
[9R]
das Kind leitet, dahin führt es
noch mehr die
lebenvolle Form und Gestalt in der Natur,
darum
werden nicht minder auch
k. die Kinderpflegerinnen zur sinnigen
Beachtung
der Natur als einem Buche und einer Schrift
Gottes
hingeleitet um hinwiederum auch ihre
einstigen Pflegebefohlenen
in dieselbe ein-
zuführen und auch durch dieselbe zu ihrem sie
ge-
meinsam liebenden Vater, dem Schöpfer der-
selben, sie
hinzuführen;denn auch in der Natur
bringen, besonders in der
stillen sinnigen Ge-
wächs-
Blüthen- und Blumenwelt bringen ja stille Engel
Kunde von
Ihm.
l. Darum aber auch in der
Kinderführerinnen-Aus-
bildung mindestens Weckung des Sinnes für
Gewächs- Blumen- und Gartenpflege; wie denn
überhaupt Gärtchen
für Kinder ein wesentlicher
[Theil] jeder sinnig entwickelnder
Kindererziehung
so wie besonders der Kindergärten sind.
m.
Um nun aber auch die Schülerinnen zur leben[-]
vollen und
freithätigen Anwendung von
allem diesen auszubilden und in
dieselbe einzu-
führen, so haben sie an 4 Tagen in der Woche
Spiel-
übungen in entsprechenden Kinderkreisen;2-
mal mit den
Kindern unserer eigenen Familien
und einigen andern sich daran
anschließenden,
und zweimal in der Gesammtschule der
Kinder
unseres Pfarrspieles[.]
Durch dieß alles sucht nun
die Bildungsanstalt
den nothwendigen Ansprüchen an ihre
Schülerin-
nen, so wohl von Seiten der Familien wie
von
Seiten der Kindergärten zu genügen. -
Deßhalb nun auch
noch ein paar Worte
B. über die Kindergärten selbst in
welchen
das im Vorstehenden Angedeutete
nach
Maasgabe der Forderungen und Verhältnisse
in Anwendung
kommt.-/
[10]
Die Ausführung der Kindergärten kann
nach
den bis jetzt vorliegenden Erfahrungen auf
mehrfache
Weise stattfinden; ebenso kann
auch ihre Ausdehnung nach Maasgabe
der
dabei wirkenden Personen verschieden seyn;
sie kann von
20 und weniger, bis 200 Kinder
umfassen; dies ist wenigstens bis
jetzt die
größte Anzahl von Kindern bei welchen die-
se
Führungs- und Beschäftigungsweise in
Anwendung kommt.
Was
aber die Ausführung selbst be-
trifft so kann sie entweder ein
reines
Privatunternehmen eines Einzelnen wie z. B.
in
Dresden, Frankfurt a/m und Quetz bei
Halle oder
das einer Einzelnen seyn,
wie
z.B. in Gotha; oder die Ausführung kann
auch die Sache
eines Vereines seyn und hier
wieder entweder blos eines
Frauenver-
eines wie z.B. in Darmstadt, in Homburg
vor der
Höhe und in Hildburghausen, oder
eines Vereines von
Familienvätern
wie dieß in Annaburg bei Torgau und
in Lünen
in der Grafschaft Mark der
Fall ist; oder es kann die Gründung
und
Bildung der Anstalt von Seite des Stadt-
rathes und der
Commune geschehen,
wie dieß in Adorf im sächsischen
Voigtlande
der Fall seyn soll.-
d) Abschrift
/Reinschrift (Beilage zu c)
[8]
An Miß
Howe in Leitheim b. Donauwörth
Keilhau bei Rudolstadt a.d.Saale
am 18ten
April 1847.
Zuvörderst den besten Dank für Ihre
warme Theilnahme
an meinen erziehenden Bestrebungen. Möge
dieselbe
für das aufkeimende Geschlecht, wo auf der Erde
es
auch immer sei, nicht ohne segensreiche Folgen bleiben.
Der von Ihnen wohlmeinend, zu Erreichung meines
Lebenszieles,
mir ausgesprochene Gedanke und ge-
machte Vorschlag: - mein, nun
sich schon seit Jahren
in seinem Erfolge bewährendes
System der Erziehung
durch
Entwickelung, da es durch diese Grundsätze
so wie durch
seine Anwendbarkeit ganz allgemeine
Ausdehnung gestattet – in
einer Weltstadt, Paris oder
London oder in den vereinigten
Staaten zur Prüfung
und zur Anwendung vorzuführen und
mitzutheilen –
ist mir schon mehrfach von stimmberechtigten
Männern,
Engländern, Amerikanern, wie auch selbst von
Deut-
schen, ausgesprochen worden; ein Haupthinderniß
aber,
welches dessen Ausführung von meiner Seite aus
jetzt
noch entgegen steht, ist mein Mangel an
Beherrschung
sowohl der französischen wie der englischen
Sprache.
Das Erziehungssystem sowohl
an sich, als der Plan zu
dessen
Ausführung sind von mir ganz durchgearbeitet,
liegen mir klar vor
und haben sich in der Anwendung
<davon>, so weit deren
Verwirklichung bis jetzt möglich war,
durch ihre Ergebnisse schon
mehrfach bestätigt, obgleich Er-
ziehungssystem wie Plan, nur
erst theilweise in Be-
ziehung auf einzelne Seiten,
keinesweges aber schon
als ein Ganzes durch den Druck der
Öffentlichkeit über-
geben sind.-
Jede in sich scharf
abgegrenzte und klar bestimmte Bildungs-
stufe des
Menschengeschlechtes, wie diejenige ist, in welcher /
[8R]
wir gegenwärtig leben, fordert auch ihre ganz be-
stimmte
und eigenthümliche Erziehungsweise, und so for-
dert die jetzige
Bildungsstufe des Menschengeschlechtes
ein Erziehungssystem,
welches den Menschen in seinem
Wesen,
seiner
Natur, wie in all seinen
Beziehungen
und Verhältnissen erfaßt, darum das Kind
beider
getreu, im gesammten Lebenszusammenhange entwik-
kelnd
erzieht.
Das Erziehungssystem ist nun aber das meine,
und
darum hat es sich denn auch, selbst in seinem Plane
der
Ausführung, zur bestimmten Aufgabe gestellt, -
eben dem jetzigen
Standpunkte der Lebensforderungen
genügend – die praktische,
ausübende Erziehung ganz
neu zu begründen, d.h. aus der jetzigen
Bildungs-
stufe die neue und folgende mit Nothwendigkeit
zu
entwickeln, wie z. B. aus der Blüthe die Frucht sich
ent-
wickelt und endlich reift; und dies zwar nach folgendem
Plan.
I Mit
Bestimmtheit, Ernst und Ausdauer dahin zu wirken,
daß 1)
sorgsamere Beachtung des Kindes, seiner Verhält[-]
nisse und
seines Entwickelungsganges allgemein werde
und so
2)
gründlichere Einsicht in das Wesen, die Natur und in
die
gesammten Lebensbeziehungen des Kindes sich bilde;
3) daß somit
immermehr die Entwickelungsgesetze
des Kindes und Menschen durch
Beobachtung der Erzie-
henden erkannt und anerkannt werden, und
das Kind
auch wirklich denselben gemäß behandelt werden,
dahin
zu wirken, daß
4) tiefere Einsicht sich bilde in die
Bedeutsamkeit
des Lebens, und besonders
Thätigkeitsäußerungen
des Kindes, wie /
[9]
5) in
die, durch den reinen Naturtrieb der Mutter be-
stimmte
Handlungsweise derselben, beides als sinnbildlich,
sowohl in
Beziehung auf die Bestimmung des Kindes als
Mensch, als
sinnbildlich in Beziehung auf Art und Weise,
Mittel und Weg zu
deren Erfüllung, indem diese beiden
Beachtung der Mutter und
Kindeslebens, der sich darin
aussprechenden Entwickelungsgesetze,
und deren Anwen-
dung es ganz besonders sind, welche
die allgemein ge-
nügende, d.h.die allseitig entwickelnde
Erziehung des
Kindes herbeiführen. Darum ist es endlich
6)
der Zweck des Planes, diesem allen entsprechend dahin
zu wirken,
daß
entwickelnd erziehende Kinderpflege
und
Führung allgemeiner werde, ja als
die dem Menschen,
dem Einzelnen, wie den größeren und kleineren
Ge-
meinsamkeiten: der Familien, dem Staate dem Volke,
ja dem
ganzen Menschengeschlechte wahrhaft entsprechend
sich
beurkunde.
Dem allen gemäß liegt es in dem Plane,
II im
Besonderen herbei zu führen eine, dem Wesen und
der Natur des
Kindes, dessen Entwickelungs- und Bildungs-
gange entsprechende,
also harmonische
Sinnen- Glieder-
und
Körper- und dadurch eben solche
Seelen-
Geistes- und
Gemüthsbethätigung und hierdurch wieder
harmonische
Entwickelung und Ausbildung der gesammten
leiblichen
und geistigen Lebensbedingungen und Anlagen des
Kindes.
Schon im Jahre 1826 habe ich mich bemühet, in einer
Schrift
”Die Menschenerziehung” 1
er
Band (Preis Rth 2 pr Ct)
den Weg dazu anzubahnen. – Da nun aber
dieser Weg
schon mit der Geburt des Kindes, also in der
Familie
besonders von der Mutter und denen betreten
werden
muß, welchen die erste und früheste Kindheitpflege
an-
vertraut wird, so habe ich in den Jahren 1838/40 /
[9R]
diesen
Weg in mehrfacher Weise durch eine Zeitschrift
”Das
Sonntagsblatt” zu bezeichnen gesucht (: Von dieser
Zeitschrift
sind bis jetzt 4 Hefte Preis Rth3 1/3 prCt erschienen.)
Ganz
besonders habe ich jedoch Anleitung gegeben zum
Beginnen und
Verfolgen dieses Weges in einer eigenthüm-
lichen Art praktischen
Erziehungsbuches für allererste Kinder-
beachtung, für Körper-
Glieder- und Sinnen- und somit
Seelen- Geistes- wie
Gemüthsentwickelung des Kindes,
durch ein Mutter- und
Familienbuch unter dem Titel:
”
Mutter- und
Koselieder. Dichtung und Bilder zur edeln
Pflege des
Kindheitlebens. Mit Randzeichnungen
erklärenden Texten und
Singweisen (Preis Rth 2 ½)
Mit dem Nebentitel: ”<Buch>
Lieder zu Körper- Glieder-
und Sinnenspiele”u.s.w.
III Da
aber eine solche, den Entwickelungs- und Lebens-
gesetzen des
Kindes entsprechende Kinderführung und
Bethätigung auch ihre ganz
entsprechende Beschäftigungs-
und somit Spielmittel und Weisen
für das Kind fordert,
so habe ich auch in dieser Beziehung eine
Reihe von
Spielmitteln und Weisen unter dem Namen: - ”Ein
Ganzes von Spielgaben” – ausgearbeitet
und anferti-
gen lassen, welche bis jetzt zur 5ten Gabe veröffentlicht
sind, und zu deren
Gebrauch ganz besonders das schon
oben erwähnte Sonntagsblatt
Anleitung gibt. Den
Preis dieser Spielgaben sagt eine
gedruckte Beilage
”Die Fröbelschen Spiele”.
IV Der jetzige
Stand des socialen Lebens fordert aber
durch alle Stände und
Lebensverhältnisse hindurch schon
für die frühere und früheste
vollkommenere Kindheit-
pflege, wie für die spätere tüchtigere
Erziehung für
die Mütter fremde Hilfe durch
kinderwärterinnen,
Kindermädchen und Erzieherinnen; aber nur das
Voll- /
[10]
kommene und Tüchtigekann wieder das
Vollkommene und
Tüchtige bewirken, jenes kann aber nur durch
Gemein-
samkeit erreicht werden, wie denn auch die
Kinder-
erziehung selbst die Gemeinsamkeit der Kinder im
Wech-
sel mit der Stille der häuslichen Erziehung
fordert.
Darum erkannte ich ganz im Geiste der jetzigen
soci-
alen Entwickelungsstufe schon im Jahre 1840 die
Noth-
wendigkeit der Ausführung
zweier verschiedener
Bil-
dungsanstalten:
A. einer Anstalt
zur Bildung erziehender Gehülfinnen
in die häuslichen
und Familienkreise als Kindermädchen,
Kinderführerinnen und
Erzieherinnen; dann aber da
Kinder besonders durch
beaufsichtigtes und geleitetes Zu-
sammenleben und Spielen sich
gegenseitig ausbilden
B. zweitens auch die Ausführung solcher
Bildungsanstal-
ten für die in der ersten Entwickelung
begriffenen Kin-
der, in welchen die Erziehung und Bildung
derselben
auf gesetzmäßiger Frei- und Selbstthätigkeit der Kinder
beruht,
d. h. einer Gesetzmäßigkeit;nicht willkührlich
von
Außen gegeben, sondern die im Wesen und der Na-
tur des
Kindes, aber als Mensch mit Nothwendigkeit
ruht, welcher aber in
der Gemeinsamkeit und durch die-
selbe die nöthige Hilfe
zur Geburt gereicht wird; welchen
Anstalten ich daher
ihrem Zwecke und ihrer Führungs-
weise entsprechend die Namen –
”
Kindergärten”
gegeben habe, welcher
Name sich aber leicht auch
dem <ihn eben Auszusprechenden>
durch sich selbst erklärt
und rechtfertiget.
A. In der
ersteren der genannten Anstalten zur Aus-
bildung erziehender
Gehilfinnen pp. würden zugleich
Führerinnen und Vorsteherinnen
der zweiten Anstaslten,
der Kindergärten gebildet werden. Auch
diese Führerinnen /
[10R]
möchte ich gern zur
erschöpfenden Bezeichnung ihres
Berufes und ihrer Wirksamkeit
”Kindergärtnerinnen”
genannt wissen. Zur Ausführung dieser ersten
Anstalt
suchte ich nun – indem ich gern das
Vollkommenste
hergestellt hätte – bei Gelegenheit der Feier des
Guten-
bergfestes 1840, die allgemeine Theilnahme zu
wecken.
Da mir aber dies in dem Maße, als es der
Gegenstand
fordert, bis jetzt noch nicht gelungen ist, so suche
ich die-
se Anstalt, so weit solches als das
Privatunternehmen
eines Einzelnen und ohne eigentliche
Geld-
mittel zu erreichen möglich ist, durch mich selbst
und
auf meine eigene Hand auszuführen. Demgemäß
nun gebe ich
jährlich einen Bildungscursus, deren
Dauer ich, um die Theilnahme
an demselben durch
möglichst geringen Kostenaufwand zu
vermehren,
auf die Zeit von 6 Monaten herabzusetzen
genöthigt
worden bin. Auch die von Ihnen erwähnte
Caro-
line
Renovanz hatte früher an einem dieser
Bil-
dungscursus Antheil genommen; doch seit jener Zeit
haben
sie gar an innerer Vollkommenheit, wie an
äußerer Ausbildung und
darum auch an Wirksam-
keit für das Leben und im Leben
zugenommen.
Der
Zweck dieser Anstalt
ist, wie Sie ganz richtig
bemerken, junge Mädchen und
herangereifte Jung-
frauen so auszubilden, daß man ihnen mit
voller
Zuversicht kleine Kinder und diese bis zur
Schulreife
in dem Maaße anvertrauen kann, daß von ihnen
nicht
nur gut für dieselben gesorgt wird, sondern
daß sie überdieß von
denselben auch auf eine Art
beschäftigt werden, welche in ihnen
auf der einen
Seite nur gute, den Menschen später aus sich
ver-
edelnde und so erziehende fortwirkende Eindrücke /
[11]
und Gesinnungen zurück läßt; so wie aber auch die
Kinder
nach der andern Seite hin mit einer Weise
entwickeln, welche
diese weiter zur Ausbildung aller
ihrer Anlagen, den Forderungen
des Lebens entsprechend
geschickt machen; weßhalb auch mit diesem
Bildungs-
cursus die Theilnahme an Kindergärten verknüpft
ist,
die, wenn sie auch in der Vollkommenheit ihrer
Ausfüh-
rung noch gar Manches zu wünschen übrig lassen,
den-
noch geschickt sind, den Schülerinnen hinlängliche
Übung
für ihre künftige ausübende Wirksamkeit zu geben.
Die
Einrichtung dieser Anstalt ist folgende:
a) Für die Schülerinnen
beginnt der allgemeine Ar-
beitstag Morgens 7 Uhr (die Zeit
vorher ist ihrem Ge-
brauch freigegeben) – wo sie nach der
allgemeinen
Morgenandacht von 7-8 in den verschiedenen
Classen
der verschiedenen größeren Knabenerziehungsanstalt
an
dem Religionsunterricht Antheil nehmen, da-
mit sie in Beziehung
auf ihre einstige religiöse Kin-
derführung und auf die Pflege
des religiösen Lebens
in seinen ersten Keimen – den Gegenstand
ganz be-
herrschen können.
b) Von 8-9 ist Frühstück und
Freizeit
c) Von 9-10 Vorführung und Beachtung des
Entwick-
lungsganzen des Kindheitlebens, des sich dadurch
offenba-
renden Wesens und der Natur des Kindes, wie der
sich
daraus mit Bestimmtheit aussprechenden Gesetze
und nothwendigen
Forderungen der Kindheitpflege
und Erziehung; wie dies
<aber> unter <a)> als wesentlich
für eine genügende
Erziehung erkannt wurde.
d) Der übrige Theil der verschiedenen
Wochentage
bis Abends 7 Uhr – (: mit zweimaliger, im
Ganzen
dreistündiger Unterbrechung zur Mittags-
Vesperzeit
jedes Tages :) ist bei den Schülerinnen der Ausbildung
/
[11R]
und Einübung praktischer Tüchtigkeit für
Kinderführung
gewidmet, darum hier
1) zuerst Ausführung
kleiner, die Glieder und Sinne
des Kindes bethätigender Spiele,
besonders
Hand- und
Fingerspiele mit
Grundlegung des schon gedachten
Familienbuches.
2) dann die
Ausführung und Einübung anderer bethätigender
Kinderspiele, die nun aber,
nach Maßgabe der gewonnenen
Entwicklung des Kindes
an entsprechendem
Spielzeuge
und mit dem schon oben,
unter III, erwähnten Spielmateri-
al ausgeführt werden, welches
in sich ein ebenso leben-
volles Ganzes bildet, wie es auch das
Kind allseitig in das
Leben einführt und für dasselbe ausbildet;
und dies mehrfach
nach Anleitung und
mit Grundlegung des schon oben
er-
wähnten Sonntagsblattes. –
3) weiter Aneignung der
verschiedensten – aus jenen
Spielen, als einem organischen
Ganzen, mit Nothwendig-
keit gleich Blüthen und Früchten
hervorgehenden, kleinen
Handfertigkeiten, den verschiedenen
Entwickelungsstufen
des Kindes, und selbst der noch geringsten,
genau entsprechend.
Dieser Zweig der Ausbildung ist wieder für
die Kinder-
pflegerinnen u.s.w. gleich dem Vorigen auf das
Höchste
wichtig, weil das Kind dadurch in die Auffassung
seiner
eigenen Thätigkeit, wie der Lebenserscheinungen als
eines
stetigen, Lebenvollen Ganzen eingeführt wird; doch
ist
hierüber noch nichts durch den Druck veröffentlicht.
4) Dann
Einübung gemeinsamer Kinder- und
besonders
Bewegungsspiele, um das Kind seiner eigensten
geselligen
Natur getreu früh für geselliges Zusammenwirken
und
dessen Forderungen auszubilden; wie denn ein
nothwen-
diger, im Innersten des Ganzen tiefbegründeter
keines-
weges zufälliger oder willkührlicher Wechsel in den Kin-/
[12]
derspielen und Beschäftigungen Grundgesetz des
Ganzen ist,
zu dessen Erfüllung die Kinderpflegerinnen
herangebildet werden. Darum
folgen aus den Einzelspielen die
gemeinsamen, aus den
Sitz- und Stehspielen entwickeln sich die
gemeinsamen Be-
wegungsspiele, und hier erscheint wieder das
einzelne
spielende Kind bald einzeln und bestimmend, bald
wieder
als ein verknüpftes und gleichgeordnetes Glied im
größeren
Ganzen, damit es seine Kraft und Fähigkeit für
jede
der beiden, in sich entgegengesetzte Lagen seines
Lebens,
der bestimmenden und der gleich <manchmal>
untergeordneten,
in sich entwickeln. Alles dies aber stets dem
Wesen des
Kindes, dem innern Entwickelungsgange desselben,
dessen
Natur wie seinen äußeren Lebenserscheinungen,
deren
Bedingungen und Gesetzen entsprechend, um dasselbe
da-
durch für allseitige Harmonie und, wie zur
einsichtigen,
so zur sinnigen, sittigen, sittlichen, ja selbst
zur religiö-
sen Erfassung des Lebens heran zu bilden. Weil aber
da-
zu, besonders in der ersten Kindheit; wie selbst noch in
dem
späteren Lebensalter ein wesentliches Bildungs- und
Be-
förderungsmittel oft der Gesang durch Wort und
Ton,
Melodie und Inhalt ist; darum
5)
weiter bei den Schülerinnen im Laufe
ihres unterrichtes
wie überhaupt
Ausbildung für den
Kindergesang, so
besonders
Ausführung kleiner, das
Herz bildende, das
Gemüth nährende und den Geist erhebende
Liedchen
welche theils die mannichfachen Spielchen der Kinder
beglei-
ten besonders aber auch den innern Sinn derselben
und
namentlich der kleinen Erzeugnisse der Selbstthä-
tigkeit und des
Fleißes der Kinder deuten und in Allem
die Harmonie, den innern
Einklang und so selbst die Liebe
u.s.w. erkennen und fühlbar
machen wodurch sich der /
[12R]
Schöpfer in der
Gesammtheit alles Lebens, als treusorgender
Vater stets noch
offenbart.
Wie sich nun in den Kindern, welche nicht der
Führung
solcher Kinderpflegerinnen anvertraut werden die
Sing-
lust und Singfähigkeit, und selbst die Neigung für
wirk-
lichen Gesang entwickelt und ausbildet, liegt am
Tage.-
Was aber für Herz, Gemüth und Geist die Ausbildung
durch
den Gesang, durch das Ohr ist, dasselbe sind für die
Ausbildung
derselben durch das Auge die schönen Formen,
Gestalten
und Farbengebilde; also was dort das Singen, das ist
hier
das Zeichnen und die Farbengebung.
6) Im Laufe der
Ausbildung der Schülerinnen entwickelt sich
also auch in reinster
Stetigkeit aus der Anwendung und
Einübung der mannichfachen
Spiele, besonders der Gestal-
tungsspiele, das allererste,
begründende Zeichnen, sowohl
in
Hinsicht auf die Ausbildung des Auges nach Maaß und
Form, so in
Hinsicht auf den Gebrauch der Hand zum Zweck
der Darstellung.
7) An die Namen der Gegenstände, die Bezeichnung
ihrer
Eigenschaften und Verhältnisse knüpft sich ganz einfach
die
erste und begründende Beachtung der Sprache. –Und hier
entwickelt sich wieder
auf die einfachste Weise aus der
Sichtbarmachung des Wortes, des
Tones und Lautes rc
durch bestimmte sichtbare Zeichen – auf dem
Wege wie
ganz freithätiger, so die innere wie das äußere
Leben,
somit den Thätigkeitstrieb des Kindes pflegender
Darstellung -
das Schreiben, und mit
diesem zugleich das Lesen.
8) An die
stetig steigende Größe verschiedener Mengen und
deren
Vergleichung knüpft sich die erste und begründende <?>
Be-
achtung der Zahl und ihrer
Verhältnisse.
9) Da sich nun so überall Gesetz, Maaß,
Rhythmus, Form,
Größe, Zahl, Verhältniß u.s.w. bald
sichtbar und bald
hörbar /
[13]
ja vielfach selbst
schon fühl- und tastbar ausspricht, so erscheint
es, als wenn
Alles von allen Seiten auf Mathematik
als den eigentlichen Weg
und die Wissenschaft des Gesetzes
und Erkennens - gleichsam als
den Mittelpunkt zunächst
aller Sacherkenntniß hindeute; darum
erscheint sie aber
auch dem Kinde hier in der reinsten
Kindlichkeit, ja sie wird
hier, gleich dem ernsten
lebenserfahrenen und lebenswei-
sen, Alles durch- und
überschauenden Manne mit dem Kinde
selbst zum kinde. –Wohin nun
aber schon das ruhige An-
schauen der sinnig festgestalteten
Gegenstände das
Kind leitet, dahin führt es noch mehr das sinnig
verglei-
chende Betrachten der lebenvollen Formen und
Gestalten
der Natur; darum werden nicht minder auch
10) die
Kinderpflegerinnen zur sinnigen Beachtung der
Natur, als einem
Buche und einer Schrift Gottes hingeleitet,
um hinwiederum auch
ihre einstigen Pflegebefohlenen in
dieselbe einzuführen und auch
durch dieselbe zu ihrem, sie
gemeinsam liebenden Vater, den
Schöpfer derselben hinzu-
führen;denn auch in der Natur,
besonders in der sinnvollen
Gewächs- Blüthen- Blumen- und
Früchtewelt, bringen ja
stille Engel erhebende und beseligende
Kunde von
Ihm.
Darum aber auch
11) in der
Kinderführerinnen-Ausbildung mindestens
Weckung des Sinnes für
Gewächs- Blumen- und
Garten-
pflege; wie denn überhaupt Gärtchen
für Kinder ein
ganz wesentlicher Theil jeder sinnig entwickelnden
Kinder-
pflege und Erziehung, so wie besonders der
Kindergär-
ten sind.
12) Das Bewußtwerden und besonders
das sich stets Ver-
gegenwärtigen der, durch alles dies geweckten
Gefühle
und dadurch entwickelten Gedanken, wird durch
kleine
Liedchen, auch wohl Gedenksprüche, an das Wort geknüpft /
[13R]
Dies ist nun besonders bei dem Ahnen eines weisen
Schöpfers
in der Natur und eines Vaters denkender, geliebter
und
Wesen derFall.
13) Um aber auch die Schülerinnen zur
lebenvollen und
freithätigen Anwendung von allem diesen
auszubilden
und in dieselben einzuführen, so haben sie an 4 Tagen
in
der Woche Spielübungen in entsprechenden
Kinderkreisen;
2mal mit den Kindern unserer eigenen Familien
und
einigen andern sich daran anschließenden und zweimal
in
der Gesammtschule der Kinder unseres Pfarrspieles.
Durch dieß
alles sucht nun die Bildungsanstalt den noth-
wendigen Ansprüchen
an ihre Schülerinnen, sowohl von
Seiten der Familien wie von
Seiten der Erziehung
überhaupt und der Kindergärten ins besondere
zu genügen.
Deßhalb nun auch noch ein paar Worte
B. über die
Kindergärten selbst, in welchen das im
Verstehenden Angedeutete
nach Maaßgabe der For-
derungen und Verhältnisse in Anwendung
kommt.
Die Kindergärten umfassen die Pflege und Erziehung
des
Kindes von dem frühesten Alter bis zu den Jahren
der
eigentlichen
”Reife zur Schule” ,
also bis zum 6
ten, vielleicht
auch bis zum
7
ten Jahre; es kommt hier sehr viel auf
die
Entwickelungsstufe der Kinder, wie auf den
Ausbildungs-
grad der Kindergärtnerin an.
Die Ausführung der
Kindergärten nun kann, nach den
bis jetzt vorliegenden
Erfahrungen auf mehrfache
Weise stattfinden; ebenso kann auch
ihre Ausdehnung
nach Maaßgabe der dabei mitwirkenden
Personen,
verschieden seyn; sie kann von 20 und weniger
bis
200 Kinder umfassen; dies ist wenigstens bis jetzt
die
größte Anzahl von Kindern bei welchen diese Führungs-
und
Beschäftigungsweise voll in einem Locale mit seinen /
[14]
verschiedenen Räumen vereint – in Anwendung kommt.
Was
aber überhaupt die Ausführung selbst betrifft, so
kann sie
entweder ein reines Privatunternehmen eines
Einzelnen – wie z. B.
in
Dresden, Frankfurt a/m und
Quetz bei
Halle
a.d.Saale – oder das einer Einzelnen
sein – wie z.B. in
Gotha, - oder die Ausführung kann
auch
die Sache eines Vereins sein, und hier wieder
entweder blos eines
Frauenvereins – wie z.B. in
Darmstadt,
in
Homburg vor der Höhe und in
Hildburg-
hausen, oder eines Vereins
von Familienvätern, wie
dies in
Annaburg bei
Torgau
und in
Lünen in der
Grafschaft Mark,
preußische Provinz Westphalen, der
Fall ist; oder es kann die
Bildung und Gründung der
Anstalt von Seiten der Frauen und des
Stadtrathes ge-
schehen, wie dies in
Adorf im königlich-sächsichen
Voigtlande
der Fall sein soll.-
Möge nun das hier über meine Weise der
ersten und
frühesten Kinderpflege und Beachtung als
Thatsachen
Ausgesprochene Ihren Wünschen entsprechen. Über das
Weitere muß ich mich auf meine Druckschriften
und
<Satzungen> beziehen. Empfangen Sie Miß! die
Ver-
sicherung ganz besonderer Hochachtung
Ihres
ergebenen
FriedrichFröbel