Also nochmals machen Sie dieß
möglichst bald wahr,
denn aufrichtig gestanden ich verstehe die
Stelle in Ihrem
Briefe nicht in welcher Sie sagen: - "Ich glaube auch in
dieser schwierigen Periode, wo man
tagtäglich der Ge-
fahr ausgesetzt ist, daß um uns förmlich
Revolution
ausbrechen kann werden Sie weniger musikalische
Hül-
fe nöthig haben." Diese Gefahr umgiebt uns immer und
wird
uns noch lange umgeben hätte ich dieser Gefahr Raum geben
wol-
len hätte ich gar nicht nach Dresden gehen
f dürfen. Jetzt habe ich
mich
aber eben an einen Ort hinbegeben wo eine zu
fürchtende
Revolution gewiß am spätesten wenigstens in ihren
graußi-
gen Seiten eintreten wird, wohin sich also gewiß
auch
bald Eltern mit ihren Kindern flüchten werden, welche
es
freuen wird an diesem Orte beziehungsweisen Friedens
auch
entwickelnd-erziehende Pflege für ihre Kinder zu fin-
den, wie
wenigstens das erstere hier schon der Fall ist
indem schon zwei
Familien mit ihren Kindern hier sind[.]
Also erstlich ist schon
von dieser Seite her mein Vorsatz ganz /
[1R]
fest hier
einen vollständigen und musterhaften Kindergar-
ten auszuführen;
diesen bedarf ich aber auch nach der an-
deren Seite hin ganz
nöthig nemlich als Übungsanstalt
für meine Schülerinnen, denn
ebenso fest wie die Ausfüh[-]
rung eines Kindergartens, steht der
Vorsatz zur Ausfüh-
rung der Bildungsanstalt für Erzieherinnen
und Kinder-
gärtnerinnen. Nun aber wissen Sie, daß für diese
die
Gesangsübungen unerlässlich und wesentlich sind; da
nun
außer der
Frau
Herold, die blos ihren begonnenen
Bildungs-
cursus vollendet, auch noch mein
Großneffe, der
Sohn des
Herrn Middendorff in Keilhau,
auch weiter Frl.
Emma
Bothmann aus Fulda als Theilnehmerin
des neuen Cursus
welchen auch abermals
Henriette Breymann theilen
wird,
hinzutreten wird, so sehen Sie wie nothwendig mir
mu-
sikalische Unterstützung ist, schon in dieser Beziehung;
doch
Sie wissen, welches Literarisches Unternehmen wir
haben
wozu ich auch der musikalischen Unterstützung
bedarf[.]
Ich freue mich also am Schlusse Ihres Briefes
jetzt zu lesen was ich beim Beginn des
meinen übersehen
hatte: - "Höchstens künftigen
Mittwoch sehe ich Sie!"
Nochmals führen Sie ja diesen
Vorsatz aus; denn ich be-
darf auch meines Rockes und meiner
Stiefel, welche
ja in ihrer [sc.: Ihrer] Lade sind.-