Marienthal am
24. März 1851.
Sehr liebe
Luise.
Bremen scheint ein sehr steriler
Boden zu seyn, denn Sie sind
wenigstens die dritte Person welche
sich wegen Gründung
eines Kindergartens dahin gewandt hat; allein
immer die
gleiche verneinende Antwort, und wenn auch diese nicht
wä-
re so ist die Kostenanlage in
Bremen, wie man einem mei[-]
ner Freunde schrieb so enorm, daß
Sie gar nicht darauf
eingehen könnten.
Zu meinem großen
Leidwesen muß ich Ihnen nun aber auch
schreiben, daß Sie in
Beziehung auf Göttingen zu spät kommen.
Im vorigen Sommer
schrieb ein gewisser
Cantor
Dietrich in
Göttingen an mich
und wünschte zur Begründung eines Kin[-]
dergartens daselbst eine
Kindergärtnerin von mir. Nach
einigen Schwierigkeiten konnte ich
ihm Frl.
Marie
Zürn aus
Rudolstadt, eine Schülerin
meines Sommercursus sen-
den. Doch konnten sich beide der
He[.] Cantor u. Frl. Zürn
nicht wohl verständigen, so daß
letztere in einigen Mona-
ten austritt um jedoch Ähnliches zu
vermeiden hat sich ein
Verein von Männern <in> Göttingen
und diese haben wieder
ein Comitté gebildet, welches nun selbst
eine
Göttingerin hier her senden und
diese zur Führung des Dietrichschen
Kindergartens bei mir
ausbilden lassen will. So sehen
Sie ist diese Stelle besetzt.
Benfei [sc.: Benfey] hat
überhaupt in G-
wenig bewirkt ist auch jetzt in Hannover, wo
aber
auch schon
zwei Expectantinnen zu
einem dort zu errich[-]
tenden Kindergarten sind, deren Plan es
jetzt ist sich zu dessen
Führung zu vereinigen.
Sie
schreiben l. Luise in Beziehung auf Ihre jetzige Wirk-
samkeit: -
"
ich bin hier
entbehrlich".- Offen will ich Ihnen
gestehen daß wir,
die wir hier wahrhaft Theil an Ihrem
Leben nehmen gar nicht
verstehen: Ihr l. Bruder
hat und
bedarf immer Hülfe, so z.B. höre ich im
Augenblick
Antonien
Angelstein - könnten Sie nun nicht deren
Stelle
vertreten?- Sie sind doch
Frankenbergs Schwester!- /
[27R]
Jenes
ist eine Frage, welche mir öfters aufgeworfen
wird, die ich aber
selbst nicht beantworten kann.-
Haben Sie sich nicht an
Herrn Hoffmann in Hamburg
gewandt?
In Hamburg wollte man eine Art Bewahranstalt
aus[-]
führen, jedoch darin die Fröbelschen Spiele in
Anwendung
und Ausübung bringen und zu diesem Zwecke eine
Kin-
dergärtnerin als Spielführerin anstellen. Was sagen
Sie
zu einer solchen Wirksamkeit, sie entspricht der, der
Ida Seele in Darmstadt. Vielleicht
kann Ihnen Hoffm:
darüber Nachricht geben.
Leider
S sehen Sie habe ich nur leere
Vorschläge. Gott
gebe daß ich bald mit bessern kommen kann.
Die von Ihnen gewünschten Spiele 3e u 4' Gabe sind
in
Blankenburg in Arbeit; ich werde dahin an
August Strau[-]
bel
schreiben, daß von dort aus die gewünschte Sendung
wenn möglich
an Sie geschehe[.]
Eiligst schließend sage ich
Ihnen einstweilen ein herzl.
Lebewohl
Luise sagt ich
möchte noch hinzufügen, daß, wenn Sie
außer 3 x 4 Gabe noch
anderes wünschten, sie sich
dessen, da Ihr Brief verlegt sey,
sich jetzt nicht erin[n]ere[.]
Sie möchten daher in einem
nächsten Briefe weitere
Nachricht davon geben[.]