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Montag, den 11. Dezember 1916.
Mein
liebes Kind! Eben um 3 Uhr kommt Brief und Schlüssel. Ich habe das
vielversprechende Packet noch nicht aufgemacht,
will aber den Brief schnell absenden. Was ich darin gestern von
Wünschen ausgesprochen habe, hat keine Eile u. kann auch von
hier oder von Ch. erledigt werden. Nur den
Brief an
Haas schickst Du
gegebenenfalls wohl mit
Eugenie
an die Post.
Mich betrübt die Nachricht von der Krankheit
der Tante sehr. Wie steht es
denn und worin besteht es?
Die Mäntel zu den Wertpapieren sind
entschieden nicht fort, sondern da liegt
irgend ein Gedächtnisfehler vor. Gib Dir nur Mühe, den Faden wieder
anzuknüpfen. Laß aber der Vorsicht wegen die Nummern sperren.
Bei alledem wollen wir von unsern Weihnachtsplänen mal lieber
nicht reden. Du weißt: lieber 3 Tage vorher Entschluß, als allerhand
Pläne, die nicht werden.
Frau
Riehl ist auch krank. Wenn sie
S reisen können u. Pässe bekommen, gehen
sie zu Weihnachten nach
Innsbruck zu dem
hoffnungslosen
Schwager. Dann
hierher.
Die Bestrahlung scheint mir nicht mehr zu bekommen.
Ich könnte 18 Stunden am Tage
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| schlafen.
In den
nächsten Tagen sende ich ein Packet mit den
nicht gewaschenen, aber kaputen Sachen, das keine Eile hat, sondern nur aus
dem Hause soll. Dann mehr. Du hast mich verwöhnt mit Deiner Hilfe.
Aber Du darfst nicht glauben, daß das - auch nur in meinem Interesse
- voranginge. Sondern sorge vor allem für
die Tante. Das war im Oktober
m. erster Wunsch u. ist es auch heut. Der zweite, daß sie bald gesund
werde u. nicht wieder Rücksichten auf verschiebbare Pläne nimmt.
Tausendfachen Dank und innigstes Gedenken
Dein
Eduard.