26.X.18. ½ 1 Mittags. Liebste Freundin! Die Verletzung
der lieben Tante erweckt mein
herzliches Mitgefühl; ich kann mir ihre Schmerzen und Deinen Schreck
vorstellen. Hoffentlich hat der Blutverlust nicht zu viel Kräfte
geraubt! - Ich will auf Deinen heute früh erhaltenen lieben Brief nur
mitteilen, daß wir in der Auffasssung der Lage
und der Aussichten völlig übereinstimmen. Es
gibt, so bitter es ist, nur den einen Weg.
[2]
| In der Tat habe
ich Montag Abend u. Dienstag früh wegen leichter Grippeaffektion m.
Vorlesungen ausgesetzt. Nur für wenige Stunden hatte ich 37,5, sonst
normal, auch der Husten ist so gut wie fort. Aber die Erregung der
Tage nimmt meine Nerven furchtbar mit. Es sind viele Sitzungen, die
Universität hat auf ihre Art Stellung genommen. Dazu muß man sich
zwingen, die Vorlesungen noch zu halten. Alles strebt auseinander.
Mir freilich bleiben m. Hörer trotz Grippe u. allem treu. Aber auf
welcher
Basis werde ich künftig bauen u.
arbeiten? Daß Beck u. die beiden anderen Minister gegangen sind, hast
Du wohl gelesen. Trennung v. Kultus u. Unterricht. Mir erwünscht. Von
der neuen Person hängt es mit ab, ob meine in letzter Zeit manchmal
auf G. gerichteten Gedanken festere Gestalt gewinnen. - Welch eine
Wendung! Welch ein Ende! Es kann das
Ende
noch nicht sein. Die Weltgeschichte reguliert ihre Verpflichtungen
nicht in 1 Jahr<-unleserlich>. Die
Briefe laß, wo sie sind. Das ist jetzt belanglos, wo
<li.
Rand> so viel Großes untergeht. Herzlichste Grüße Euch
beiden Dein Eduard.