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28.I.20.
Liebste
Freundin!
Mein
lieber, guter Onkel ist am 27. Januar sanft
hinübergeschlummert, nachdem er am 25. einen Schlaganfall erlitten
hatte. Am 13. war er 79 Jahre alt geworden. Am 21. hat er mir noch
einen sehr lieben Brief geschrieben, in dem er der Freude über meine
baldige Rückkehr nach
Berlin und die dann
häufigeren Begegnungen Ausdruck gab. Er war der einzige Verwandte,
der mir nahestand.
Zur Einäscherung kann ich nicht fahren,
teils wegen des Semesterschlusses am Freitag, teils weil ich seit 8
Tagen mich mit einer Grippe quäle, die sich nicht entwickelt, aber
auch nicht weicht (bis 37,5°) Bisher habe ich die Kollegs noch nicht
unterbrochen; doch wurde es mir oft schwer genug. Heut um 11 waren
Morgner,
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Frl. Paul,
Herr Richter u.
Birkemeier bei mir u.
überreichten mir Bilder v. m. Schülern, ein Bildwerk über
Friedrich den Großen mit
freundschaftl. u. warmen Worten. Heut Abend gebe ich in der Bavaria
ein kl. Abendbrot (11 Pers.)
Ich erwäge, ob ich die Wohnung
m. Onkels mit
[über der Zeile] oder ohne
Frl. Rauhut (
Lichterfelde, Margaretenstr. 10) zu erhalten suchen
soll. Außerdem ist noch ein anderes in der
Uhlandstr. in Frage. - Die Gedanken über Lehrerbi.
werden viel mißverstanden. Die Sache steht
schlecht. Herzliche Grüße Dein Eduard.