Du
hast mir mit Deiner Karte einen rechten Schrecken versetzt. Ich
glaubte, das Zimmer in der
Post könnte - wenn
auch vielleicht nicht für die Dauer geeignet, doch den Ansatzpunkt
für Besseres geben u. nun ist es nichts! Ja, es ist überall so rasend
überfüllt, daß man sich auf irgendwelche persönlichen Ansprüche
garnicht mehr einläßt. Da nun also eine ernsthafte Notlage vorliegt
u. da ich mit dem
Dr. eben
geradezu freundschaftlich stehe, habe ich
[2]
| ihn zu Rate
gezogen. Nach manchen vergeblichen Vorschlägen kam er mit der Idee,
daß zuweilen
der Forstmeister des
Fürsten auch ein Zimmer vermietet u. so hat er heut auf meine Bitte dorthin geschrieben, hat eine
Karte an mich beigelegt u. es würde also im Falle einer Zusage von
mir sofort ein Telegramm an Dich abgehen. Das Zimmer soll groß sein
u. die Verpflegung prima, der Preis wird mir geschrieben u. falls man
Platz hat, meine ich, solltest Du bis 45 M gehen, denn im Privathaus
fallen
[3]
| doch viele Nebenausgaben fort. Ich denke spätestens
am Donnerstag Antwort zu haben u. glaube nicht, daß Du etwas Besseres
auftreibst. Natürlich nimm an, was sich bietet inzwischen,
abschreiben kann man immer noch. Aber sowohl
Quickborn wie
Breitenau
sind bis in den September besetzt. Man muß sich jetzt schon Gott weiß
wie früh etwas sichern.
Sollte sich bis zu Deinem geplanten
Reisetermin nichts finden, so komme bitte zunächst hierher, aber
nicht als Aufenthalt zu
[4]
| rechnen u. später abzuziehen!!
sondern nur als Sprungbrett u. um dem heißen
Berlin zu entfliehen. Das "Seltenleer" ist das
kühlste u. ruhigste Zimmer im Haus.
Wenn ich nicht umgehend
von Dir eine ablehnende Nachricht bekomme, nehme ich für Dich ein
eventuelles Angebot bis zu 45 M an. Oder soll ich Dir telegraphieren
u. Du machst es auch telegraphisch von dort? –
Fahrgelegenheit
von der Bahn hinauf muß man vorher bestellen. Ich werde mich noch
genau erkundigen. Viel <Kopf> innige Grüße
im Eile u. bei <li. Rand>
Dunkelheit! Deine Käthe.