9.I.22. M. L! Deine beiden l. Briefe habe ich. Der erste hat mich besorgt gemacht wegen Deiner
Grippe. Du gehst damit nie vorsichtig um und strengst Dich überhaupt zu sehr an. Deine
Tätigkeit bei dem
Felljuden gehört nach Deiner
Bemerkung auch zu dem, was mich beunruhigt u. mir wenig gefällt. Ich kann heut nur kurz
schreiben. Es ist so
vielerlei zu tun, daß ich manchmal den
Faden verliere. Silvester u. 1. I. arbeitete ich die Rede über d. Gymnasium aus, die nun
an den Verleger abgegangen ist. Ob der Neujahrsartikel
übhpt in
irgend einer Zeitung erschienen ist, ist mir zweifelhaft. Ich geb ihn in eine
Korrespondenz.
Ludwig habe ich besucht u. hatte
Freude an dem
jüngeren Patchen. In d.
Kurf.str. hatte ich auszusetzen:
Großmama ist in der Küche u. läßt durch
Lili sagen, sie müßte sich erst anziehen. Darauf bitte ich Lili, ihr zu sagen,
sie müßte nicht
[2]
| kommen, ich käme
bald wieder. Lili: "Nein"
Mama: "
Inge, dann geh Du". Effekt: niemand geht, nur ich. - Bei Riehls ist
alles wieder in Ordnung, aber
sie sehr mitgenommen.
Er schenkte mir
Bismarck Bd 3. (Kaufen sollst Du Dir den
Schüßler nicht.) Unser Ausflug war ungewöhnlich schön; aber beinahe wären wir
wegen d. Eisenbahnstreiks nicht nach Hause gekommen. Und die Fahrpreise! Über
Frühjahrspläne demnächst. Unerträglich werden mir die Wohnverhältnisse. Aber außer
Steigerung - zunächst in d.
Pestalozzistr. - hat sich nichts
geändert. Versuche jetzt direkt Annonce. - Deine Briefe wurden gleich am 1. I. alle
besorgt. Handschuhe hebe ich auf. Habe viel Klavier gespielt, bei Riehls u.
Susanne. Freue mich über
Georg Weise, traure über Fall
Malcus.
Sonnabend 3 - 10 ½ Fröbelverband. Um den Zusammenbruch zu verhindern, habe ich bis 1. Mai
Vorsitz übernommen. Auch das noch!
Joh. Wezel aus
diesem Anlaß hier, ohne Mißton, aber ganz auschließlich mit sich u. Ihren Sachen
beschäftigt. Von
Felizitas bis heut keine Antwort
auf Geburtstagsgeschenk zum 21.XII. - Überraschung: eine Karte von
Rickert, allerdings mit 1,60 M Strafporto. - Mittwoch Vortrag in der
Schleiermacherhochschule über Religiosität d. Jugendlichen.
Sonnabend Referat im Wohlfahrtsminister. 21.I. Hochzeit
Lubowski. Lebensformen noch nicht bearbeitet. Jugendpsychol. noch nicht
angefangen. - Hier Tauwetter. Alle Leute ohne Stimmung. Hoffentlich dort bei starkem
Schnee keine neue Erkältung. Sie vorsichtig, m. L. Ich trinke täglich Schnaps. Danke
unsrer Freundin für ihr Neujahrsgedenken. Ich grüße sie vielmals. Und Dich sehr innig
stets Dein Eduard.