[1]
|
<Stempel: Prof.
Spranger
Berlin-Wilmersdorf
Hohenzollerndamm
39>
2.9.26.
Mein innig
Geliebtes!
Deinen lieben Brief aus Frankfurt vom
31.8. habe ich mit Dank erhalten. Ebenso hoffe ich, daß m. Brief aus
P. und m. in
Halle am
30.8. eingesteckte Karte zu Dir gelangt sind. Von einem Autounfall
der
Hanna Schwalbe habe ich
nichts gelesen; wie ist es denn gekommen? Und hat sie dabei das Leben
eingebüßt?
Hingegen freut es mich, daß Du ein paar Ruhetage in
Frankfurt gehabt hast. Hauptzweck m. heutigen
Schreibens ist die Beratung über unser Zusammensein. Wenn es Dir
möglich ist, mir gleich zu antworten, bekomme ich den Brief noch
Sonntag früh. Am Montag früh 8 Uhr fahre ich nach
Groningen (
Hôtel Willems
oder einfach: Bureau des VIII. Internationalen Psychologen
Kongresses.) Der Kongreß selbst dauert bis zum 11.IX. Ob ich bis zum
Schluß bleibe, hängt davon ab, ob es erträglich ist. Hingegen
[2]
| hat sich soeben ein Faktor herausgebildet, der m. zeitlichen
Dispositionen leider unsicher macht. Ich fragte den
Minister Schmidt nach der
Entfernung zw.
Amerongen und Groningen. Er
will in
Haus Doorn mitteilen, daß ich in
Holland Vorträge halte. Es ist nun nicht
unmöglich, daß ich von dort eine Einladung bekomme. Deshalb nehme ich
den 12. noch nicht
bestimmt als Reisetag in
Aussicht, aber den 13.
Mit dem Gedanken
Heiden habe ich mich lange getragen. Es wäre gewiß
das Schönste, obwohl es bei s. nach Norden offenen Lage im September
schon rauh sein könnte. Aber der Hauptgegengrund ist doch, daß zu
viel Zeit auf die Reise draufgeht.
Groningen
- Heiden und Heiden -
Berlin sind 4 Tage
einfach auf der Eisenbahn. Das muß vermieden werden im Interesse der
Zeitausnützung. Ich habe auch an die
Nordsee
gedacht. Aber im September ist das ein Risico, wenn man überhaupt
noch nicht weiß, ob man das ewige Rauschen aushält. Nicht
unsympathisch wäre wohl uns beiden ein Aufenthalt in der
Mark, Gegend
Rheinsberg oder
Rappin.
Aber da gibt es nur minderwertige
[3]
| Hôtels, und auf ein
gutes, nicht luxuriöses, aber kultiviertes Hôtel lege ich Wert. So
bin ich auf
Miltenberg gekommen. (Riese.) Man
kann von dort mancherlei unternehmen, z. B.
Wertheim u.
Rothenburg. Das
ist aber nur ein Vorschlag. Wenn
Herrenalb
oder etwas Ähnliches im näheren
Schwarzwald
besser geeignet sein sollten (Luft!), so folge ich Deinen
Informationen. Nur muß es ein wohnliches Hôtel sein, das im Notfall
auch heizt.
Einen endgiltigen Entschluß können wir wohl erst
fassen, wenn wir zusammen sind. Deshalb scheint es mir das Klügste,
nur zu verabreden, daß ich so schnell wie möglich nach
Heidelberg komme. Mein Fahrplan zeigt, daß
ich von Groningen in 1 Tage bis Heidelberg
kommen kann. Ankunft 10 Uhr 11 Min. Wenn möglich, telephoniere[über der Zeile] graphiere ich von deutschem Boden aus
noch. Für den Notfall aber bleibst Du wohl am 13.9. bis 11 einmal
wach, damit ich hinein kann.
Auf Deine Äußerung kann ich von
Groningen aus noch antworten, u. wir können
dann definitiv mindestens verab
[4]
|reden, ob Treffpunkt
Heidelberg.
Nicht unmöglich ist es,
daß ich im Oktober noch einmal für 3 Tage etwa nach H. komme (von Hattenheim
aus.)
Seit m. Ankunft hier bin ich sehr tätig gewesen, aber
immer nur subalternes Zeug. Jetzt gleich gehe ich zum Geburtstag von
Dora Thümmel; morgen
Neubabelsberg, wo es nicht besonders gut zu
stehen scheint. Das Wetter ist jetzt herrlich. Aber das ist mir
garnicht so lieb; denn das wird uns möglicherweise abgezogen.
Das wäre wohl für heut das Wichtigste. Alles übrige mündlich. Lieb
wäre mir's, wenn Dir noch ein recht guter Reiseeinfall käme. Aber
nicht weiter als ½ Tag von Heidelberg, nicht
wahr? Selbst Hinterzarten ginge noch an. Aber
da sind Sümpfe u. also wohl Nebel. Ich bitte um Deine Hilfe.
Laß es Dir recht gut gehen und sei tausendmal gegrüßt
von Deinem sich im voraus unsagbar freuenden
Eduard.
Gretli
Schwidtal?