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Dahlem, den 11. Sept.
34.
Mein innig Geliebtes!
Morgen reise ich schon wieder fort. Eine Adresse in Marienbad kann ich nicht angeben. Gegebenenfalls
genügt: Kongreß für medizinische Synthese, Kongreßbüro. Am Sonnabend
Abend hoffe ich wieder zurück zu sein.
Die paar Tage hier
waren recht unerfreulich: lauter Nadelstiche von den bekannten Seiten
her und Hoffnungslosigkeit. Es ist niemand da, mit dem man reden
kann; nur mit
Oger hatte ich
eine ganz kurze Begegnung, dessen Stimmung der meinigen ähnlich ist.
Mit der Besorgung von Devisen für 100 M hatte ich viel Mühe u.
Zeitverlust. Sonst habe ich nur die "Erziehung", die Notgemeinschaft,
die tägliche Post bedient und den Vortrag - aber auch ohne jeden
Funken von Interesse - gemacht. Wozu das alles? Ich fühle mich
schlapp und tief niedergeschlagen. Deshalb habe ich auch garkeinen
Versuch gemacht, mit
dem
Vorstand in Verbindung zu kommen.
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Gunnar Thiele hatte man vor 6 Wochen
seinen Auftrag "Geschichte der Seminare" staatlich bestätigt. Jetzt
haben sie ihn ebenso unerwartet pensioniert.
Im Hause wird
ein Stück nach dem anderen ausgewechselt. Manches wird dabei
stilvoller. Aber ich bleibe dabei: in diesen unsicheren Zeiten macht
das Aufbauen keine Freude. Wir leiden übrigens in Dahlem unter einer Fliegenplage, wie sie noch nicht
dagewesen ist. Nachmittagsruhe ist einfach unmöglich.
In
Herrenalb sind wir einer Gefahr glücklich
entgangen: Am Tage nach m. Rückkehr erhielt ich einen Brief von dort
von der fliegenartig nachhaltigen
Frau
Prof. Wentscher, intimster Freundin von
Else Croner.
Ich war
auch auf dem A.A. u. hatte ein sehr freundschaftliches Gespräch. Aber
der Plan mit
Brosius ist -
ebenfalls an der Devisenlage - gescheitert.
Wallner war hier; in gleicher
Stimmung wie ich. Er äußerte sich sehr scharf gegen
Giese, ganz in m. Sinne.
Ob Du Dich ein wenig erholt hast? Ich wünsche es!! - Unsre Pläne
sind schwankend.
Weimar haben wir halb
aufgegeben. Es kompliziert die Sache furchtbar. Nun wird
<li. Rand> es wohl hier in
Dahlem am 23.9. geschehen. Näheres hörst Du noch.
Viel herzliche Grüße, auch von
Susanne. Dein Eduard.