Heute wäre wohl so vieles zu
erörtern, daß das Papier es kaum tragen könnte. Aber wie so oft: es
heißt: sich beschränken. Deshalb folgt hier nur das Nötigste: ich bin
heut Nachmittag von
Hannover zurückgekommen,
wo alles normal lief bis auf das große Geschehen, das ja hoffentlich
auch normal laufen wird. Dann kam beinahe gleichzeitig Besuch von
Admiral Seebohm,
Heinrich Scholz (angemeldet)
und
Ulrich Löwenthal, vor 8
Tagen eingesegnet. Ich bin ziemlich erschöpft und berühre daher nur
unsre Pläne, die naturgemäß von größeren Faktoren als unsrer Planung
abhängen.
Also: morgen Einsegnung von
Sabine. Am Montag rede ich in
Dortmund (Industrielle), am Dienstag in
Hamm, am Mittwoch treffe ich mich mit
Susanne in
Köln, wo wir am gleichen Tage die 84jährige
Tante Koch u.
meine noch nie gesehene Cousine
mütterlicherseits sehen werden. Wir wollen am 17. zu
"Besichtigungen" in Köln bleiben, vom 18.-20. irgendwo am Rhein
(Standquartier vermutlich
Bacharach.) Nun hat
der
Rassengünther, ein höchst
sympathischer Zeit- und Ortsgenosse, das
Jagdschloß
Niederwald als Aufenthaltsort sehr gerühmt. Wir müssen aber
erst mal feststellen, ob das überhaupt geöffnet ist und ob es unsrem
Geschmack entspricht. Wir werden Dir telegraphisch mitteilen, an
welchem Bahnhof u. zu welcher Zeit wir Dich erwarten. Studiere
selbst
[2]
| schon die Zugverbindungen:
Mannheim,
Ludwigshafen,
Mainz Wiesbaden, ev.
Aßmannshausen. Entweder Ankunft W. oder A. am
20. abends oder am 21. mittags. Am 25.III. muß ich mir von
Lubowski eine Backenzahnwurzel
ziehen lassen und am 31.III. muß ich - trotz Semesterbeginn - den
längst fälligen Akademievortrag halten. Es kommt also, bei dieser
feindseligen Ferienlage, höchstens ein Entrevue, - auch
Interview - in Betracht. Dies ist sehr
mager. Aber die Zeiten stillen Zusammenseins auf der
Reichenau sind ferne wie April und Mai und Junius.
Einen Monat Ferien zwischen 2 Semestern
braucht man eigentlich restlos fürs Aufarbeiten von Kram des letzten
Semesters und. für technische Einstellung aufs
nächste. Von wissenschaftlicher Vorbereitung auf das neue Semester,
geschweige denn von Erholung, kann nicht die Rede sein. Und so wäre
dann der tiefere Endzweck der Einrichtung völlig erreicht. Du mußt
diesem "Verhängnis" leider auch Rechnung tragen. Die Hauptsache ist,
daß es trotzdem funktioniert. Halte also die Hand am Koffergriff und
telegraphiere ev. an die im Telegramm anzugebende Adresse.
Schlimmstenfalls ist nur unser Aufenthaltsort angebbar und Du mußt sehen, so bequem und schnell
wie möglich dort anzukommen.
Ich bin nach dem gestrigen Tage,
der eigentlich um ½ 9 begann und um ½ 1 endete, nicht mehr so ganz
zurechnungsfähig. Innigste Grüße