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31.VII.38.
spät.
Mein innig Geliebtes!
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Immer, wenn ich etwas ausarbeite, ist Kopf und Hand am Briefschreiben
gehindert. Es war mancher Ansatz da, oft auch aus innerster Not. Aber
tausend naheliegende Gründe erklären, weshalb nichts geschrieben
wurde. Du siehst ja auch schon an der Handschrift, daß es heut nicht
mehr viel werden wird. Vermutlich bist Du von
Kohlers zurück - ob erholt?
ich hoffe es in dem Rahmen des
Möglichen. Ich habe im Juli wohl gegen 250 Quartseiten geschrieben.
Aber
nichts von Belang ist reif geworden.
Auch dies aus unzähligen Gründen. Nun geht es nicht mehr. Wir wollen
am 6. August früh abfahren und am 7. auf der Durchreise - nach
Sils Maria? - in
Zürich bei
Zollingers
sein. Man erwägt natürlich immer ganz andere Möglichkeiten.
Unser Ferienkind von der
tschechischen
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| Grenze, das seit 5 Wochen 2 Tagen da ist,
wird nicht abtransportiert. Weshalb nicht? Wir kommen in
Verlegenheit. Bis zum 5.VIII. müssen wir hier bleiben, weil
Kotsuka noch einmal kommt. Aber
Erholung ist um so mehr nötig, als von der seelischen Seite und dem
Allgemeinen her auch
Dein befreiender Hauch
kommt.
Einzelheiten mündlich. Die Besuche, besonders von
Ausländern, dauern Tag für Tag an: Japaner, Rumänen, Serben,
Griechen. Heut waren wir bei
Seitz, der die
Damen v.
Glasenapp besucht. Gestern
Frl.
Marquardt aus
Tokyo, kurz vorher in
der Japanisch-Deutschen Gesellschaft, wo auch die neue
Botschafterin Generalin Ott
war. Internationaler Kongreß für Berufserziehung, nur persönlich
ausstrahlend im üblich diagnostischen Sinne.
Aber es geht
nicht mehr, obwohl ich heut kaum 7 Stunden eigentlich gearbeitet
habe. Nur noch dies: Am 21.7. habe im Ausländerkursus
sehr starken Erfolg gehabt. Und
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die armen
Schinzingers in
Kobe sind bei den Überschwemmungen Anfang Juli
gerade noch mit dem nackten Leben davongekommen. Wir hatten also bei
ähnlichen Ereignissen in
Hakone Glück.
<ohne Schluss! - s. Karte vom 1. August: "Einen
Brief habe ich gestern angefangen, aber wegen Müdigkeit noch nicht zu
Ende geführt.">