[1]
|
Dahlem, den 23. Juni 1940.
Mein
innig Geliebtes!
Es ist mir jetzt beim besten
Willen unmöglich, Dir einen vernünftigen Brief zu schreiben. Ich
hatte gehofft, die am 18.VI geschriebene Karte doch durch etwas
Besseres ersetzen zu können. Aber zur Zeit reicht die Kraft nicht.
Als "unvollkommenen Ersatz" sende ich Dir zum 27. den Aachener
Vortrag, der allerdings nicht ganz exakt korrigiert ist. Du kannst
ihn lesen, während Du in der Badeanstalt wartest.
Der Ausflug
mit der Mi. G. am 19.6. war vom schönsten Wetter begünstigt.
Brüningslinden liegt sehr schön.
Penck war nach 1 Jahr Pause
leidlich frisch wieder dabei, ist jetzt nach
Mittenwald abgefahren.
Susanne, zwischen
Minister Popitz und
Sauerbruch placiert, kam sehr
auf ihre Rechnung. In meiner Gegend wurde schon verteilt und
umgesiedelt. Wir waren erst um ¾ 1 zu Hause.
[2]
| Donnerstag
nach der Akademie erledigte ich durch Notprüfung 2 Fälle, die sich
recht in die Länge gezogen hatten,
mein Serben und
einen
Luxemburger. Die Vorbereitung auf die Vorlesungen kostet
ungeheuer viel Zeit und Kraft. Gestern Nachm. waren
Litt und
Frau 4 Stunden bei uns. Volle
Übereinstimmung; nichts Neues. In der Nacht vorher hatten wir seit
fast 10 Monaten zum 1. Mal Alarm. Die Bomben fielen so ungefähr in
die Mitte zwischen
Nicolai
Hartmann,
Riehls und
Honigs.
Heute Vorm. habe ich mich
an der
Fröbelfeier der 3
Pestalozzi-Fröbelhäuser mit einer Rede von ½ Stunde beteiligt. Es war
alles sehr hübsch.
Hedwig Koch
verbindet Grazie und Würde sehr schön.
Erika Hoffmanns Buch ist da, aber im Buchhandel
noch nicht zu haben. Die Veranstaltung morgen (s. Einladung) wird
wieder sehr anstrengend werden. Die Werbung hat viel Schreiberei
verursacht.
Der Geburtstag wird wegen der
Leibnizsitzung der Akademie auf
Sonntag verlegt. Es sind nur
Röschen,
Klara
Rauhut und
<li. Rand>
Erika zu erwarten. Hoffentlich
höre ich Gutes von Dir mit Bezug auf äußere Lage und Befinden. Innige
Grüße Dein Eduard.