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Dahlem, den
29.IV.43.
Mein innig Geliebtes!
Vor Ostern bin ich nun doch nicht mehr zum Schreiben gekommen. Der
Wettersturz am Sonnabend (nach dem herrlichen Karfreitag) hat mich
ziemlich umgeworfen, und es kamen noch allerhand Ärgernisse hinzu. Am
Gründonnerstag gingen wir mit
Frl. Dr.
Jung spazieren. Freitag Vorm. kamen
Frankes nach langer Pause. Sonnabend war
Beratung über einen Selbstschutztrupp unsres Blocks, in dem aber
höchstens noch 8 Männer für allgemeine Zwecke verfügbar sind. In der
Fabeckstr. 13 bin ich der einzige anwesende.
(Einquartierung ist fort.)
Hennings gehen
in einen anderen Luftschutzkeller. Sonntag vorm. Konzert von
Elly Ney
[über der Zeile] nachm. Sabine. Montag Nachm. kam
Frl. Koch. Dienstag waren wir
zum 99. Geburtstag am Hügel von
Riehl und danach bei
Jenny. Mittwoch mit
Meineckes bei
Frau Petersen. Heute Spaziergang mit
Günther (
Prag.)
Von
Hans Eris Busse habe ich jetzt alle 3 Bände mit
immer gleichem Genuß zu Ende
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| gelesen. Ich bedauere, daß
diese gute Abendgesellschaft aufgehört hat. Dem Vf. habe ich nach
Freiburg einen Dankbrief geschrieben.
Was für eine Stiftung ist denn diese Engelstiftung und wie kommt
sie zu diesem lobenswürdigen Beschluß? Meinen Glückwunsch!
Das
ist eine traurige Sache mit
Walter
Hecht. Aber wenn früher
nichts zu
merken war, so
kann es sich um eine schwere
Kriegsneurose handeln, die bei geeigneter Behandlung auch wieder
verschwindet.
Morgen habe ich die erste Sprechstunde. Am 5.V.
beginnen die Vorlesungen. Außerdem soll ich am 13.V. im
Auslands-Presse-Klub für Journalisten und Diplomaten einen Vortrag
über
Goethe halten. Die
Entsendung v. Weizäckers an den
Vatikan halte
ich für bedeutsam. Ich kenne
ihn seit
Bern 1934 u.
schätze ihn wie
seine Gattin
sehr hoch. –
Emmy hat noch nicht geantwortet.
Eulenburg hat gesagt,
Frau Hartmann würde uns wieder
nehmen. Aber das fände ich langweilig. Bei
Prof. med. Munk, der in
Sigmaringen geboren ist, habe ich neulich
abenteuerlich edlen Wein getrunken u. eine gemütliche Stunde gehabt.
Es fehlt mir sonst
sehr an gleichaltrigem
männlichem
<li. Rand> Verkehr. – In den Nächten
hatten wir Ruhe. Von
Stettin (
Marianne dort) verlautet Schlimmes.
321 Tote! Wir haben alle nur noch eine geborgte Existenz. Viel innige
Grüße Dein Eduard.
[li. Rand] Hoffentlich vergesse
ich nicht, auf Susannes Geheiß
Bilder hinzuzufügen. [li. Rand S. 1] Hast Du
die Osterspaziergänge gemacht? Und wie geht's
Frau v.
Schöpffer?>