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Heidelberg.
9.III.45.
No. 17[von fremder Hand] 16.III.Mein
Liebstes,
heut schon kam Deine Karte vom 5.III.
an und vorgestern die vom 26.[über der Zeile] II.,
die von dem schweren Angriff berichtete. Der Aufenthalt im Bunker ist
sicherlich nicht angenehm und die Luft wird durch die vielen Hunde
nicht besser. Aber Ihr habt doch einen Bunker und wir nicht, nur
einen schmalen Gang im Keller, wo die Düfte des Hühnerstalls das
Aroma liefern.
Zu erzählen habe ich auch nichts Wesentliches,
denn noch liegt die Entwicklung der Dinge in der Zukunft verborgen
und wir bemerken hier keine große Veränderung. Man sieht viel
Soldaten, auch unsre nahe Kaserne ist wieder belegt, man hört
schießen und sieht Flugzeuge, die mit und ohne Alarm am Himmel
erscheinen.
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| In den letzten Tagen war wenig Alarm, d. h.
nur Warnung und dann erfolgte nichts, sogar durchschlafen konnten wir
mehrfach. Aber dann denkt man immer an die Armen, die es anderswo
traf – vielleicht
Berlin!! Mit Schmerz höre
ich, daß Ihr bereits anfangt zu hungern. So weit sind wir hier noch
nicht. Aber es gibt doch immer überraschende Neuigkeiten in Bezug auf
die Dinge, die – augenblicklich nicht zu haben sind.
Schwer
liegt mir die Sorge um alle Lieben in Pommern
auf der Seele. Wann wird man da eine Nachricht haben können?! Auf
Rügen ist es auch bedroht. Die drei jungen
Mütter dort ohne jeden Schutz.
Heut nur diesen kurzen Gruß,
mein liebes Herz. Wir sind hier förmlich entschlossen zu bleiben. In
der Stadt wurde schon aufgefordert freiwillig zu gehen, alte Leute
und Mütter mit kleinen Kindern. Aber die Aktion sei schon wieder
abgeblasen. Habe Dank für Deine lieben Nachrichten und sei mit
Susanne herzlich gegrüßt.
<Kopf>In stetem Gedenken
Deine
Käthe.
[li. Rand] Furchtbares hört man von
Dresden. Über Anna Weise, die dorthin wollte, <li. Rand S.
1> erfuhr ich noch nichts. Ich bin froh, daß
Frau Heß gut ankam. Jemand hat
von Würzburg hierher 6
Tieffliegerangriffe erlebt.