Nun
habe ich zum erstenmal die neue Jahreszahl geschrieben, in der uns
allen viel Dunkelheit verborgen scheint. Aber wir haben ja ein
gemeinsames Leitmotiv, das durch all unsere Erlebnisse
hindurchklingen wird. Das ist mir in aller Unsicherheit Trost und
Verpflichtung. – Heut sollte eigentlich eine
persönliche Aussprache zwischen uns stattfinden, aber es war doch
gut, daß Du sie verschoben hast. So konntest Du hoffentlich mit
größerer Ruhe die Pflichten menschlicher Teilnahme in dem großen
Kreis Deiner Beziehungen erfüllen, wie es Deine Treue und
Gewissenhaftigkeit erfordert. Ich wünsche wohl manchmal, daß Du es
damit ein wenig leichter nehmen möchtest, wenn ich sehe, wie diese
Last Dich bedrückt. Aber dann muß ich doch wieder denken: Du wärst
nicht Du, wenn Du das könntest, und ich fühle Dich im dankbaren
Herzen. Denn Dankbarkeit
[2]
| gegen die Lenkung des Lebens ist
das, was mich in diesen Tagen der üblichen Fest- und
Besinnlichkeits-stimmung bewegt. – Ich war viel allein, aber ich bin
ja nie einsam, auch wenn eine erhoffte Zusammenkunft nicht
stattfinden kann. Und mir scheint, ich hätte noch besonderen Grund
zur Dankbarkeit, daß jetzt eine halb unbewußte Hemmung in unserm
gemeinsamen Dasein fortgefallen ist.
Auch der Himmel findet
das Verschieben gut, denn es ist ein naßkaltes Wetter, das nicht für
einen Aufenthalt im Freien einladend wäre. Denkst Du noch an die
gefrornen Regenschirme in Coburg? – Ich
erwarte übrigens von Mühlacker keine
Sehenswürdigkeiten, ist mir doch das Äußere immer nur Hintergrund.
Und so hoffe ich auf alle Fälle, daß uns ein Gelingen beschieden
ist.