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<Briefkopf:
PROFESSOR DR. EDUARD SPRANGER
TÜBINGEN
RÜMELINSTR.
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7. Mai 52.
Meine einzige
Freundin!
Wegen der ersten Semesterstürme habe
ich keine Zeit, einen eigentlichen Brief zu schreiben. Auf der Fahrt
am Montag entwickelte sich eine angreifende Föhnlage; der Lärm in der
Stadt tat das übrige, um den Nerven weh zu tun. Abends um 20 war
Fakultätssitzung, die ich gegen 23 nach z. T. schwierigen Aktionen
verließ. Am Dienstag um 8 eröffnete ich die Vorlesungen. Das Maximum
war voll besetzt – aber auch kein Überschuß, wie noch 1948.
Heute besuchte uns
Frau Prof.
Kühn und teilte uns Tatsachen über eine früher von mir sehr
verehrte märkische Familie mit, die sich nicht
zur schriftlichen Wiedergabe eignen.
Freitag habe ich von
7.30–9.30 Prüfungen, um 10 Rektoratsübergabe, nachm. von 4–7
Besuche.
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Damit Du es nicht zuerst aus der Zeitung
erfährst, teile ich mit, daß mir morgen unser nunmehr abtretender
Staatspräsident das Große
Verdienstkreuz mit Stern der Deutschen Bundesrepublik überreichen
wird. Ein von
Adenauer
unterzeichneter persönlicher Glückwunsch ist bereits
eingetroffen.
Es ist damit so: "Ihr Vertrauen ehrt mich. Ich
lebe nun aber schon in anderen Bereichen. Der Gruß wird mir
nachgesandt werden."
Susanne und
Ida grüßen herzlich. Samstag – Sonntag gehe ich mit
Studenten auf den
Traifelberg beim
Lichtenstein.
Innigste
Grüße
Dein
Eduard.