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Hohfluh, den
25.8.53
18 Uhr.
Meine einzige
Freundin!
Obwohl es hier nichts Neues gibt, soll
doch das übliche sichtbare Zeichen des Gedenkens nicht ausbleiben. Es
ist unser letzter Abend in Hohfluh. Morgen um 15 Uhr geht es mit der
Post bis
Brünig und dann über
Luzern nach
Thalwil,
wo sich das Hôtel Katharinenhof leider in
Thalwiler
Hof umgetauft hat. Dort wollen wir noch 2 Nächte bleiben. Am
27.8. können wir vielleicht eine kleine Dampferfahrt auf
Klopstocks See machen. Am 28.8
Vorm. sehen wir
[über der Zeile] ebenfalls
"vielleicht" noch
Zollingers am Bhf
Zürich. So gegen 17¼ können wir zu Hause
sein, wenn es diesmal mit dem Gepäck klappt. Daß ich erst dann wieder
Nachricht von Dir erhalten kann, ist mir nicht recht. Aber morgen
Vorm. wird kaum noch etwas kommen. Ich bitte Dich, inzwischen recht
gute Fortschritte zu machen und die Geduld nicht zu verlieren. Wie
geht es denn mit den Funktionen, Essen etc? Bei solcher Liegekur
kommt man mit allem in Unordnung. Ich fühle das sehr mit.
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Gestern Vorm. war hier das strahlendste Wetter der
ganzen Zeit; es sah so aus, als könnte es eine Woche lang nicht
anders werden. Aber abends kamen schon Wolken, nachts und früh hat es
kräftig geregnet, und dann sind den ganzen Tag Nebel um die Berge
gezogen.
Susanne nimmt das
recht übel. Man kann sich garnicht vorstellen, welche Freude sie an
dieser Natur hat, und ich meinerseits denke: "Es freut mich, daß ich
Ihnen mit so geringen Mitteln ........." Denn bei mir kommt die
Grundstimmung mehr von innen, und ein Tag mit schlechtem Wetter kann
mir sehr anheimelnd sein. Diesmal bringe ich es bestenfalls zu
einiger "Ausgewogenheit".
Wir sind eben von Wasserwendi zurückgekommen. Wenn man von
Hohfluh 100–150 m steigt, führt der Weg fast
eben nach Osten, mit großartiger Aussicht, heute auf die finstere
Höllenlandschaft am Brienzer See, den ich nun
nicht aus der Nähe sehen werde.
Morgen werde ich wohl nicht
schreiben, und übermorgen nur eine Ansichtskarte. Wundere Dich nicht,
wenn dann zum Sonntag ein Eilbrief kommt. Nur deshalb, weil sonst die
Pause zu groß wird.
Halte stand, mein Liebes, und
sei innig gegrüßt, auch von
Susanne!
Dein
Eduard.