Seit ein paar
Stunden sitze ich nun wieder in der
Peterstraße und suche mich in der Behausung zurecht
zu finden. Es ist mir etwas erstaunlich, wie fremd sie mir doch
geworden war.
Frau Wüst hat
mich mit einer solchen Herzlichkeit empfangen, daß es mir wahrhaft
wohlgetan hat und so wollen wir das Beste hoffen.
Jetzt muß
ich Dir aber gleich einen Gruß schicken, ehe ich mich ins Bett lege.
Ausführlicher berichte ich noch; heut nur die Meldung, daß die Zeit
in der
Wolfstraße durchaus erfreulich war,
und etwaige Wolken sich immer rasch verteilten. Ein Segen ist dort
auch die Anwesenheit von einem sehr vorzüglichen Menschenkind mit dem
gänzlich unpassenden Namen
Thusnelda,
Thuschen Dilger, die ich
besonders gern habe und die eine wundervoll ausgleichende Ruhe zu
verbreiten
[2]
| vermag. – Hier empfingen mich auch die drei
Kinder sehr niedlich, und außerdem Briefe von
Frau v. Fölkersamb, die bei
Buttmis im Hause wohnt, von
Hildegard Held, die im Begriff
stand in das Stuttgarter Wilhelmspital zu gehen, um sich eine
Gallenstein-Operation machen zu lassen. Möchte sie doch dadurch
geheilt werden! Ferner fand ich einen Brief von
Frau v. Löwis of Menar, die
Bezug nahm auf die Freundschaft mit
Paula Seitz, und darauf, daß
Frl. Wahnschaffe sie mit Deinem
Hamburger
Goethe-Vortrag
bekannt machte, und Du ihn ihr dann schicktest. "So spinnen sich die
Fäden hin und her und bereichern in einer Zeit, die so viele Fäden
zerrissen hat, das Leben" – und daß Fr. v. L. mich auch habe besuchen
wollen, was mir
Frl. Dr. Clauß
schon sagte. Auch die Schwester
Gretel
v. Dusch ließ mich grüßen. – Das war doch ein lieber Empfang
und außerdem wußte ich ja, wie Du mich auch in Gedanken suchen
würdest, ob hier oder sonstwo! Und jetzt will ich schlafen, denn es
war von früh an ein bewegter Tag. Gute Nacht!