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<Brief ist von
fremder Hand – vermutlich Susanne Conrad diktiert>
<Briefkopf: PROFESSOR DR. EDUARD SPRANGER
TÜBINGEN
Rümelinstr. 12>
11.I.56.
Meine geliebte Freundin!
Heute sind
draußen 9°, was dem Befinden nicht gerade zugute kommt. Ich nehme das
"zweite" der "beiden" Mittel, die
Harms hat. Davon merke ich zunächst nur, daß es
allgemein angreift.
Dr.
Landenberger hat mir außerdem noch 3 Rezepte hinterlassen. So
habe ich für die nächste Zeit zu tun. Heute Abend gehe ich für kurze
Zeit in die hiesige Mittwochsgesellschaft; morgen Vorm. ist
Seminar.
Bei Dir scheinen die Besuche nur so zu fluten. Auch
ich liebe es nicht, wenn zwei Parteien zusammentreffen, die nichts
miteinander zu tun haben. Aber wer kann das lenken? Nur hast du das
Recht, abzuwinken, wenn jemand zu lange bleibt. "Wenn ich wäre, wie
Ihr, ....." Von einer
holländischen
Schwester von
Hedwig[2]
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Matthy weiß ich leider
nichts mehr.
Am 20.I.
spreche ich über den Heidelberger Rundfunk. Zeit kann ich nicht
angeben. Ich habe soeben einen 4. Vortrag beendet: "Über die
Ehrfurcht."
Susanne ist
jetzt (mit dem Schreiben und Vorlesen) etwas zu stark belastet.
Ida ist sehr oft leidend, die
Schwester Tierok z. Z. ganz
arbeitsunfähig.
Den
Guthmann werde ich Dir zugänglich machen, wenn wir
fertig sind. Es ist nämlich ein dicker Wälzer.
Der
Mutter von
Dr. Bähr in
Wieblingen geht es etwas besser. Beide Eltern waren
hier, ohne daß wir sie gesehen haben. Mein letzter Berliner Assistent
und hilfreicher Hausverwalter ist in
Berlin
an der F.U. ao. Professor geworden. (
Dr. Lieber.)
Ich schreibe jetzt immer in
kleinen Portionen, schicke aber eine große Portion wärmster Wünsche
und Grüße mit. Fordere Dir nichts ab, was Dich anstrengt!
<li. Rand> Du hast das Recht, con amore zu leben.
Mit den Grüßen der "anderen"
in Liebe u. Treue
Dein Eduard.